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UmweltethikEthik des Essens

Anmerkungen zur veganen Bewegung aus christlicher Sicht

„Ein Land, darin Milch und Honig fließt“

I. Einleitung

Vegan zu leben liegt im Trend. Supermärkte kennzeichnen vegane Lebensmittel. In vielen Großstädten findet man eine Auswahl veganer Restaurants. Prozentual ist der Anteil an Vega­nern in der Bevölkerung zwar sehr gering.1Eine Schätzung geht von 900.000 Veganern in Deutschland aus (s. Fritzen, Gemüseheilige, 163), aber genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln. Eine nicht repräsentative Studie kommt zum Ergebnis, dass maximal 61 Prozent der teilnehmenden Veganer konsequent vegan leben (Berger, Vitamin-B12-Mangel, 84-6). Aber der Veganismus hat eine Ausstrahlung entwickelt, die weit über die vegane Kern­gruppe hinausreicht.

Wie sollten Christen darauf reagieren? Neben theologischen Fragen sind auch gesundheitliche und ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Ist vegane Ernährung sinnvoll und verträglich? Im folgenden Beitrag soll diesem aktuellen Thema nachgegangen werden. Zunächst gebe ich einen kurzen Überblick über Kennzeichen und historische Entwicklung des Veganismus. Im Anschluss untersuche ich diverse Begrün­dungen veganer Lebensstile sowie gesundheit­liche Vor- und Nachteile. Im letzten Teil folgt eine theologische Auseinandersetzung.

1.1. Was heißt „vegan leben“?

Grundsätzlich vermeiden Veganer alle Pro­dukte, zu deren Gewinnung Tiere gehalten oder getötet werden. Man kann Veganismus als strengste Variante des Vegetarismus verstehen. Während Vegetarier allgemein kein Fleisch essen, verzichten Veganer darüber hinaus auch auf andere Tierprodukte wie Eier und Milch. Allerdings suggeriert der Vergleich mit Vegeta­riern, es gehe ausschließlich um Lebensmittel. Tatsächlich ist Veganismus breiter angelegt. Konsequente Veganer lehnen jegliche Nutzung von Tieren ab – auch bei Bekleidung (Wolle, Leder, Seide), Kosmetik (Produkte, die tieri­sche Inhaltsstoffe enthalten oder an Tieren ge­testet wurden) und in der Unterhaltung (Zoo, Zirkus, Reitsport, Jagd).2Vgl. Schwarz, Veganismus, 73f.

In der Praxis gibt es allerdings unterschiedlich konsequente Ausprägungen. In der Ernährung vermeiden Veganer grundsätzlich Fleisch, Eier, Milch, Milchprodukte, Honig und Gelatine. Doch gibt es manche Unklarheiten. Zum Bei­spiel wird Gelatine teilweise auch in der Pro­duktion von Saft und Wein eingesetzt, außer­dem in Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten. In der Herstellung einiger pflanzlicher Jogurtalternativen kommen Milchsäurebakterien zum Einsatz. Pilze werden häufig auf Nährboden aus Tierkot gezüchtet. Viele Lebensmittel enthalten Zusatzstoffe, deren Her­kunft nur schwer oder gar nicht nachzuvollzie­hen ist. Veganer gehen mit solchen Grauzonen unterschiedlich um. 

Weitere Grauzonen existieren in anderen Le­bensbereichen. Veganer lehnen Haustiere nicht grundsätzlich ab, sofern sie nicht aus der Tier­handlung stammen, nicht als Besitz betrachtet werden, und veganes Futter bekommen.3Vgl. jedoch Clements, Vegan, 71-4. Ve­gane Musiker müssen häufig Kompromisse eingehen, denn Holzinstrumente werden mit tierischen Klebstoffen gebaut und der Bogen von Streichinstrumenten basiert traditionell auf Pferdehaar. Ganz allgemein könnte kaum je­mand überprüfen, ob das Verpackungsmaterial all seiner Einkäufe frei von tierischen Farb- und Klebstoffen ist. Veganer streben also danach, die Nutzung von Tieren so weit wie möglich zu vermeiden, wenn sich das Ziel auch nicht völlig verwirklichen lässt.4Vgl. Schwarz, Veganismus, 74f; Rinas, Freiheit, 16; Berger, Vitamin-B12-Mangel, 84-6.

1.2. Historische Entwicklung

Der moderne Veganismus hat Vorläufer in ein­zelnen Strömungen der Antike und der Weltre­ligionen. Pythagoras und seine Schüler lehnten Fleisch als Nahrung ab, weshalb vegetarische Ernährung bis in das 19. Jahrhundert noch als „pythagoräisch“ bezeichnet wurde. Bedeutende Strömungen des Hinduismus, Buddhismus und Christentums vermieden Fleisch und Eier oder schränkten den Verzehr dieser Güter erheblich ein. Der Jainismus zeichnet sich durch einen radikalen Tierschutz aus. Neben veganer Ernäh­rung beinhaltete er aufwändige Gewohnheiten, die zum Beispiel das versehentliche Töten von Insekten vermeiden sollten.5Vgl. ebd. 95f; Rinas, Freiheit, 28-41. Solche Vorläufer hatten jedoch keinen nennenswerten histori­schen Einfluss auf die Entstehung des moder­nen Veganismus. Mit Ausnahme des Jainismus beschränken sich die Parallelen darauf, dass es sich um Varianten vegetarischer Lebensstile handelt.

Der moderne Veganismus entstand im 19. Jahr­hundert innerhalb der vegetarischen Bewegung. Schon sehr früh verzichtete eine Minderheit der Vegetarier auf sämtliche Tierprodukte. Sie gal­ten dann als „strenge Vegetarier“ und nannten ähnliche Gründe wie andere Vegetarier: Pflanzliche Nahrung sei natürlicher, gesünder, wirtschaftlicher und ethischer als tierische. Einige der strengen Vegetarier vermieden damals bereits Tierprodukte in der Bekleidung und Unterhaltung, beschränkten sich also nicht auf Ernährung. In diesen Fällen war die Begründung – ähnlich wie heute – ethischer Natur.6Fritzen, Gemüseheilige, 12, 47-50.

Der erste Weltkrieg beeinflusste den Vegeta­rismus ganz wesentlich. Nachdem Vegetarier jahrzehntelang argumentiert hatten, der Mensch könne ohne Fleisch gesund leben, zwang der Krieg Menschen vielfach, ebendies umzuset­zen. Fortan war es dann weniger ungewöhnlich, vegetarisch zu leben. Auch die Ernährungswis­senschaft erkannte, dass fleischliche Ernährung nicht unbedingt nötig ist. Paradoxerweise verlo­ren vegetarische Vereine und Publikationen in diesem neuen Klima an Bedeutung. Um sich von der Mehrheit abzugrenzen, wurden sie ra­dikaler und forderten – nach einigen Rich­tungskämpfen – konsequenter als zuvor den völligen Verzicht auf Tierprodukte.7Ebd. 81-91.

Es war im Sinne dieser Abgrenzung, dass der Engländer Donald Watson mit zwei Dutzend Gleichgesinnten 1944 einen vegetarischen Ver­ein gründete, der sämtliche Tierprodukte ab­lehnte. In der ersten Vereinszeitschrift schlug er einen Namen vor, der die Gruppe klar von Laktovegetariern unterscheiden sollte: „vegan“. Das Wort bestand aus den ersten drei und letz­ten zwei Buchstaben von „vegetarian“.8Ebd. 99-104.

Zusätzlichen Auftrieb erhielt der Veganismus durch die Tierrechtsbewegung. Seit den siebzi­ger Jahren diskutieren einige Philosophen über die Frage, ob Tiere einige derselben Rechte haben wie Menschen. Anhänger dieser Positio­nen, die längst nicht mehr auf philosophische Fakultäten begrenzt sind, essen in der Regel vegan. Darüber hinaus haben Jugendkulturen zur Ausbreitung des Veganismus beigetragen. Vegane Bands nehmen in ihren Songs Stellung zu Tierrechten und werben für ihren Lebens­stil.9Ebd. 157f.

Schließlich ist Veganismus in den letzten zehn Jahren zu einem Phänomen geworden, das den Mainstream der westlichen Gesellschaften be­einflusst. Veganer haben sich aus ihrer obsku­ren Nische befreit und eine fortschrittliche Identität entwickelt. Inzwischen ist es selbstver­ständlich, dass Mensen vegane Optionen an­bieten. Die Messe VeggieWorld findet in sech­zehn europäischen Städten statt und zählte 2017 über 100.000 Besucher.10Hendrik Schellkes, pers. Mitteilung, 8.6.2018. Jedes Jahr erscheinen mehrere vegane Kochbücher, und vegane YouTube-Kanäle vermitteln ein attraktives, leicht elitäres Image. Selbst für Leute, die nicht konsequent vegan leben, ist es „in“, pflanzliche Ernährung zu bevorzugen oder zumindest einen Tag pro Woche vegan zu essen.11Vgl. Fritzen, Gemüseheilige, 13.

II. Womit Veganer ihre Lebensweise begründen

Argumente, mit denen Veganer ihren Lebensstil begründen, beschränken sich nicht auf tierethi­sche Argumente. Viele beziehen sich auch auf gesundheitliche und ökologische Faktoren. In der Regel erachten Veganer jedoch die tierethi­sche Begründung als ausschlaggebend und un­verzichtbar.

2.1. Tierethische Motive

Die Entscheidung für ein veganes Leben wird überwiegend als Entscheidung zugunsten der Tiere dargestellt. Die Nutzung tierischer Pro­dukte schade den Tieren. Allerdings sind solche Begründungen unterschiedlich radikal. Sie kön­nen jegliche Nutzung von Tieren durch den Menschen verwerfen oder lediglich Probleme in der Viehwirtschaft anprangern. So lassen sich drei Ebenen der Argumentation identifizieren.

1. Ablehnung der Massentierhaltung

Veganer kritisieren häufig die Tierhaltung der konventionellen Viehwirtschaft als inhuman, weil das Tierwohl der wirtschaftlichen Effizi­enz unterordnet werde. Haltungsbedingungen können für Tiere schmerzhaft und ungesund sein. Ähnliche Kritik äußern auch Tierschützer und ethische Vegetarier.12Vgl. Lanz, Tiere, 7.

2. Ablehnung des Tötens von Tieren

Einen Schritt weiter geht das Argument, es sei grundsätzlich falsch, Tiere zu töten. Unter die­ser Voraussetzung ist Fleischkonsum selbstver­ständlich ausgeschlossen. Entsprechend begeg­net dieses Argument häufig auch als tierethische Begründung des Vegetarismus. 

Veganer halten ethische Vegetarier in diesem Punkt für inkonsequent. Sie verweisen darauf, dass die Produktion von Milch und Eiern ebenso die Tötung von Tieren erfordert. Kühe geben nur Milch, nachdem sie Kälber geboren haben. Es werden mehr Kälber geboren als zum Ersetzen der Milchkühe nötig sind (zumal die Hälfte der Kälber männlich ist), sodass die meisten Kälber geschlachtet werden, damit Milchproduktion wirtschaftlich tragfähig ist. Legehennen können zwar unbefruchtet Eier legen. Jedes zweite Küken ist jedoch männlich und damit zur Eierproduktion unbrauchbar. In der Praxis werden männliche Küken oft geschreddert, vergast oder erstickt. Auf diesem Hintergrund argumentieren Veganer, Tierprodukte seien generell abzulehnen, weil zu ihrer Produktion Tiere getötet werden.

3. Ablehnung jeglicher Nutzung von Tie­ren

Viele Veganer lehnen nicht nur das Töten, son­dern jegliche Nutzung von Tieren ab. Für sie sind Milch und Eier schon aus diesem Grund abzulehnen, von der bereits erwähnten Tötung männlicher Tiere abgesehen. Sobald der Mensch sich anmaßt, Tiere zu züchten oder wirtschaftlich zu nutzen, verletze er ihre Rechte. Das, wofür andere Lebewesen hart gearbeitet haben, dürfen wir ihnen nicht wegnehmen, so ein typisches Argument.

Erst dieser Gedankengang erhellt, warum Ve­ganer möglichst auf sämtliche Tierprodukte verzichten. Viele würden es zwar begrüßen, wenn Haltungsbedingungen in der Viehwirt­schaft drastisch verbessert und weniger Tiere getötet würden. Doch solche Veränderungen würden die Knechtschaft der Tiere nicht been­den. Deshalb setzen Veganer nicht auf alterna­tive Landwirtschaft oder etwa im ländlichen Raum auf Eigenproduktion tierischer Lebens­mittel, sondern auf Verzicht. Aus demselben Grund lehnen sie auch Produkte ab, für deren Herstellung es nicht nötig ist, Tiere zu töten (z.B. Bienenhonig, Schafwolle). 

2.2. Ökologische und ökonomische Motive

Neben der Tierethik berufen sich Veganer häu­fig auf Umweltschutz und Ernährungssicher­heit. Die globale Viehwirtschaft stößt große Mengen an Abfällen, Schmutzwasser und Treibhausgasen aus. Diese Umweltbelastung sei erheblich höher als die durch Ackerbau be­dingte. Demnach sei Verzicht auf tierische Le­bensmittel ein notwendiger Beitrag zum Um­weltschutz.

Viele Veganer weisen darauf hin, dass die Umwandlung von pflanzlicher Nahrung in tieri­sche Lebensmittel relativ ineffizient ist. Für jede sieben Kalorien, die ein Tier frisst, gebe es nur eine Kalorie weiter, wenn es von Menschen gegessen wird.13R.H. Strahm, zitiert in Clements, Vegan, 18; vgl. Singer, Alle Tiere, 22, Anm. 6. Demnach sei es viel effizien­ter, Pflanzen zu essen. Angesichts einer wach­senden Weltbevölkerung und knappen Ressour­cen sei vegane Ernährung die einzig sinnvolle Lösung.

Auch ökologische Nachteile der Nutztierhal­tung werden hervorgehoben. Viehhaltung pro­duziere einen Großteil der globalen Treibhaus­gase.14Vgl. Steinfeld u.a., Shadow, 112-4. Ferner schreibt Kath Clements im Buch Vegan, einem Standardwerk der veganen Be­wegung, „Alles in allem schaden weidende Tiere jeder stabilen und schützenden Pflanzen­decke des Bodens.“15Clements, Vegan, 35. Die Aussage zeigt, dass der veganen Bewegung Nachhaltigkeit ein An­liegen ist.

2.3. Gesundheitliche Motive

Vegane Ernährung wird seit dem 19. Jahrhun­dert von ihren Vertretern als gesundheitlich vorteilhaft angepriesen. Die Vorstellung, pflanzliche Lebensmittel böten eine natürli­chere Ernährung als die bürgerliche Küche, war in der Lebensreformbewegung stark vertreten.16Der erste vegetarische Verein in Deutschland hieß „Verein für natürliche Lebensweise“ (Fritzen, Gemüseheilige, 14). Frühe Impulse in diese Richtung kamen aus der Naturheilkunde.17S. Schwarz, Veganismus, 100f. Ähnliche Ansätze begegnen auch heute noch in der populären Ernährungs­literatur. 

2.4. Spirituelle und esoterische Motive

Vereinzelt gehen gesundheitliche Begründun­gen des Veganismus in eine spirituelle oder esoterische Richtung, die auf die Vorstellung von einer „natürlichen Ernährungsweise“ oder auf ein Reinheitsideal zielt. Durch den veganen Lebensstil werde das natürliche Potenzial des Köpers (oder Geistes) entfaltet, sich zu heilen und zu erneuern. 

III. Wer hat Recht? Die Argumente der Veganer in der Diskussion

Wie bereits deutlich wurde, beziehen sich Ve­ganer auf Umstände der modernen Viehzucht, ökologische Auswirkungen, gesundheitliche Vorteile pflanzlicher Ernährung und ähnliches. Umgekehrt betonen andere die gesundheitliche und gesellschaftliche Wichtigkeit der Tierwirt­schaft. Im Folgenden werden die wichtigsten Argumente dieser Art diskutiert.

3.1. Tierleid

Missstände in der Landwirtschaft tragen erheb­lich zur Verbreitung und Apologetik des Vega­nismus bei. Häufig sind es Videos oder Be­schreibungen der Haltungsbedingungen von Nutztieren, die Menschen bewegen, Veganer zu werden. Dennoch ist Veganismus keine not­wendige Konsequenz daraus. Mit derselben Begründung könnte man für ökologische oder alternative Landwirtschaft plädieren oder gar „glückliche Hühner“ im eigenen Garten halten. 

Die Überzeugung, es sei grundsätzlich falsch, Tiere zu töten, ist insofern weitreichender, als sie tatsächlich einen Großteil der Tierhaltung unmöglich machen würde. Sie ist aber in der Praxis nicht konsequent anwendbar, weil eine völlig „gewaltfreie“ Ernährung schlicht un­möglich ist. Die meisten wilden Tiere, die in Feldern leben, sterben bei der Ernte.18S. Davis, Least Harm, 389f. Hinzu kommen die Auswirkungen von Pestiziden. Schon die Tatsache, dass Menschen Nahrung anbauen, belastet die Tierwelt. Jedes Getreide­feld und jeder Obstgarten verdrängt das Habitat vieler anderen Spezies. Insofern werden auch in veganer Nahrungsproduktion Tiere getötet.

3.2. Ökologie und Nachhaltigkeit

Veganer, die die Vorteile ihrer Ernährung für die Umwelt und die globale Ernährungssitua­tion betonen, haben teilweise Recht. Viehwirt­schaft belastet tatsächlich die Umwelt und die zur Ernährung einer wachsenden Weltbevölke­rung verfügbaren Ressourcen. Doch eine rein negative Bewertung der Viehwirtschaft wird der komplexen Realität nicht gerecht.

Zunächst kann man einwenden, dass vegane Ernährung nicht die einzige Möglichkeit ist, auf die genannten Herausforderungen zu reagieren. Denn bestünde die Bevölkerung mehrheitlich aus Vegetariern und Flexitariern, würde sich bereits dadurch der ökologische Fußabdruck deutlich verringern. Bisher ist nicht belegt, dass vegane Ernährung v.a. der vegetarischen Ernäh­rung so klar im Vorteil ist, dass eine eindeutige Empfehlung zu ihren Gunsten gerechtfertigt wäre.

Auch die vermeintliche Effizienz veganer Er­nährung lässt sich unterschiedlich bewerten. Nutztiere weltweit verbrauchten 2006 etwa 77 Millionen Tonnen an für Menschen essbarem Protein. Sie produzierten etwa 58 Millionen Tonnen essbares Protein.19S. Steinfeld u.a., Shadow, 270. Demnach ist das Verhältnis nicht so ungünstig wie einige Vega­ner meinen.20Vgl. o. Anm. 13. Hinzu kommt, dass vegane Ernährung Proteine nicht optimal verwertet, weil tierische Proteine in der Zusammensetzung der Aminosäuren für Menschen günstiger sind. Veganern wird deshalb empfohlen, eine höhere Menge an Proteinen zu sich zu nehmen.21S. Englert / Siebert, Ernährung, 40-3.  Inso­fern verbrauchen Menschen, die Fleisch oder Eier in moderaten Mengen als Proteinquelle nutzen, nicht automatisch viel mehr Nahrungs­ressourcen als Veganer.22Vgl. UN FAO, State, 39.

Ferner kann Viehwirtschaft unter den richtigen Voraussetzungen die verfügbare Menge an Nahrungsmitteln steigern. Tiere können Futter verwerten, das für Menschen nicht essbar ist. Zum Beispiel fressen Kühe und Schafe Gras, und zwar häufig auf Weideflächen, die zum Ackerbau ungeeignet sind.23Vgl. O’Mara, Grasslands, 1266. Außerdem produ­ziert Vieh Dünger, der zum Wachstum der Ackerpflanzen beiträgt. Auch die Auswirkun­gen der Viehwirtschaft auf den globalen Le­bensmittelmarkt sind nicht ausschließlich nega­tiv. Zum einen setzt die Viehwirtschaft marktwirtschaftliche Anreize zum Anbau von Nahrung. Zum anderen gleicht sie Preisschwankungen bei Grundnahrungsmitteln aus, weil sie Überschüsse verwertet, bei Knappheiten aber auf alternative Futtermittel ausweicht.24S. UN FAO, State, 39; Steinfeld u.a., Shadow, 270.

Je nachdem, welche landwirtschaftlichen Me­thoden eingesetzt werden, kann sich Viehwirt­schaft auch positiv auf die Umwelt auswirken. Gezielte Weidetechniken können die Bodenero­sion verhindern, Kohlendioxid binden und Mutterboden aufbauen. Nutztiere können zur Schädlingsbekämpfung beitragen und so den Einsatz von Pestiziden reduzieren.25S. O’Mara, Grasslands, 1266f; Pollan, Dilemma, 211f. Ob die positiven oder negativen Auswirkungen der Viehzucht überwiegen, liegt daran, wie sie konkret gestaltet wird. Tierhaltung ist nicht grundsätzlich umweltschädlicher als Ackerbau.

3.3. Gesundheitliche Vor- und Nachteile veganer Ernährung

Veganer betonen gerne die gesundheitlichen Vorteile ihrer Ernährung, während andere eher vor deren Risiken warnen. Im Vergleich zu den empfohlenen Richtlinien essen Männer und Frauen in Deutschland zu viel Fleisch und zu wenig Obst und Gemüse.26S. Englert / Siebert, Ernährung, 106f. In diesen Punkten stehen Veganer besser da. Die Nachteile vega­ner Ernährung beziehen sich darauf, dass es schwieriger ist, bestimmte Nährstoffe in ausrei­chenden Mengen zu sich zu nehmen, wenn man auf Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte verzichtet. 

1. Makronährstoffe

Die Versorgung mit Kohlenhydraten geschieht ganz überwiegend über pflanzliche Lebensmit­tel (z.B. Getreide, Reis, Kartoffeln). Veganer nehmen meist mindestens 50 Prozent ihrer Energiezufuhr in Form von Kohlenhydraten auf und entsprechen so den Empfehlungen der DGE. Sie erhalten auch mehr als genug Ballast­stoffe.27S. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 32-5.

Die meisten vom Körper benötigten Fette sind in pflanzlicher Nahrung enthalten. Positiv an veganer Ernährung ist, dass die Aufnahme ge­sättigter Fettsäuren relativ gering ist (<10 Ener­gieprozent). Allerdings kommen die Omega-3-Fettsäuren, die für die Gesundheit besonders wichtig sind, überwiegend in Fisch vor. Ob­wohl der Körper eine geringere Aufnahme die­ser Nährstoffe teilweise kompensieren kann, ist es schwierig für Veganer, eine optimale Ver­sorgung zu gewährleisten.28S. ebd. 35-40.

Proteine bestehen aus Aminosäuren und sind notwendig, um die Bestandteile des Körpers zu bilden. Sie sind in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Eier, Milch) reichlich vorhanden so­wie in Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen, Soja) und Nüssen.29Vgl. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 271f. Obwohl adäquate Versorgung aus pflanzlichen Quellen grundsätzlich möglich ist, nehmen viele Veganer zu wenig Protein zu sich. Tierische Proteine sind höherwertig als pflanzliche, sodass es nicht ausreicht, die emp­fohlene Tagesmenge an Protein in pflanzlicher Form einzunehmen. Veganer sollten verschie­dene proteinhaltige Lebensmittel so kombinie­ren, dass sie alle essentiellen Aminosäuren aus­reichend enthalten, und zudem mehr Protein essen als für Nichtveganer empfohlen wird.30S. ebd. 40-3.

2. Mikronährstoffe

Die meisten Mikronährstoffe sind in pflanzli­cher Nahrung ausreichend vorhanden, um eine angemessene Zufuhr bei veganer Ernährung zu gewährleisten. Einige Nährstoffe erfordern aber etwas Aufmerksamkeit, um Mangelversorgung zu vermeiden. Jodsalz reicht häufig nicht aus, um den Bedarf an Jod zu decken. Während Nichtvegetarier auch Fisch als Jodquelle nutzen können, müssen Veganer auf andere Lebens­mittel zurückgreifen (z.B. jodhaltiges Mine­ralwasser, Algen und Seetang).31Die Nährstoffangaben im Einzelfall sind entscheidend. Der Jodgehalt von Champignons und Feldsalat hängt vom Boden ab und ist in Küstennähe höher. Algen können auch zu hohe Mengen Jod enthalten. S. ebd. 61f. Vitamin D wird sowohl über die Nahrung eingenommen als auch von der Haut mit Sonnenlicht syntheti­siert. Lebensmittel mit Vitamin D sind über­wiegend von tierischer Herkunft (fettiger Fisch, Ei, Käse). Weil der Bedarf größtenteils durch Synthese bei Sonneinstrahlung gedeckt wird, können sich Veganer grundsätzlich ausreichend versorgen. In den Wintermonaten kommt es jedoch leicht zur Unterversorgung.32S. ebd. 49-51. Calcium ist in vielen pflanzlichen Lebensmitteln und in Getränken (z.B. Mineralwasser) enthalten. Es ist also durchaus möglich, den Bedarf an Cal­cium bei veganer Ernährung zu decken. Den­noch nehmen viele Veganer weniger als die empfohlene Menge auf, weil sie auf Milchpro­dukte verzichten, die für Nichtveganer eine wichtige Calciumquelle sind.33S. ebd. 55-9.

Vitamin B12 (Cobalamin) ist wohl der bekann­teste Nährstoff in der Diskussion um vegane Ernährung. Er erfüllt mehrere wichtige Aufga­ben. Insbesondere trägt er zum Abbau von Fett­säuren, zum Zellwachstum und zur geistigen Entwicklung bei. Der Körper kann Vitamin B12 langfristig speichern, sodass Mangelerschei­nungen erst spät sichtbar werden. Es ist nicht möglich, eine zuverlässige Versorgung mit Vitamin B12 auf pflanzlicher Basis zu gewähr­leisten, ohne angereicherte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden. Der Nährstoff wird von Mikroorganismen produ­ziert. Menschen bekommen ihn üblicherweise von Tieren, deren Darmbakterien Vitamin B12 bilden, oder von Fischen, die ihn über die ma­rine Nahrungskette aufnehmen. 

Pflanzen und Algen, die als Vitamin-B12-Quel­len propagiert werden, enthalten überwiegend Stoffe, die dem Vitamin ähnlich sind ohne die­selbe Wirkung zu haben. Sie sind anhand bio­logischer und chemischer Tests nur schwer von Vitamin B12 zu unterscheiden, können jedoch mit der Absorption des Vitamins konkurrieren und so kontraproduktiv wirken. Die Veganerin Iris Berger kommt in ihrer ausführlichen Studie zum Ergebnis, dass sämtliche Versuche, pflanzliche Quellen für Vitamin B12nachzuweisen, als gescheitert gelten müssen.34Berger, Vitamin-B12-Mangel, 34-55.

Veganer können ihren Bedarf an Vitamin B12 decken, indem sie Lebensmittel essen, die da­mit angereichert sind, und Nahrungsergän­zungsmittel einnehmen. Vegane Milchersatz­produkte, Fleischalternativen und Cornflakes sind teilweise mit Vitamin B12 angereichert – allerdings nur in geringen Mengen, sodass der Tagesbedarf damit in der Regel nicht gedeckt wird.35Einige Energydrinks enthalten höhere Mengen des Vitamins. Bio-Produkte dürfen grundsätzlich nicht mit Vitamin B12 angereichert werden. S. ebd. 64-7. Vitamin B12-Tabletten sind eine relativ einfache und kostengünstige Möglichkeit, dem Problem zu begegnen. Es gibt auch mit Vitamin B12 angereicherte Zahnpasta. Leider nehmen nur 43% der Veganer solche Mittel zu sich.36S. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 48; vgl. Berger, Vitamin-B12-Mangel, 101. Der Mehrheit der Veganer fehlt demnach ein essentieller Nährstoff. Das Risiko gesundheitli­cher Schäden ist bei schwangeren und stillen­den Frauen sowie bei Kindern und Jugendli­chen besonders hoch.37S. Richter / Boeing u. a., Vegane Ernährung, 94f.

3. Fazit: Ist vegane Ernährung gesund­heitsfördernd?

Veganer haben mehreren Studien zufolge eine höhere Lebenserwartung als Mischköstler. Es ist schwierig festzustellen, inwiefern dies tat­sächlich eine Auswirkung des Veganismus ist. Denn Veganer gehören zu einem Bevölke­rungsmilieu, das sich überhaupt bewusster er­nährt und z.B. weniger raucht und trinkt. Um­gekehrt wird die Sterblichkeitsrate von Mischköstlern vom übermäßigen Fleischkonsum der Durchschnittsbevölkerung beeinflusst. Sie gibt also keine Auskunft darüber, wie sich optimale, d.h. ausgewogene Mischkost im Vergleich zu veganer Ernährung auswirkt. Außerdem bleibt fraglich, ob Veganer gegenüber Vegetariern einen gesundheitlichen Vorteil haben.38S. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 105-13.

Nichtsdestotrotz haben Studien gezeigt, dass vegane Ernährung in bestimmten Situationen gesundheitsfördernd sein kann. Vegane Ernäh­rung kann zur Behandlung von Fettleibigkeit, zur Reduktion von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und zur Prävention und Therapie von Diabetes mellitus sinnvoll sein.39S. ebd. 114-53. Zusammenhänge zwischen Krebs und veganer Ernährung sind ein kontroverses Thema. Die Erkrankungshäufigkeit liegt bei Veganern und Vegetariern niedriger, allerdings muss hier nach Krebsart differenziert werden.40S. ebd. 160-72. Zu Prostata- und Kolorektalkrebs ist hinzuzufügen, dass hoher Milchkonsum das Risiko offenbar erhöht (ebd., 169-71).

Einige Personengruppen sind bei veganer Er­nährung besonders von Mangel gefährdet. Das gilt vor allem für schwangere und stillende Frauen, für Säuglinge, Kinder und Jugendliche sowie für Senioren. In der Schwangerschaft und Stillzeit benötigen Frauen viele Nährstoffe in höheren Mengen, sodass es schwierig (aber nicht unmöglich) ist, den Bedarf durch vegane Ernährung zu decken. Ähnliches gilt für Kinder und Jugendliche, für die eine gute Versorgung aufgrund ihres Wachstums besonders wichtig ist.41Vgl. Richter / Boeing u.a., Vegane Ernährung, 99; Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 86. Die Bewertung der DGE ist negativer als die der Ernährungsgesellschaften in Nordamerika. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Lebensmittel in Deutschland weniger angereichert sind. Das Risiko für Senioren ist deshalb erhöht, weil der Energiebedarf im Alter sinkt und der Appetit oft nachlässt, der Bedarf an vielen Nährstoffen – insbesondere Mikronährstoffen – aber konstant bleibt. Die geringere Dichte und Verwertbarkeit von Nährstoffen in veganer Nahrung ist deshalb ein zusätzlicher Risiko­faktor zur Unterversorgung.42S. ebd. 97.

3.4. Soziale und ökonomische Aspekte

Studien zu den Auswirkungen veganen Lebens beziehen sich überwiegend auf moderne westli­che Gesellschaften. In ärmeren Ländern ist es deutlich schwieriger, eine ausgewogene vegane Ernährung zu praktizieren. Das hat mehrere Gründe. Der kritischste Nährstoff, Vitamin B12, ist – außer in Tierprodukten – nur in angerei­cherten Lebensmitteln und in Nahrungsergän­zungsmitteln vorhanden. Beide sind in Ent­wicklungsländern kaum erhältlich oder für Arme unerschwinglich. Allgemein erleichtert die Produktvielfalt in westlichen Supermärkten ausgewogene vegane Ernährung erheblich. Das liegt nicht nur an veganen Fleischimitaten und anderen Ersatzprodukten. Schon das breite, fast saisonunabhängige Angebot an Obst und Ge­müse ermöglicht es Veganern, pflanzliche Nährstoffe optimal in ihre Ernährung zu integ­rieren. Beim Risiko einer Unterversorgung hel­fen angereicherte Lebensmittel (von Jodsalz bis Sojamilch) und Nahrungsergänzungsmittel. Hinzu kommt der Informationsvorteil. Verant­wortungsvolle vegane Ernährung benötigt Er­gebnisse der Ernährungswissenschaft, zuverläs­sige Nährstoffangaben auf Lebensmitteln und in vielen Fällen professionelle Beratung. Der Mehrheit der Weltbevölkerung sind diese Res­sourcen unzugänglich. 

Die Food and Agriculture Organisation der UNO betont den Wert von Fischen, Hühnern und Ziegen in vielen armen Ländern, weil diese Tiere unter sehr einfachen Bedingungen erheb­lich zur Ernährung und zum Wohlstand von Familien beitragen können.43UN FAO, State, 40-42. Veganismus würde für solche Familien eine gesundheitliche und ökonomische Bedrohung darstellen. Dieses Problem beschränkt sich nicht auf Entwick­lungsländer. Auch in wohlhabenden Gesell­schaften gibt es erhebliche Unterschiede im Zugang zu Information und zu ausgewogener Ernährung. Dementsprechend würde die Forde­rung, vegan zu leben, sozioökonomisch be­nachteiligte Menschen nicht nur härter treffen als andere; sie wäre mit unzumutbaren gesund­heitlichen Risiken verbunden.

In diesem Zusammenhang ist es bezeichnend, dass vegane Literatur häufig auf erfolgreiche Veganer verweist, z.B. aus dem Hochleistungs­sport.44Z.B. Clements, Vegan, 50; King, Vegangelical, 64. Vegane Ernährung muss gesund und nahrhaft sein, wenn selbst Olympiasieger vegan leben können – so die Logik. Doch derartige Argumente lenken nur von den eigentlichen Problemen ab. Denn die größten Schwierigkei­ten legt der Veganismus nicht erfolgreichen Sportlern auf, sondern Schutzbedürftigen – Armen, Müttern, Kindern, Menschen mit gerin­ger Bildung, usw.45Vgl. George, Discrimination, 19-28.

IV. Philosophische und theologische Perspektiven

Ab den 1970er Jahren profitierte die vegane Bewegung von der philosophischen Diskussion von Tierrechten. Im selben Zeitraum haben sich auch mehrere christliche Theologen diesem Anliegen gewidmet und aus biblisch-ethischer Sicht gegen moderne Nutztierhaltung argumen­tiert. Christliche und säkulare Denker in dieser Debatte ähneln sich in einigen Punkten, doch ihre Ansätze weisen zugleich erhebliche Unter­schiede auf.

1. Speziesismus

In der philosophischen Tierethik ist es üblich, Diskriminierung gegen Tiere als „Speziesis­mus“ zu bezeichnen. Einige Philosophen argu­mentieren, solche Diskriminierung sei ebenso falsch wie Rassismus und Sexismus. Wer Inte­ressen von Menschen bevorzugt, weil sie Men­schen sind, mache sich des Speziesismus schul­dig. 

Diese Argumentation basiert auf der Annahme, dass wir Individuen nur dann unterschiedlich behandeln dürfen, wenn ihre individuellen Ei­genschaften die unterschiedliche Behandlung begründen. Man darf einer Schülerin schlech­tere Noten geben, weil sie sich nicht am Unter­richt beteiligt, aber nicht, weil sie weiblich ist. Analog dazu dürfe man Tiere nicht einfach deshalb einsperren, essen oder in wissenschaft­lichen Experimenten verwenden, weil sie keine Menschen sind. Vielmehr müsse man solche Eingriffe anhand individueller Eigenschaften (z.B. geringerer Intelligenz, Schmerzempfind­lichkeit o.ä.) rechtfertigen. Daraus folge, dass Ethik nicht grundsätzlich zwischen Menschen und Tieren unterscheiden dürfe.46Vgl. Singer, Liberation, 32-8; Singer, Alle Tiere, 19-29; Regan, Rechte für Tiere, 42-5.

Aus christlicher Sicht ist diese Argumentati­onsweise nicht überzeugend. Denn biblisch-theologisch gründet sich der Wert menschlichen Lebens nicht in bestimmten Eigenschaften oder Fähigkeiten des Individuums, sondern in der von Gott gegebenen Gottebenbildlichkeit. Der Wert von Tieren liegt ebenfalls nicht darin, dass sie bestimmte (menschenähnliche) Eigenschaf­ten haben, sondern darin, dass Gott sie geschaf­fen, gesegnet und uns Menschen zur Fürsorge anvertraut hat.47Vgl. Lanz, Tiere als Nahrung.

2. Achtung der Tiere als Ehrfurcht vor ih­rem Schöpfer

Neben säkularen Philosophen plädieren auch einige christliche Theologen für den Verzicht auf Tierprodukte. Sie begründen dies damit, dass Gott die Tiere geschaffen hat und dass seine Absichten für die Tierwelt mit moderner Nutztierhaltung unvereinbar seien.

Gott hat der Welt eine Ordnung gegeben, die ethische Implikationen hat. Dazu gehört z.B. der Schutz menschlichen Lebens. Doch die Schöpfungsordnung betrifft nicht nur Men­schen. In Bezug auf Tiere sorgt Gott für ange­messene Nahrung (Gen 1,30), segnet sie, gibt ihnen den Auftrag, sich zu vermehren (Gen 1,22), und schließt sie in seinen Bund mit der Schöpfung ein (Gen 9,10). Gottes Absicht für die Schöpfung beinhaltet also das Gedeihen der Tierwelt.

Dementsprechend argumentieren manche Christen, dass unser Umgang mit Tieren diese Absicht reflektieren muss. „Eine christliche Wertschätzung von Tieren bedeutet, dass wir darauf achten müssen, unter Gottes anderen Tieren im Bewusstsein ihres Status als unsere Mitgeschöpfe zu wandeln, ihr Gedeihen zu fördern, wenn möglich, und nur zu behindern, wenn nötig.“C48lough, Consuming, 13 (“a Christian appreciation of animal creatures means we must nonetheless take care to walk among God’s other animal creatures in awareness of their status as our fellows, seek to promote their flourishing when we can, and obstruct it only when we must”). Die moderne Nutztierhaltung widerstrebe diesem Aspekt der Schöpfungsord­nung. Sie lasse Tieren nicht die Möglichkeit zu gedeihen, weil sie alle Aspekte ihres Lebens der Effizienz der Agrarindustrie und dem Preis­druck des Lebensmittelmarktes unterwerfe. Konkrete Aspekte der Milch-, Eier- und Fleischproduktion seien mit dem Gedeihen der Tiere unvereinbar (etwa die Praxis, männliche Küken von Legehennen zu töten). Christen seien deshalb angehalten, Produkte der Nutz­tierhaltung zu meiden und vegan zu leben.49Ebd. 16-21.

Ob zwischen moderner Viehzucht und dem Gedeihen der Tiere tatsächlich eine so absolute Spannung besteht, werden Menschen unter­schiedlich beurteilen. Nutztierhaltung beinhaltet ein breites Spektrum von konventionellen Großbetrieben über ökologische Produktion bis hin zu alternativen Bauernhöfen, das zudem erhebliche regionale Unterschiede aufweist. Deshalb ist Veganismus nur eine von mehreren möglichen Antworten auf diese Problematik. Zudem begründet diese Argumentation noch nicht alle Aspekte des veganen Lebensstils (etwa die Enthaltung von Bienenhonig, Reit­sport, usw.).

Eine stärkere Variante dieses Arguments schreibt Tieren sogar Rechte zu. Diese Rechte seien nicht, wie in der säkularen Tierrechtsphi­losophie, in individuellen Eigenschaften veran­kert. Vielmehr sei entscheidend, dass Gott Tiere als wertvoll erachtet. Weil Gott ein Recht da­rauf habe, dass seine Schöpfung den ihr gebüh­renden Respekt erfährt, haben Tiere das Recht, respektvoll behandelt zu werden.50S. Linzey, Animal Theology, 19-27.

Unter der Annahme, diese Argumentation sei richtig, bleibt noch unklar, was das im Einzel­nen bedeutet. Schließlich können Tiere nicht dieselben Rechte haben wie Menschen.51Etwa Rechte auf Bildung und freie Meinungsäußerung. Selbst ein Recht auf Leben kann nicht uneingeschränkt gelten, weil wir sonst verpflichtet wären, wilde Tiere vor Raubtieren zu schützen. Vgl. Huang, Tiere, 139f. Haben Tiere etwa ein Recht auf Leben und Unver­sehrtheit? In dem Fall müssten Menschen zu­mindest vegetarisch leben, und die Herstellung von Milch und Eiern würde in den meisten Fällen wirtschaftlich untragbar. Je nachdem, wie Tierrechte definiert werden, wären die praktischen Konsequenzen unterschiedlich. Sie würden aber in jedem Fall die Ernährung be­treffen.

Ehrfurcht vor Gott kann sich ferner darin aus­drücken, dass Menschen für die Tierwelt sor­gen, wie auch Gott für seine Schöpfung sorgt. Andrew Linzey nennt die Inkarnation als ent­scheidende theologische Analogie: Wie Gott sich in Christus gedemütigt und geopfert hat, so setze auch die menschliche Verantwortung für die Schöpfung Demut, Fürsorge und Opferbe­reitschaft voraus.52Linzey, Animal Theology, 48-58. Zum Beispiel lehnt er Tier­versuche ab, obwohl diese zur menschlichen Gesundheit beitragen. Es sei erforderlich, ei­gene Vorteile aufzugeben, um Tiere richtig zu behandeln.53Ebd. 103-13.

Verbietet die Ehrfurcht vor Gott jegliche Nut­zung der Tiere, die er geschaffen hat und die ihm gehören? Oder ist neben dem Missbrauch, der zurecht kritisiert wird, auch eine verant­wortungsvolle Tierhaltung möglich, die Gottes Absicht für die Tierwelt – wenn auch in einer gefallenen Schöpfung – anerkennt. Das führt zu der Frage, wie die Bibel Beziehungen zwischen Menschen und Tieren beschreibt.

3. Das Zusammenleben von Mensch und Tier als Ausdruck der Schöpfungsord­nung

Die Bibel konzipiert das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren als ein positives, das durch den Sündenfall gestört, aber dennoch teilweise bewahrt und letztendlich erlöst wird (vgl. Röm 8,20f).54Vgl. Lanz, Tiere, 2-5. Die ursprüngliche Schöp­fung sah Gemeinschaft zwischen Menschen und Tieren vor, die zwar nicht vollkommen aber durchaus positiv war (Gen 2,19-20). Menschen sollten wohltuend über die Tierwelt herrschen (Gen 1,28). Die gegenseitige Scheu und Gewalt wird als Folge der Sünde dargestellt (Gen 9,2), die in der Endzeit überwunden werden wird. Auch in der gefallenen Schöpfung sind domes­tizierte Tiere ein Hinweis auf die Schicksals­gemeinschaft zwischen Mensch und Tier (z.B. Dt 5,14; 28,4.18).55Vgl. Christian R. Frei, Experimente, 365. Der Beitrag von Tieren zum menschlichen Leben gilt als Ausdruck von Gottes Segen. So heißt es in einer berühmten Verheißung, Israel werde in einem Land wohnen, „darin Milch und Honig fließt“ (Ex 3,8 u.ä.). Der eschatologische Friede beinhaltet, dass wilde wie domestizierte, also gezähmte Tiere in menschlicher Gesellschaft leben können (Jes 11,6-9; 65,25; vgl. Mk 1,13); nicht umgekehrt, dass domestizierte Tiere aus der Hand der Menschen befreit werden.56Vgl. Bauckham, Animals II, 54-60.

Aus biblisch-theologischer Sicht mangelt es vielen säkularen Varianten des Veganismus an einer positiven Vision für das Mensch-Tier-Verhältnis. Veganern und Tierrechtlern zufolge sollten es Menschen möglichst vermeiden, in das Leben von Tieren einzugreifen. Der Kon­takt zwischen Mensch und Tier beschränkt sich dann – wenn überhaupt – auf Haustiere. Liebe zu Tieren wird vor allem negativ – gewisser­maßen als Kontaktverbot – definiert: keine Tiere in der Landwirtschaft, keine Zoos, kein Reitsport, usw.

Christliche Veganer und Tierrechtler gehen mit diesem Befund unterschiedlich um. Einige be­mühen sich im Anschluss an die biblische Vi­sion um ein positives Konzept für das gemein­same Leben von Menschen und Tieren. Teilweise bleibt dies jedoch recht abstrakt. In der Praxis ist es schwierig, Veganismus mit einer positiven christlichen Vision des Mensch-Tier-Verhältnisses zu verbinden. Denn der völlige Verzicht auf Tierprodukte bedeutet letztlich einen Rückzug aus der Beziehung zu domesti­zierten Tieren. 

Die biblische Sicht einer versöhnten Welt bietet auch domestizierten Tieren einen guten Platz. Deshalb sollten Christen nicht völlig auf solche Tiere verzichten. Manche christlichen Veganer erkennen diesen Punkt offenbar an. Charles Camosy z.B. sieht er in einer eingeschränkten Akzeptanz von Viehzucht, Haustieren und Zoos Potential für ein positives Verhältnis des Men­schen zu seinen tierlichen Mitgeschöpfen.57Camosy, Love, 108. Vgl. Clough, Consuming, 24: „Ein wichtiger Teil dieser Arbeit wird darin bestehen, mit Landwirten, insbesondere mit christlichen Landwirten, darüber zu sprechen, was es für Tiere unter ihrer Obhut bedeutet, angemessen zu gedeihen“ („An important part of this work will be engaging with farmers, and Christian farmers in particular, to discuss with them what might constitute the adequate flourishing of the animals under their care“). Das ist ein bezeichnender Unterschied zu säkularen Tierrechtlern, die Nutztierhaltung grundsätzlich ablehnen.

4.1. Realismus in der gefallenen Schöpfung

Die Bibel vermittelt neben einer Wertschätzung domestizierter Tiere auch eine realistische Sicht auf das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren. In einer von Sünde und Vergänglichkeit geprägten Welt ist paradiesisches Zusammenle­ben nicht möglich. Menschen konkurrieren bereits dadurch, dass es sie gibt, unvermeidlich mit Tieren um Nahrung und Lebensräume. Auch in diesem Punkt ist vegane Rhetorik zu hinterfragen. Wenn sie pflanzliche Nahrung als „gewaltfrei“ bezeichnet, suggeriert sie ein har­monisches Leben ohne negativen Einfluss auf Tiere. Doch das ist nicht möglich, solange wir in einer gefallenen Welt leben. Unser Verhält­nis zu Tieren ist leider gestört. Dies wäre auch dann der Fall, wenn jeder Mensch vegan leben würde. Die Folgen des Sündenfalls lassen sich nicht durch Ernährung überwinden. 

V. Fazit

Es ist erfreulich, dass viele Christen verstärkt über ihre Beziehung zur Natur und zur Tierwelt nachdenken. Einige suchen nach Möglichkei­ten, ihre Umweltbilanz zu verbessern und Tier­wohl zu unterstützen. Dazu bieten sich sehr unterschiedliche Ansätze an. Von diesen hat in den letzten Jahren der Veganismus an Bedeutung gewonnen. 

In einzelnen Punkten übt die vegane Bewegung berechtigte Kritik am Status quo. Sie weist z.B. darauf hin, dass der Fleischkonsum unserer Gesellschaft aus gesundheitlicher, ökologischer und historischer Sicht übermäßig ist. Sie kriti­siert auch den Einsatz von Tierversuchen in Fällen, wo diese nicht nötig sind.58Z.B. sind in der Kosmetikbranche inzwischen zahlreiche Produkte verfügbar, die nicht an Tieren getestet wurden.

Doch sie geht noch weit darüber hinaus. Sie strebt eine Welt ohne Tierhaltung und Tierpro­dukte an. Dies sei die einzig konsequente Ant­wort auf das zerrüttete Mensch-Tier Verhältnis, die ökologischen Herausforderungen und die gesundheitlichen Probleme unserer Zeit. Dieser Anspruch kann aus mehreren Gründen kritisiert werden. Im Folgenden fasse ich die wichtigsten Punkte zusammen:

Vegane Ernährung ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden, wenn nicht sorgfältig auf ausreichende Einnahme aller nötigen Nähr­stoffe geachtet wird. Das gilt insbesondere für schwangere und stillende Frauen sowie für Kinder und Jugendliche. Die Ressourcen, die zur Planung und Durchführung einer ausgewogenen veganen Diät erforderlich sind, sind für Menschen in Industrienationen mit mittlerer bis hoher Bildung eher zugänglich als für andere. Deshalb kann ein veganer Lebensstil nicht allgemein empfohlen oder gar gefordert werden.

Die vegane Konzeption der Mensch-Tier-Be­ziehung ist undifferenziert. Einerseits relati­viert der Veganismus die Konkurrenz zwischen Menschen und Tieren. Denn er verortet ihren Interessenkonflikt in erster Linie in der Nut­zung von Tieren durch den Menschen. Das suggeriert, dass eine harmonische Koexistenz zwischen Menschen und Tieren möglich wäre, wenn alle vegan leben würden. Doch dies ist weder theologisch und empirisch plausibel.

Andererseits blendet das vegane Ideal andere, realistischere Möglichkeiten aus, Wertschät­zung für Tiere positiv zum Ausdruck zu brin­gen. Vegane Ethik definiert sich in erster Linie negativ. Demgegenüber betont die Bibel die positive Verantwortung des Menschen für die Tiere: Gott vertraut die Tierwelt dem Menschen an. Das kommt unter anderem darin zum Aus­druck, dass domestizierte Tiere in menschlicher Gesellschaft leben. Weil Veganismus auf die weitgehende Abschaffung domestizierter Tiere abzielt, bleibt ihm die biblische Vision eines konstruktiven Miteinanders von Menschen und Tieren fremd. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass dasselbe auch für die moderne urbanisierte Gesellschaft gilt, insofern sie sich von der Nutztierhaltung abschottet.

Veganismus scheint in manchen Punkten inkonsequent. Der exklusive Fokus auf Le­bensmittelkategorien markiert eine Grenze des ethischen Veganismus. Ob etwas vegan ist oder nicht, hängt nur daran, ob die Zutaten von Tie­ren stammen. Andere Aspekte der Herstellung – Nachhaltigkeit, regionale Herkunft, soziale Auswirkungen – werden dann zweitrangig. Zum Beispiel zielt Veganismus darauf, Tierleid zu vermeiden; aber wilde Tiere, die im Acker­bau getötet werden, fallen nicht ins Gewicht. Er betont Nachhaltigkeit; aber ein konsequenter Veganer würde als süßen Brotaufstrich statt Honig Zuckerrübensirup essen, obwohl der Anbau von Zuckerrüben die Umwelt stärker belastet als Bienenhaltung.

Veganer verzichten darauf, ihre Kaufkraft zur Verbesserung von Tierwohl in der Land­wirtschaft einzusetzen. Die Lebensmittelindust­rie richtet sich letztlich nach dem Kaufverhalten der Verbraucher. Menschen, denen Tierwohl wichtig ist und die deshalb mehr für Tierpro­dukte ausgeben, setzen Anreize für höhere Tierwohlstandards. Wer keine Tierprodukte kauft, kann nicht in dieser Weise zur Verbesserung der Situation beitragen.

Die vegane Bewegung präsentiert sich als beste und einzig konsequente Lösung für Missstände im Verhältnis zwischen Menschen und Tieren. Dieser Anspruch ist angesichts der hier ge­nannten Kritik nicht gerechtfertigt. Es gibt ver­schiedene andere Möglichkeiten, dem Anliegen für Tiere und Umwelt im Konsumverhalten Geltung zu verschaffen. Ein effektiver Ansatz ist es, weniger Fleisch zu essen, und dafür mehr Geld für Tierprodukte auszugeben. Käufer kön­nen Tierwohl fördern, indem sie in ökologische oder lokale Produkte investieren, selbst wenn diese teurer sind. Christen können sich auch bewusst für eine fleischlose Ernährung ent­scheiden. Der Verzicht auf Fleisch hat im Christentum lange Tradition und galt vielen als geistliche Übung.59Vgl. Lanz, Tiere, 11f.

Es ist zwar nicht falsch, sich vegan zu ernähren, solange man alle nötigen Nährstoffe zu sich nimmt und diese Ernährung nicht von anderen fordert. Aber Christen, die diese Kostform (z.B. aus gesundheitlichen Gründen) wählen, sollten den ideologischen Ballast der veganen Bewegung nicht mittragen. Insbesondere gilt es anzuerkennen, dass auch andere Ernährungs­formen ethisch legitim und in vielen Situatio­nen sogar zu bevorzugen sind.

© 2020 Institut für Ethik & Werte

Daniel Lanz

Endnoten

  • 1
    Eine Schätzung geht von 900.000 Veganern in Deutschland aus (s. Fritzen, Gemüseheilige, 163), aber genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln. Eine nicht repräsentative Studie kommt zum Ergebnis, dass maximal 61 Prozent der teilnehmenden Veganer konsequent vegan leben (Berger, Vitamin-B12-Mangel, 84-6).
  • 2
    Vgl. Schwarz, Veganismus, 73f.
  • 3
    Vgl. jedoch Clements, Vegan, 71-4.
  • 4
    Vgl. Schwarz, Veganismus, 74f; Rinas, Freiheit, 16; Berger, Vitamin-B12-Mangel, 84-6.
  • 5
    Vgl. ebd. 95f; Rinas, Freiheit, 28-41.
  • 6
    Fritzen, Gemüseheilige, 12, 47-50.
  • 7
    Ebd. 81-91.
  • 8
    Ebd. 99-104.
  • 9
    Ebd. 157f.
  • 10
    Hendrik Schellkes, pers. Mitteilung, 8.6.2018.
  • 11
    Vgl. Fritzen, Gemüseheilige, 13.
  • 12
    Vgl. Lanz, Tiere, 7.
  • 13
    R.H. Strahm, zitiert in Clements, Vegan, 18; vgl. Singer, Alle Tiere, 22, Anm. 6.
  • 14
    Vgl. Steinfeld u.a., Shadow, 112-4.
  • 15
    Clements, Vegan, 35.
  • 16
    Der erste vegetarische Verein in Deutschland hieß „Verein für natürliche Lebensweise“ (Fritzen, Gemüseheilige, 14).
  • 17
    S. Schwarz, Veganismus, 100f.
  • 18
    S. Davis, Least Harm, 389f.
  • 19
    S. Steinfeld u.a., Shadow, 270.
  • 20
    Vgl. o. Anm. 13.
  • 21
    S. Englert / Siebert, Ernährung, 40-3. 
  • 22
    Vgl. UN FAO, State, 39.
  • 23
    Vgl. O’Mara, Grasslands, 1266.
  • 24
    S. UN FAO, State, 39; Steinfeld u.a., Shadow, 270.
  • 25
    S. O’Mara, Grasslands, 1266f; Pollan, Dilemma, 211f.
  • 26
    S. Englert / Siebert, Ernährung, 106f.
  • 27
    S. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 32-5.
  • 28
    S. ebd. 35-40.
  • 29
    Vgl. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 271f.
  • 30
    S. ebd. 40-3.
  • 31
    Die Nährstoffangaben im Einzelfall sind entscheidend. Der Jodgehalt von Champignons und Feldsalat hängt vom Boden ab und ist in Küstennähe höher. Algen können auch zu hohe Mengen Jod enthalten. S. ebd. 61f.
  • 32
    S. ebd. 49-51.
  • 33
    S. ebd. 55-9.
  • 34
    Berger, Vitamin-B12-Mangel, 34-55.
  • 35
    Einige Energydrinks enthalten höhere Mengen des Vitamins. Bio-Produkte dürfen grundsätzlich nicht mit Vitamin B12 angereichert werden. S. ebd. 64-7.
  • 36
    S. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 48; vgl. Berger, Vitamin-B12-Mangel, 101.
  • 37
    S. Richter / Boeing u. a., Vegane Ernährung, 94f.
  • 38
    S. Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 105-13.
  • 39
    S. ebd. 114-53.
  • 40
    S. ebd. 160-72. Zu Prostata- und Kolorektalkrebs ist hinzuzufügen, dass hoher Milchkonsum das Risiko offenbar erhöht (ebd., 169-71).
  • 41
    Vgl. Richter / Boeing u.a., Vegane Ernährung, 99; Englert / Siebert, Vegane Ernährung, 86. Die Bewertung der DGE ist negativer als die der Ernährungsgesellschaften in Nordamerika. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Lebensmittel in Deutschland weniger angereichert sind.
  • 42
    S. ebd. 97.
  • 43
    UN FAO, State, 40-42.
  • 44
    Z.B. Clements, Vegan, 50; King, Vegangelical, 64.
  • 45
    Vgl. George, Discrimination, 19-28.
  • 46
    Vgl. Singer, Liberation, 32-8; Singer, Alle Tiere, 19-29; Regan, Rechte für Tiere, 42-5.
  • 47
    Vgl. Lanz, Tiere als Nahrung.
  • 48
    lough, Consuming, 13 (“a Christian appreciation of animal creatures means we must nonetheless take care to walk among God’s other animal creatures in awareness of their status as our fellows, seek to promote their flourishing when we can, and obstruct it only when we must”).
  • 49
    Ebd. 16-21.
  • 50
    S. Linzey, Animal Theology, 19-27.
  • 51
    Etwa Rechte auf Bildung und freie Meinungsäußerung. Selbst ein Recht auf Leben kann nicht uneingeschränkt gelten, weil wir sonst verpflichtet wären, wilde Tiere vor Raubtieren zu schützen. Vgl. Huang, Tiere, 139f.
  • 52
    Linzey, Animal Theology, 48-58.
  • 53
    Ebd. 103-13.
  • 54
    Vgl. Lanz, Tiere, 2-5.
  • 55
    Vgl. Christian R. Frei, Experimente, 365.
  • 56
    Vgl. Bauckham, Animals II, 54-60.
  • 57
    Camosy, Love, 108. Vgl. Clough, Consuming, 24: „Ein wichtiger Teil dieser Arbeit wird darin bestehen, mit Landwirten, insbesondere mit christlichen Landwirten, darüber zu sprechen, was es für Tiere unter ihrer Obhut bedeutet, angemessen zu gedeihen“ („An important part of this work will be engaging with farmers, and Christian farmers in particular, to discuss with them what might constitute the adequate flourishing of the animals under their care“).
  • 58
    Z.B. sind in der Kosmetikbranche inzwischen zahlreiche Produkte verfügbar, die nicht an Tieren getestet wurden.
  • 59
    Vgl. Lanz, Tiere, 11f.

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