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Evangelical Manifesto

Eine Erklärung zur evangelikalen Identität und zum öffentlichen Engagement

7. Mai 2008, Washington, D.C.

Wir sind uns eindrücklich der geschichtlichen Brisanz der Zeit, in der wir leben, bewusst, ebenso der bedeutsamen Herausforderungen, mit denen unsere Mitmenschen weltweit konfrontiert sind. Wir, die Unterzeichner dieser Erklärung, tun dies als Amerikaner in Leitungspositionen und Mitglieder einer der weltweit größten und am schnellsten wachsenden Bewegungen des christlichen Glaubens: Der Evangelikalen.

Evangelikale haben keinen übergeordneten Anführer oder offiziellen Repräsentanten. Deshalb kann niemand für „alle Evangelikalen“ sprechen, am wenigsten diejenigen, die behaupten, es zu können. Wir sprechen hier also nur für uns selbst, aber immerhin als eine repräsentative Gruppe evangelikaler Amerikaner. 

In Dankbarkeit erkennen wir an, dass unsere geistlichen und geschichtlichen Wurzeln außerhalb dieses Landes liegen und dass die Mehrheit unserer Mitevangelikalen weltweit eher im Süden als im Norden der Erde leben. Erst kürzlich haben wir Impulse durch Evangelikale aus Lateinamerika, Afrika und Asien erfahren. Wir verstehen uns deshalb als kleiner Teil einer weit größeren, weltweiten Bewegung, die sowohl zukunftsorientiert, als auch auf Außenwirkung ausgerichtet ist. Gemeinsam sind wir verpflichtet, unseren Glauben wahrhaftig zu leben und stetig über unsere Berufung in der heutigen Welt nachzudenken.

Die zweifache Absicht dieser Erklärung ist zum einen, das Durcheinander und die Missverständnisse, die mit dem Begriff evangelikal in den Vereinigten Staaten und weiten Teilen der westlichen Welt einhergehen, aufzuklären. Zum anderen soll Stellung bezogen werden, in welchen Bereichen wir als Evangelikale im öffentlichen Leben möglicherweise für Verwirrung gesorgt haben.

Als Verfechter des „schmalen Wegs“ geht es uns nicht um öffentliche Bestätigung oder Akzeptanz. Wir wollen uns an dieser Stelle auch nicht als Opfer darstellen oder über Diskriminierung klagen. Wir haben es definitiv nicht mit einer Verfolgung zu tun, wie viele unserer Glaubensgeschwister weltweit. Viele unserer Probleme als Evangelikale in den Vereinigten Staaten sind selbstverschuldet. Wenn wir etwas kritisieren, dann zuallererst uns selbst.

Wir sind betrübt über die Tatsache, dass sich das Durcheinander und die Missverständnisse, die sich um den Begriff evangelikal ranken, soweit entwickeln konnten, dass die eigentliche Bedeutung des Begriffs darüber völlig in den Hintergrund geraten oder gar verloren gegangen ist. Viele Menschen außerhalb der Bewegung bezweifeln heute, dass evangelikal etwas Positives ist, und viele unserer Mitglieder fragen sich, ob dieser Begriff weiterhin sinnvoll unseren Zwecken dienen kann.

Im Gegensatz zu solchen Zweifeln unterstreichen wir in aller Entschiedenheit, dass wir – eine eindeutige Klärung der Begriffe vorausgesetzt – uns keinesfalls schämen, evangelikal beziehungsweise Evangelikale zu sein! Wir glauben, dass dieser Begriff an sich unverzichtbar ist, weil er Wahrheiten von grundlegender Wichtigkeit transportiert. Ein angemessenes (Selbst-) Verständnis von evangelikal und den Evangelikalen kann einen eigenen Beitrag leisten, nicht nur für die Kirche, sondern auch für den weiteren säkularen Kontext, insbesondere zum Wohl der Armen, Schwachen und Unterdrückten.

Warum es uns gibt und warum das wichtig ist

Dieses Manifest ist eine öffentliche Erklärung, die sich sowohl an unsere Glaubensgeschwister, als auch an die breite Öffentlichkeit richtet. Klarzustellen, wer wir sind und wo wir in der Öffentlichkeit stehen, ist wichtig, weil wir als Evangelikale in Amerika, umgeben von Menschen aller Glaubensrichtungen und Überzeugungen, eine der größten Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung repräsentieren: Inmitten von Unterschieden zu leben und sich zu positionieren. Diese Herausforderung wird besonders erschwert, wenn religiöse und ideologische Unterschiede endgültig und unüberbrückbar erscheinen und nicht nur zwischen persönlichen Weltanschauungen, sondern sogar zwischen kompletten Lebensstilen bestehen, die in einer Gesellschaft nebeneinander existieren. 

Die Verortung von Religion hat für das menschliche Leben tiefgreifende Bedeutung. Nichts ist natürlicher, nichts notwendiger, als die menschliche Suche nach Sinn und Bedeutung sowie nach dem eigenen Platz, um einen Sinn in der Welt und Sicherheit im eigenen Leben zu finden. Wenn diese Suche von dem Recht auf Gewissensfreiheit begleitet wird, ermöglicht sie eine Vielfalt an frei wählbaren Glaubensrichtungen und Lebensentwürfen, einige eher religiös und transzendent, andere eher säkular und naturalistisch.

Hierbei ist zu beachten, dass die verschiedenen Glaubensrichtungen und -ausprägungen auch jeweils verschiedenen Antworten auf die Fragen des Lebens geben. Diese Unterschiede sind jedoch mitunter entscheidend, nicht nur für den Einzelnen, sondern für ganze Gesellschaften und Kulturen. Mit diesen Unterschieden leben zu lernen ist die größte Herausforderung sowohl für den Einzelnen, wie auch für die Gesellschaft. Alle Debatten, Überlegungen und Entscheidungen darüber, was dies für unser Leben in der Gemeinschaft bedeutet, sind schwierig, aber letztlich unvermeidlich. Denn die Alternative – nämlich tyrannische Zwänge oder gar die furchtbaren Erschütterungen wie in Nietzsche`s „Krieg des Geistes“ – ist unvorstellbar.

Wir selbst sind für uns zu der Überzeugung gelangt, dass Jesus von Nazareth „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist, und dass diese Tatsache von allen seinen Nachfolgern Veränderungen fordert. Diese Veränderungen haben eine radikale neue Sicht des menschlichen Lebens zur Folge, ebenso wie eine entscheidend andere Art des Lebens, Denkens und Handelns.

Unser Ziel ist es, ein klares Zeugnis gleichermaßen für unsere Mitbürger wie für unsere Glaubensgeschwister abzulegen, egal, ob sie sich als unsere Freunde, Unterstützer, Kritiker oder gar Feinde betrachten. Wir möchten klarstellen, was wir unter evangelikal verstehen und was es heute für unsere Leben inmitten unserer Mitbürger im öffentlichen Bereich bedeutet, ein Evangelikaler zu sein. Wir sehen im Wesentlichen drei Aufträge an uns Evangelikale:

1. Wir müssen unsere Identität festigen

Unsere erste Aufgabe liegt darin, neu zu definieren, wer wir sind. Evangelikale sind Christen, die sich selbst, ihren Glauben und ihr Leben, ganz in Ausrichtung auf die Gute Nachricht von Jesus von Nazareth definieren (evangelikal kommt von dem griechischen Wort für Gute Nachricht, also Evangelium). Wir glauben, dass dieses Evangelium von Jesus Gottes gute Nachricht für die ganze Welt ist. Wir bekräftigen mit dem Apostel Paulus, dass wir uns „nicht für das Evangelium Jesu Christi schämen, weil es eine Gotteskraft zur Erlösung ist“. Angesichts der heute weit verbreiteten Missverständnisse sollten wir Evangelikale uns rein theologisch, statt politisch, soziologisch oder kulturell definieren.

Hinter dieser Bekräftigung steht das Bewusstsein, dass eine feste Identität eine wertvolle Kraftquelle sowohl für Gruppen wie auch für Einzelpersonen ist. Identität ist die zentrale Größe in einem klassisch offenen Verständnis von Freiheit. Es liegen ernste Gefahren in der „Identitätspolitik“, aber wir bestehen darauf, dass nur wir selbst, nicht etwa die Presse oder die öffentliche Meinung, das Recht haben, uns zu definieren. Wir sind, wer wir sagen, wer wir sind. Wir wehren uns gegen alle Versuche von außen, unsere „wahren“ Ziele und Ausrichtungen kennen und bestimmen zu wollen.

In diesem Sinne definiert und verstanden bilden die Evangelikalen eine der größten auf Traditionen bedachte Gruppe, die sich in der christlichen Kirche über die Jahrhunderte entwickelt hat. Wir erkennen durchaus auch die grundlegenden Prinzipien anderer großer Traditionen an, mit denen wir in vielen ethischen und sozialen Fragen gemeinsam für das öffentliche Wohl arbeiten. Wie sie sind auch wir mit ganzem Herzen dem „rechten Glauben“ und der „rechten Anbetung“ in der „Universalität“ der christlichen Kirche verpflichtet. Durch alle Jahrhunderte, über alle Kontinente, durch alle Kulturen hindurch hängen wir gemeinsam an den trinitarischen und christologischen Überzeugungen des christlichen Glaubens, die bereits seit der Frühzeit der Kirche allgemeiner Konsens sind. Bis jetzt halten wir aber auch an evangelikalen Überzeugungen fest, die sich von anderen Traditionen unterscheiden – Unterschiede, in denen wir biblische Wahrheiten entdecken, die zum Teil während der protestantischen Reformation wieder neu entdeckt und in Erweckungsbewegungen hochgehalten wurden, die einen lebendigen Glauben an unsere Rettung durch Gott ausdrücken – kurz, Überzeugungen die mit der Guten Nachricht Jesu übereinstimmen.

Evangelikale sind daher Nachfolger Christi, einfache, normale Christen im klassischen und geschichtlichen Sinne der letzten 2000 Jahre. Evangelikale fühlen sich verpflichtet, so zu denken, handeln und zu leben, wie Jesus gelebt und gelehrt hat, und somit ein Zeugnis zu sein für seine Wahrheit und die Gute Nachricht für die ganze Welt, damit sie als Jesu Jünger erkannt werden. Der Kern dieses Anliegens für uns als Evangelikale ist unser Wunsch und unser Bestreben, um es mit den Worten Richard von Chichester, wie es die Heilige Schrift lehrt, zu sagen, „Ihn immer klarer zu erkennen, immer inniger zu lieben und immer treuer nachzufolgen“.

Wir nehmen nicht für uns in Anspruch, dass die evangelikalen Prinzipien – unseren Glauben und unser Leben allein über die Gute Nachricht Jesu zu definieren – allein auf uns zutreffen. Unser Ziel ist nicht anzugreifen oder auszuschließen, vielmehr ins Gedächtnis zu rufen und zu erneuern, um damit zu vereinen und zu reformieren. Diese Definition ist uns Auftrag und höchstes Ziel für alle, die dem Weg Jesu nachfolgen wollen.

Ebenso wenig wollen wir in der Öffentlichkeit mit dem Begriff evangelikal einen besonderen Führungsanspruch ausdrücken. Wir sind einfach Christen, Nachfolger Jesu, Mitglieder der „großen Christenheit“, denen die evangelikalen Prinzipen Herzensanliegen sind, die unser Glaubensleben prägen.

Das sagt sich sehr einfach, ist jedoch schwer zu leben. Evangelikal zu sein und Leben und Glauben durch die Gute Nachricht von Jesus bestimmen zu lassen, so wie es in der Bibel gelehrt wird, bedeutet völlige Unterwerfung unseres Lebens unter die Herrschaft Jesu, unter seine Wahrheiten und den Lebensstil, den er von seinen Anhängern erwartet. Das beinhaltet ein Streben, ihm immer ähnlicher zu werden, den Weg zu gehen, den er lehrte, so zu glauben, wie er glaubte. Als Evangelikale diese Vision über die Jahrhunderte hinweg entwickelten, haben sie größten Wert darauf gelegt, so nah wie möglich an der Lehre Jesu zu sein. 

Daraus ergeben sich für uns einige grundlegende Aspekte, allen voran folgende sieben:

  1. Erstens glauben wir, dass Jesus Christus ganz Gott ist und dennoch ganz Mensch wurde, die wahrhaftige, voll ausreichende Offenbarung des Seins, des Charakters und der Absichten Gottes, neben dem kein anderer Gott ist und neben dem kein anderer Name ist, in dem wir gerettet werden könnten.
  2. Zweitens glauben wir, dass der einzige Grund dafür, dass Gott uns angenommen hat, das Erlösungswerk Jesu Christi am Kreuz ist und Folge des Sieges, den er durch seine Auferstehung davongetragen hat, indem er den Fluch der menschlichen Sünde trug, die Strafe dafür auf sich nahm und uns statt dessen mit seiner Gerechtigkeit reinigte, uns der Macht des Bösen entriss und uns so mit Gott versöhnte, damit wir nun mit „Leben von oben“ ausgestattet sind. Wir haben nichts zu unserer Erlösung beizutragen. Gereinigt durch Christi Gerechtigkeit erhalten wir die Erlösung allein durch Gnade durch den Glauben.
  3. Drittens glauben wir, dass ein neues Leben – erhalten durch die übernatürliche Erneuerung unseres Geistes – gleichzeitig Geschenk und Notwendigkeit ist, und dass die daraus resultierende lebenslange Veränderung die einzige Möglichkeit ist, Charakter und Lebensstil zu verändern. Für uns ist daher die einzig notwendige Kraftquelle für ein moralisch integres, christliches Leben in dieser Welt allein das Erlösungswerk Christi und die dadurch geschenkte Kraft des Heiligen Geistes.
  4. Viertens glauben wir, dass Jesu Lehre und seine Einstellung zur totalen Wahrheit und Autorität der Bibel als Gottes Wort, die Heilige Schrift für uns zum verbindlichen Maßstab allen Glaubens und Handelns macht.
  5. Fünftens glauben wir, dass Jünger Jesu zu sein bedeutet, ihm als dem Herrn mit jedem Bereich unseres Lebens zu dienen, sei es im Säkularen wie im Geistlichen, in der Öffentlichkeit wie im Privaten, in Taten wie in Worten, in jedem Moment, den wir auf der Erde leben. Das bedeutet, als treue Verwalter der Schöpfung und aller in ihr enthaltenen Geschöpfe immer danach zu streben – so wie er es tat – die Armen und Schwachen zu erreichen, die Kranken, die Hungrigen, die Unterdrückten, die sozial Abgestürzten.
  6. Sechstens glauben wir, dass die begründete Hoffnung der persönlichen Wiederkunft Jesu unserem Handeln sowohl Kraft als auch Grundlage verleiht, so dass unser Handeln ein Zeichen der Hoffnung dessen ist, worauf wir zugehen. Beides zusammen führt zu einer Annahme der geschichtlichen Zusagen und der Erwartung des Anbrechens des ewigen Königreichs allein durch die Kraft Gottes.
  7. Siebtens glauben wir, dass alle Nachfolger Christi dazu aufgefordert sind, Jesus immer mehr zu erkennen und zu lieben. Dies geschieht durch Anbetung, durch die Liebe zur „Familie Jesu“, der Gemeinde, durch ein Wachstum Jesus entgegen mittels Jüngerschaft, durch Dienste für Jesus, die sich bewusst in seinem Namen an andere richten, um Jesus mit denen zu teilen, die ihn noch nicht kennen, also um Leute aus allen Teilen der Erde bis zum Ende der Zeiten unermüdlich einzuladen, uns als Nachfolger Jesu auf diesem seinem Weg zu begleiten.

Zur gleichen Zeit nehmen wir wahr, dass wir wiederholt darin versagt haben, dieser Berufung zu folgen und stattdessen nur ein Zeugnis unserer eigenen Unvollkommenheit und Sündhaftigkeit waren. Wir Evangelikalen teilen die allgemeine Zerbrochenheit der Menschheit, die volle Bandbreite an Sünden, Fehlern und Heucheleien. Dies ist weder ein Geheimnis vor Gott, noch vor unseren Mitmenschen, die uns kennen und beobachten.

Definierende Merkmale     

Einige Folgen ergeben sich aus dieser Art, Evangelikale zu definieren:

Erstens bedeutet Evangelikaler sein, einen Glauben zu haben, der eine völlige Ergebenheit beinhaltet. Evangelikale halten am christlichen Glauben fest, wie er durch die Geschichte hindurch in den verschiedenen Glaubensbekenntnissen der großen Kirchenkonzile zum Ausdruck kam, bekräftigt durch die protestantische Reformation. Wir versuchen diesen Glauben, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde, treu zu leben. 

Aber in seinem Kern ist „Evangelikaler sein“ mehr als ein bloßes Festhalten an Glaubensbekenntnissen, als die institutionelle Zugehörigkeit oder die Mitgliedschaft in einer Bewegung. Wir haben keinen übergeordnetes (menschliches) Oberhaupt, und auch keine ultimativen Bekenntnisse oder Traditionen, die allein auf uns zurückgingen. Jesus Christus und sein geschriebenes Wort, die Heilige Schrift, sind unsere übergeordnete Autorität. Ergebenheit mit ganzem Herzen, Vertrauen und Gehorsam darauf sind die von uns geforderten Reaktionen.

Zweitens drücken sich evangelikaler Glaube und Hingabe ebenso deutlich erkennbar in unserer Anbetung und unserem Handeln aus, wie in unseren Glaubensbekenntnissen. Wie schon die allgemeine Bekanntheit solcher Lieder wie „Amazing Grace“ unterstreicht, haben unsere Liederdichter Seite an Seite mit unseren großen Theologen gestanden. Oft kann unser Engagement besser darin erkannt werden, wie wir handeln und uns praktisch einbringen, als in unseren Äußerungen. Worum es uns geht, ist nicht nur in Büchern oder Erklärungen nachzulesen, sondern in unserem Einsatz für die Armen, die Heimatlosen, die Verwitweten, unserem Einsatz für jene im Gefängnis, unserer Hingabe für die Hungrigen, für die Opfer von Gewalt, unserem Kampf für Gerechtigkeit für die Unterdrückten beispielsweise durch Sklaverei oder Menschenhandel.

Drittens sind Evangelikale Nachfolger Jesu in einer Art und Weise, die nicht an Kirchen oder religiöse Gruppierungen gebunden ist. Wir sind Mitglieder vieler verschiedener Kirchen und Denominationen, sowohl großer Kirchen als auch Freikirchen. Unserem evangelikalen Engagement liegt jedoch ein einheitlicher Kern zu Grunde, der eine breite Palette von Unterschiedlichkeiten in sich vereint. Dies ist für jede Bewegung im sozialen Netzwerk des Informationszeitalters von großer Bedeutung, jedoch hat sich der „Evangelikalismus“ immer ein Stück davon unterschieden. Er blieb flexibel, anpassungsfähig, unhierarchisch und trat in vielen Formen auf. Das ist heute nötiger denn je und wird von einer breiten Resonanz der Evangelikalen weltweit bestätigt. Also äußert sich das „ein Evangelikaler zu sein“ als erstes in der Art und Weise, in der man seine Hingabe zu Jesus Christus lebt, in dem Bemühen, durch die Jahrhunderte und Kulturen hindurch so zu leben, wie er es von seinen Nachfolgern erwartet.

Viertens: Wie schon erwähnt muss „Evangelikalismus“ theologisch definiert werden, nicht politisch, konfessionell oder kulturell. Vor allem anderen bedeutet dies eine Hingabe an Person und Werk Jesu Christi, seine Lehre und seinen Lebensstil, ein völliges Unterstellen unter seine Herrschaft, die sich über alle irdischen Mächte und Gewalten erstreckt. Und so sollte dieser Begriff nicht auf eine Gruppierung oder auf Landesgrenzen reduziert werden. Ebenso wenig sollte er durch politische Kategorien wie „konservativ“ und „liberal“ oder durch psychologische Kategorien wie „rückschrittlich“ oder „fortschrittlich“ missverständlich gefüllt werden.

Fünftens ist die evangelikale Botschaft, die „gute Nachricht“, schon per Definition überwältigend gut, sogar dann, wenn Negatives thematisiert wird. Dies ist von enormer theologischer und kultureller Wichtigkeit für „die Kraft des Nein“, gerade in einer Zeit, in der „alles erlaubt ist“, und „Verbote verboten gehören“. Genau wie Jesus es tat, müssen auch Evangelikale manchmal eindeutig Stellung nehmen zu Dingen, die falsch, unrecht oder schlichtweg böse sind. Aber zuallererst sind wir als Evangelikale eher für jemanden und für etwas, als dagegen. Das Evangelium Jesu ist die gute Nachricht von Annahme, Vergebung, Gnade und Befreiung von Gesetzlichkeit einerseits, und Legalismus andererseits. Es ist ein bedeutsames „Ja“ zum Leben und zu menschlichen Sehnsüchten, ein kategorisches „Nein“ hingegen zu allem, was der wahren Bestimmung des Menschen in seiner Ebenbildlichkeit vor Gott widerspricht. 

Sechstens sollte „Evangelikalismus“ unterschieden werden von zwei völlig gegensätzlichen Tendenzen, auf die Protestantismus gelegentlich reduziert wird: Lieberaler Revisionismus einerseits und konservativer Fundamentalismus andererseits. Den Ruf Jesu im Ohr „in der Welt, aber nicht von der Welt“ zu sein, sind Christen, vor allem in der modernen Gesellschaft, zwischen zwei Extremen hin- und hergerissen. Die eher Liberalen tendieren dazu, sich so der Welt anzupassen, dass sie dem jeweils typischen Denken und Lebensstil entsprechen, bis hin zu dem Punkt, an dem der Glaube darunter leidet. Die eher Konservativen tendieren dazu, der Welt in einer Radikalität zu trotzen und zu widerstehen, die den Glauben ebenfalls in Gefahr bringt.

Die Tendenz zu liberalem Revisionismus trat zuerst im achtzehnten Jahrhundert auf, kommt heute aber mehr und mehr in Mode. Sie gipfelt in einer Auffassung vom christlichen Glauben, die beispielsweise durch eine Überschätzung menschlicher Möglichkeiten, eine Verharmlosung des Bösen, ein verdrehtes Wahrheitsverständnis oder ein verzerrtes Gottesbild völlig deformiert ist. Am Ende sind solche Menschen nicht einmal mehr als „Christen“ zu erkennen. Wenn dieser bedauernswerte Zustand eintritt, wird dies von einer Reihe „alternativer Evangelien“ begleitet, die ernsthafte Defizite aufweisen und für jene, die sie vertreten nur in den Untergang führen können:

  1. Erstens ein Autoritätsverlust, wenn sola scriptura (allein durch die Schrift) durch sola cultura (allein durch die Kultur) ersetzt wird.
  2. Zweitens ein Verlust von Gemeinschaft und Kontinuität, wenn der „einst überlieferte Glaube“ lediglich nur noch Glaube eines beliebigen Menschen zu einer beliebigen Zeit wird. Dies isoliert die Betroffenen von der weltweiten, generationsübergreifenden Gemeinschaft der Gläubigen.
  3. Drittens ein Verlust an Stabilität, gemäß der Aussage von Dean Inge: „Wer den Zeitgeist heiratet, verwitwet schnell…“
  4. Viertens ein Verlust an Glaubwürdigkeit, wenn sich der „neue Glaube“ in das verwandelt, was der Skeptiker ohnehin bereits zu wissen glaubt. Es gibt dann nicht länger etwas stabiles, „entscheidend Christliches“, das der Suchende prüfen und an das er glauben könnte.
  5. Fünftens ein Identitätsverlust, wenn der „überholte“ Glaube mehr und mehr Anknüpfungspunkte an den geschichtlichen christlichen Glauben verliert, der seinen Ursprung in Jesus hat.

Auf den Punkt gebracht bergen alle noch so ernsthafte Bemühungen um Aufrichtigkeit und relevante Glaubenstreue für extreme Vertreter des liberalen Revisonismus die Gefahr, das zu werden, was Sören Kierkegaard „küssende Judasse“ nannte – Christen, die Jesus durch ihre Art der Auslegung verraten.  

Die fundamentalistische Tendenz dagegen ist wesentlich neuer und darüber hinaus dem „Evangelikalismus“ auch wesentlich näher, manchmal derart, dass die beiden in den Augen der Öffentlichkeit überlappen. Wir schätzen jene, die sich in der Vergangenheit würdig für die Fundamente des Glaubens einsetzten. Aber Fundamentalismus wurde fälschlicherweise zum Deckmantel des christlichen Glaubens erklärt, „die“ grundsätzliche moderne christliche Reaktion auf die moderne Welt. Als eben diese Reaktion neigt der Fundamentalismus dazu, die Vergangenheit, jene längst verlorenen Momente, zu glorifizieren, und die Gegenwart radikal zu verurteilen, teils mit persönlicher und öffentlicher „Militanz“, so dass der Eindruck entsteht, als handele es sich dabei um eine christliche Sub-Gruppierung.

Christlicher Fundamentalismus hat seine Entsprechungen in vielen Religionen, ebenso auch im säkularen Bereich. Er wird aber oft zu einer sozialen Bewegung mit christlichem „Stempel“ stilisiert, die jedoch in Wirklichkeit christliche Inhalte und Überzeugungen ablehnt. Zum Beispiel scheitert der Fundamentalismus – wie auch die Evangelikalen – häufig an dem evangelikalen Prinzip der Nächstenliebe und der radikalen Aufforderung Jesu, dass seine Nachfolger sich untereinander unbegrenzt vergeben und sogar ihre Feinde lieben sollen.

Siebtens ist „Evangelikalismus“ charakteristisch für einen Weg, der sowohl die Vergangenheit wie auch die Zukunft im Blick hat. In seinem Kern geht der „Evangelikalismus“ direkt auf Jesus und die Heilige Schrift zurück, nicht nur aufgrund der historischen Wurzeln, sondern vor allem als Herzensverpflichtung und als Konsens seines Denkens und Wollens – nicht nur einmalig, sondern kontinuierlich und als Prinzip der Lebensgestaltung. Evangelikal sein bedeutet daher nicht nur, tief im Glauben verwurzelt zu sein, sondern ist ein ständiges Bemühen um eine ethische Heiligung des Lebens. Dies zeigt sich in einer Handlungsfreiheit und einem Glaubensleben, das seine Kraft – ohne sich dessen zu schämen – aus geschichtlichen Wahrheiten bezieht.

Wir sind weit davon entfernt, nichthinterfragbare Konservative oder uneinsichtige Verfechter der Vergangenheit und des gegenwärtigen Status zu sein. Evangelikal sein meint eine sich immer weiter entwickelnde Hingabe an Jesus Christus. Daraus folgt Einfallsreichtum, Erneuerung, Reformation und Unternehmungslust, damit alles zu jeder Zeit auf das Licht Jesu und seine Worte hinweist. Das evangelikale Prinzip entspricht deswegen einem Ruf zur kritischen Selbsthinterfragung und dem Willen, sich korrigieren und verändern zu lassen, wo dies nötig ist. Zugleich – ohne sich für das heutige nihilistische „Veränderung um der Veränderung willen“ einzusetzen – heißt evangelikal zu sein, die Heilige Schrift als oberste Autorität anzuerkennen, die uns auf Jesus hinweist, und so die Notwendigkeit zu erkennen, grundlegende Dinge ungeachtet aller Reformen zu bewahren.

Wir betrachten daher Verstand und Glaube eher als Verbündete, statt als Feinde, und finden keinen Widerspruch zwischen ihren Kernen, zwischen dem tiefen Glauben auf der einen und dem zeitgemäß kritischen Intellekt auf der anderen Seite. Deshalb brechen wir Evangelikalen mit reinen Reaktionären, weil wir sowohl einfallsreich als auch reformatorisch vorgehen, wir brechen aber ebenso mit den rein fortschrittlich Modernen, indem wir die Devise „je neuer desto besser“ hinterfragen und stattdessen für die Bewahrung des Wahrhaftigen, Richtigen und Guten einstehen. Für Evangelikale ist es paradox, aber wahr, dass der sicherste Weg, voranzukommen, zunächst einen Schritt zurück erfordert, ein „sich zurückziehen“, welches als Geheimnis allen Aufbrüchen und Erneuerungen zu Grunde liegt.

Zusammengefasst setzt „Evangelikaler sein“ demnach früher an, als „Protestant sein“. Das Bemühen, evangelikal zu sein, war der Motor der protestantischen Reformation. Was ihr die christliche Legitimierung verschaffte, bezeichnen wir mit der Wiederentdeckung biblischer Grundwahrheiten. In einigen Ländern wird evangelikal bis heute synonym mit protestantisch verwendet. Inzwischen ist jedoch klar, dass der Begriff evangelikal und der damit verbundene Wunsch, biblisch zu sein, schon vor dem „protestantischen Projekt“ in seiner geschichtlichen Erscheinungsform existierten und dieses auch überdauerte. Das darin enthaltene Wort Protest hat zunehmend seine originale und positive Bedeutung des „Bezeugens im Auftrag von“ (protestant) verloren. Der Begriff des Protestantismus wird mehr und mehr auf eine geschichtliche Epoche reduziert. Andere Bezeichnungen kommen und gehen, aber das evangelikale Prinzip, das sich darum bemüht, den Glauben an die Gute Nachricht von Jesus Christus in den Mittelpunkt zu stellen, wird für immer bestehen bleiben.

2. Wir müssen immer wieder unser eigenes Verhalten korrigieren

Unser zweites Hauptanliegen ist eine stete Erneuerung unseres Verhaltens. Wir beteuern, dass evangelikal sein oder den Namen Evangelikale zu tragen nicht nur bedeutet, sich in Glauben und Leben auf die Lehre und die Ansprüche Jesu auszurichten, sondern beides auch immer wieder zu überprüfen. Denn wenn der evangelikale Impuls eine radikale, verändernde und einfallsreiche Kraft ist, stellen wir mit Bedauern eine gegenwärtige Ironie fest. Wir, die wir von Anfang an für die Erneuerung überholter Formen gestanden haben, für eine Wiederbelebung „toter“ Kirchen, für eine Neuerwärmung erkalteter Herzen, für die Veränderung korrupter Praktiken und ketzerischer Überzeugungen und für die Abschaffung groben gesellschaftlichen Unrechts, wir selbst haben ein dringendes Bedürfnis nach Erneuerung und Veränderung. Die eigentlichen Veränderer – wir selbst – müssen verändert werden. Als Protestanten sind wir nun diejenigen, gegen die protestiert werden müsste.

Wir bekennen, dass wir als Evangelikale durch unser Verhalten unsere Überzeugungen verraten haben.

Viel zu oft haben wir das Evangelium Jesu ausposaunt, dabei aber biblische Wahrheiten ersetzt durch seelsorgerliche Techniken und unterhaltsamen Lobpreis, Jüngerschaft mit der Steigerung menschlicher Möglichkeiten sowie unternehmerisches Kirchenwachstum. Den Einsatz für die Ortsgemeinde haben wir mit Glaubensausprägungen ersetzt, die in Wirklichkeit oberflächlich und gemeindefern sind. Die Linderung realer Nöte haben wir durch ein bevorzugtes Engagement für untergeordnete Bedürfnisse ausgetauscht, Missionsprinzipien durch Marketingkonzepte. Im Zuge dieser Entwicklung kamen wir in den Ruf, für ein kommerzielles, verwässertes Wohlfühlevangelium zu stehen, für Wohlstand, menschliche Möglichkeiten, seicht-religiöse Unterhaltung. Wir kamen in den Ruf, uns nicht mehr von der zeitgeistgeprägten Umgebung zu unterscheiden.

Viel zu oft haben wir die hohen Standards und Maßstäbe der Autorität der Heiligen Schrift betont, sie aber dann durch unsere Lebensart verspottet, die durch unsere eigenen sündigen Vorlieben und schnelllebigen Modeerscheinungen geprägt war.

Viel zu oft waren wir stolz auf unsere eigene Rechtgläubigkeit, haben unsere Kirchen aber durch Methoden, die weltlicher als die weltlichsten Anpassungen waren, selbst zu einer eindrücklichen Präsentation des Zeitgeistes gemacht.

Viel zu oft haben wir darin versagt, Einheit und Harmonie des Leibes Jesu zu repräsentieren, und sind statt dessen in Fraktionen zerfallen, die sich über geschichtliche Missverständnisse definieren und durch lieblose Wahrheitsansprüche geprägt sind, anstatt die Wahrheit und Gnade des Evangeliums widerzuspiegeln.

Viel zu oft haben wir unsere Wurzeln zu dynamischen Bewegungen geistlicher Wiederbelebung und Erneuerung zurückverfolgt, sind jedoch in Wirklichkeit oft unbewusste Atheisten, die säkularisiert handeln und in einer Welt ohne Blick auf das Übernatürliche leben. Oft wird dabei ein Glaube praktiziert, der Gott nur noch kleine Eingriffsmöglichkeiten offen lässt.

Viel zu oft haben wir das Böse und das Unrecht anderer angegriffen, wie die Tötung ungeborenen Lebens, die ketzerischen Ansichten der theologisch Liberalen, die ja ein „anderes Evangelium“ haben, überdeckten aber damit nur unsere eigenen Sünden und verschlossen die Augen vor unseren Fehlern. Wir lebten als Gefangene von Mächten wie Materialismus und Konsumgeist, in einer Art, die unserem Glauben widersprach.

Viel zu oft haben wir uns auf die großen Wahrheiten der Bibel konzentriert, wie den Kreuzestod Jesu, haben aber darin versagt, sie in Bezug zu anderen wichtigen Punkten wie beispielsweise der Schöpfung zu setzen. In diesem Zusammenhang haben wir uns selbst „beraubt“, indem wir damit eine Kultur unterstützten, die in weiten Teilen nicht an einer „Haushalterschaft“ der Erde interessiert war und daher schöpferische und erhaltende Einflüsse der Gesellschaft vernachlässigt.

Viel zu oft haben wir uns verführen lassen von den Einflüssen der modernen Welt, und dabei teure Gnade für billige Annehmlichkeiten eingetauscht. Wir haben uns von einer verbundenen Gemeinschaft hin zu einem umfassenden Individualismus entwickelt, haben theologische Autorität auf unsere persönlichen Vorlieben zugeschnitten. Wir haben einen klaren Wahrheitsbegriff  und eine ausschließliche Loyalität gegenüber Jesus aufgegeben zu Gunsten wahlloser Patchwork-Einstellungen, die nichts anderes sind als ein Durcheinander verschiedener Weltanschauungen, lediglich unter einem Deckmantel verborgen.

Viel zu oft haben wir das große Gebot missachtet, den Herrn, unseren Gott, mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele, unserer ganzen Kraft und all unseren Gedanken zu lieben, und sind stattdessen einem ungebührlichen Anti-Intellekt verfallen, der eine genauso fatale kulturelle Beeinträchtigung darstellt, wie die Sünde an sich. Um es genauer zu sagen: Einige von uns haben die christliche Tradition der Wertschätzung der Wissenschaft dadurch verraten, dass sie eine Bandbreite von Ideen verkörperten, welche die „moderne Wissenschaft“ erst ins Leben gerufen hat. Damit haben sie sich anfällig gemacht für die „Karikatur einer falschen Feindschaft“ zwischen Wissenschaft und Glaube. Indem sie so handelten, gaben sie unbeabsichtigt einer unkontrollierten Wissenschaftlichkeit und einem Naturalismus den Vorzug, die in der heutigen Kultur ungezügelt wüten.

Viel zu oft haben wir die ethnische Verschiedenheit der weltweiten Kirche gerühmt, uns aber weiterhin in unsere eigenen, abgetrennten Enklaven in unserer Heimat zurückgezogen. 

Viel zu oft haben wir das Bemühen unseres Herrn für jene im Schatten der Gesellschaft Stehenden vernachlässigt, für diejenigen im Zwielicht und in der tiefen Dunkelheit der Welt. Stattdessen wurden wir Animateure für die Mächtigen und naive Kriecher vor den Einflussreichen und Vermögenden.

Viel zu oft haben wir versucht, relevant für die Gesellschaft zu sein, doch anstatt „neue Schläuche für neuen Wein“ zu sein, sind wir den schnelllebigen Moden des Moments erlegen, indem wir lautstark die Fehler der Vergangenheit, wie etwa den Modernismus, kritisierten, während wir wie gelähmt den heutigen Strömungen, wie etwa dem Postmodernismus, erlagen.

     Wir rufen demütig aber in aller Klarheit dazu auf, das evangelikale Reformationsprinzip wieder zu erneuern, und zu diesem Zweck zuallererst unser christliches Leben und Denken in der Tiefe zu verändern und zu erneuern. 

Wir fordern unsere Mit-Evangelikalen dringend dazu auf, über die Lippenbekenntnisse zu Jesus und der Bibel hinauszugehen und diesen Autoritäten wieder den ersten Platz im Denken und Handeln einzuräumen.

 Wir rufen unsere Gemeinden zu einer scharfsinnigen Kritik unserer Welt und unserer Generation auf, denn wir sind nicht nur ihrer offensichtlichen „Fremdeinwirkung“ ausgesetzt, sondern auch der subtilen und verführerischen Einflüssen moderner Ansichten und Techniken. Wir sollten nie vergessen, dass wir „gegen die Welt für die Welt“ sind.

Wir appellieren an alle Nachfolger Jesu, sein Gebot der Liebe untereinander einzuhalten, damit unsere Einheit in ihm – die alle unbedeutenden Unterschiede überragt – glaubwürdig ist, und damit die so dringend notwendige Versöhnung innerhalb der weltweiten Kirche vorangetrieben wird. In einer Gesellschaft, die durch Identitäts- und Genderpolitik gespalten ist, müssen Christen mit ihrem Leben Zeugnis ablegen für eine Überwindung jeglicher Unterschiede, durch eine feste Gründung in Jesus.

Wir fordern eine Steigerung unseres Einsatzes, die über eine Beschäftigung mit den „klassischen“ Themen wie Abtreibung oder Ehe hinausgeht, und eine gründlichere Beachtung der umfassenden Belange des Evangeliums, sowie aller den Menschen betreffenden Themen, die im öffentlichen Leben stärker präsent sein sollten. Weil wir nicht hinter unsere biblisch verwurzelte Überzeugung zurücktreten können – wie etwa die Heiligkeit jedes menschlichen Lebens, was die Ungeborenen mit einschließt, oder die Heiligkeit der Ehe als von Gott eingesetzte Institution zwischen einem Mann und einer Frau – müssen wir dem Beispiel Jesu folgen, dem Friedefürsten. Wir müssen uns global engagieren, gegen Konflikte, Rassismus, Korruption, Armut, Epidemien, Analphabetismus, Ignoranz, geistliche Leere, indem wir Versöhnung fördern, zu couragiertem und zugleich demütigem sowie ethischem Führungsstil ermutigen, die Armen unterstützen, für die Kranken sorgen und die nächste Generation gut vorbereiten. Wir glauben an unsere Berufung, Gottes gute Haushalter zu sein für alles, was er uns anvertraut hat, um es an die Generationen nach uns übergeben zu können.

Wir wünschen uns ein umfassenderes Verständnis von Jüngerschaft, bei dem der Glaube jeden Lebensbereich durchdringt, den säkularen wie den geistlichen, den physischen wie den religiösen. Wir wollen in der Lage sein, in einem weiteren Kontext von Kunst, Wissenschaft, Medien und Kulturschöpfungen zu denken.

Vor allem jedoch wollen wir uns daran erinnern, dass, wenn wir anderen die Gute Nachricht von Jesus weitersagen, wir zuerst selbst von dieser Guten Nachricht durchdrungen sein müssen, so dass wir wahrhaftige „Evangelikale“ sind.

3. Wir müssen unseren Platz in der Öffentlichkeit überdenken

Wir müssen zu einem neuen Verständnis unserer Position im öffentlichen Leben gelangen. Wir bekräftigen, dass „evangelikal sein“ bedeutet, sich vertrauensvoll für Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Unversehrtheit einzusetzen, die wichtige Bestandteile des Königreichs Gottes sind. Diese Güter sollen auch im öffentlichen Leben gefördert werden, als Gaben für alle. Es soll mit allen die Zusammenarbeit gesucht werden, die sich ebenso zum Wohl der Gesellschaft im Sinne dieser Ideale einsetzen. Als Bürger des himmlischen Königreichs sind wir quasi „Außenseiter“ auf der Erde. Wir sind von Jesus dazu aufgerufen, „in“ der Welt, aber nicht „von“ der Welt zu sein. Daher sind wir zwar in öffentlichen Belangen engagiert, aber lassen uns nie komplett von einer Partei, einer Ideologie, einem Wirtschaftssystem, einer Gruppe oder einer bestimmten nationalen  Identität vereinnahmen.

Während der „Fundamentalismus“ an sich weltverneinend und politisch unengagiert in Erscheinung trat, stehen Namen wie beispielsweise John Jay, John Witherspoon, John Woolman und Frances Willard in Amerika und William Wilberforce und Lord Shaftesbury in England für eine gegensätzliche Tradition. Evangelikale haben vorbildliche Beiträge für die allgemeine Politik geleistet, so bei einigen der bedeutsamsten moralischen und sozialen Entscheidungsprozessen der Geschichte, etwa bei der Abschaffung der Sklaverei, der Gleichstellung von Frauen aber auch in aktuellen politischen Debatten. So haben Evangelikale auch in der sehr lebendigen aber wenig bekannten Bewegung für mehr ehrenamtliches Engagement ihren Beitrag geleistet und dadurch sich auch für Belange der öffentlichen Gesellschaft und des sozialen Kapitals eingesetzt.

Weder privatisiert noch politisiert

Heutzutage wünschen wir Evangelikale uns, klar für verschiedene Positionen einzustehen, über die im öffentlichen Leben im Bezug auf Evangelikale häufig Verwirrung herrscht.

Zuerst einmal wenden wir Evangelikale uns gegen zwei gegensätzliche und zugleich sehr ähnliche Fehler, die viele Christen immer wieder machen. Der eine Fehler besteht darin, den Glauben zu „privatisieren“, also ihn nur im persönlichen, spirituellen Raum zu entfalten. Ein solcher Dualismus trennt den Glauben fälschlicherweise vom Säkularen und bewirkt einen Integritätsverlust des Glaubens, der dann nur noch „Privatvergnügen“ ohne jegliche öffentliche Bedeutung ist, also eine Art „Whirlpool-Frömmigkeit“.

Der andere Fehler, der sowohl von den religiös Linken als auch von den religiös Rechten in der Vergangenheit immer wieder begangen wurde, ist eine Politisierung des Glaubens, bei der der Glaube missbraucht wird, um politische Aspekte zu thematisieren, die mitunter nicht einmal biblische Bezüge aufweisen. So wie der Glaube dabei seine Unabhängigkeit verliert, wird auch die Kirche eine Art „Gebetsregime“. Christen werden zu „nützlichen Schachfiguren“ für eine politische Partei oder andere Gruppierungen, und der christliche Glaube schrumpft zu einer reinen Ideologie zusammen. Glaubensüberzeugungen werden als politische Waffen benutzt.

Christen aus allen Sparten des politischen Spektrums, Linke wie auch Rechte, haben diesen Fehler des politisierten Glaubens bereits begangen. Es wäre daher keine Lösung, beispielsweise das rechte Lager zu schwächen und stattdessen die Linken zu unterstützen. Von welcher Seite solche Impulse auch ausgehen, ein politisierter Glaube ist immer falsch, unverantwortlich und katastrophal für die Kirche – viel mehr aus Glaubensgründen als aus Gründen der staatlichen Organisationen.

Weil wir einer höheren Autorität verpflichtet sind als einer Partei, Ideologie oder Nationalität, sehen wir Evangelikale es als unsere Pflicht an, uns politisch zu engagieren. Jedoch ist es ebenso unsere Pflicht, uns nicht völlig von einer Partei, einer Ideologie, einem Wirtschaftssystem oder einer Nationalität vereinnahmen zu lassen. Aus unserer Sicht sind geistliche, moralische oder soziale Kräfte ebenso wichtig, wie politische Kräfte. Das Richtige kommt vor dem Populären, ebenso wie gute Prinzipien vor jeder Partei kommen. Die Wahrheit ist uns wichtiger als gute Zusammenarbeit, und das Gewissen wichtiger als Macht oder das pure Überleben. 

Die Politisierung des Glaubens ist nie ein Zeichen von Stärke, sondern des Versagens. Ein weises Zitat dazu: „Das Wichtigste, was man über Politik sagen kann ist, dass Politik nicht das Wichtigste ist.“

Die evangelikale Seele steht nicht zum Verkauf. Sie wurde bereits bezahlt, und zwar mit einem unermesslich hohen und unüberbietbaren Preis. 

Lieber ein ziviles als ein heiliges oder ein gänzlich unauffälliges Ansehen

Des Weiteren richten wir Evangelikale uns gegen zwei Extreme, die den gegenwärtigen Kulturkampf innerhalb der Vereinigten Staaten prägen. In diesem Kulturkampf stehen wichtige und grundlegende Überzeugungen auf dem Spiel, Überzeugungen, die für die Vereinigten Staaten und für die westliche Welt Richtung weisend sein werden. Die eigentlichen Probleme ergeben sich aber erst durch die Art und Weise, wie um diese Überzeugungen gekämpft wird.

Was wir als Evangelikale im Speziellen innerhalb der Kulturkämpfe beklagen, ist nicht nur der bloße Verlust einer gemeinschaftlichen Vision einer Kultur als Gemeinschaftsgut, sondern ebenso den endlosen Konflikt über den Platz des Glaubens im öffentlichen Leben und damit verbunden auch die Freiheit, sich vom Glauben her im öffentlichen Leben zu bewegen und zu engagieren. Es herrscht gegenwärtig große Verwirrung bezüglich übergeordneter, normierender Richtgrößen, anhand derer Menschen verschiedenen Glaubens im öffentlichen Leben auftreten und miteinander hart, aber zivilisiert umgehen können. Das Ergebnis ist der „Heilige Krieg“, nur einer aus der Bandbreite amerikanischer Kulturkämpfe, aber eine gefährliche Brutstätte für Konflikte, Hass und endlose Gerichtsprozesse.

Wir wenden uns einerseits gegen die Vertreter eines heiligen Gesellschaft, jene, die aus religiösen, geschichtlichen oder kulturellen Gründen darauf bestehen, einer bestimmten Religion einen extrovertierten Platz im öffentlichen Leben einzuräumen. In den meisten gegenwärtigen Fällen wäre das wohl die christliche Religion, könnte aber natürlich auch jede beliebige andere sein. In einer religiös derart verschiedenartigen Gesellschaft wie dem heutigen Amerika sollte kein Glaube als zwingend normativ für die komplette Gesellschaft gelten. Dennoch sollte es genügend Raum geben, um den eigenen Glauben in der Öffentlichkeit frei entfalten zu können.

Um es klar zu sagen: Wir treten für die religiöse Freiheit aller Glaubensrichtungen ein, einschließlich der Freiheit, von jedem beliebigen Glauben zum Christentum überzutreten. Wir lehnen mit Nachdruck jede Form der Theokratie in unserer pluralistischen Gesellschaft ab. Ebenso sind wir über die Zunahme von „politisch korrekten“ Angriffen auf den Evangelikalismus verärgert. Wir haben nicht die Absicht, jemandem unseren Glauben, unsere Überzeugungen und unser Verhalten aufzuzwingen. Unserem Beispiel, das wir durch die Liebe motiviert mit unserem eigenen Leben weitergeben, kann jeder freiwillig folgen.

Wir wenden uns anderseits auch gegen die Vertreten des arreligiösen Gesellschaft, jene, die am liebsten jeglichen Ausdruck von Religiosität ins Privatleben verbannen und somit das öffentliche Leben gänzlich säkular halten wollen. Diese Position, oft durch eine lose Koalition aus Säkularisten, Liberalisten und Befürwortern der strikten Trennung von Staat und Kirche unterstützt, ist praktisch unhaltbar, da sie die überwältigende Mehrheit der Bürger ausschließt, die sich immer noch in irgendeiner Form als religiös einstuft. Nichts ist freiheitsberaubender als Menschen im öffentlichen Leben das Ausleben ihres Glaubens zu untersagen, der sie erst zu dem macht, was sie sind und ihr Weltbild bestimmt.

Im Gegensatz zu diesen Extremen fordern wir ein zivilisiertes öffentliches Ansehen – eine Vision des öffentlichen Lebens, in dem Bürger aller Glaubensrichtungen frei sind zu leben und sich auf der Basis ihres jeweiligen Glaubens zu engagieren, als Vertreter einer Gesinnung, die auch den jeweils andern Glaubensrichtungen Freiheiten und Spielräume gestattet. Dieses für uns selbst beanspruchte Recht wollen wir auch anderen zugestehen. Das Recht des Christen ist genauso das Recht des Juden, des Säkularisten, des Mormonen, des Moslems, des Scientologen und der Anhänger jeder sonstigen Glaubensrichtung in diesem Land.

Der Weg Jesu, nicht der Weg Konstantins

Es gibt zwei Anliegen, die wir unseren Mitbürgern besonders nahe bringen möchten. Einerseits sind wir besorgt über die Tatsache, dass eine durch Kulturkämpfe geprägte Generation, die durch verständliche Reaktionen auf religiösen Extremismus weltweit beeinflusst ist, einen mächtigen Schutzwall gegen jegliche Form von Religion im öffentlichen Leben, insbesondere unter Intellektuellen, aufrichtet. Wenn sich dies verfestigt und zu einem amerikanischen Gegenstück der lang anhaltenden europäischen Ablehnung von Religion im öffentlichen Leben wird, hätte dies katastrophale Folgen für den amerikanischen Staat und die ernsthafte Verfechtung der allgemeinen Glaubensfreiheit.

Deshalb warnen wir vor den zunehmenden intoleranten Einflüssen unter den neuen Atheisten und rufen alle gottesfürchtigen Bürger sowie alle Gläubigen überhaupt auf, uns in unserem Einsatz für ein zivilisiertes öffentliches Ansehen zu unterstützen, denn diese „offene Zivilisation“ ist schließlich in aller Interesse.

Andererseits sind wir ebenso durch die Tatsache beunruhigt, dass das Voranschreiten der Globalisierung und die Notwendigkeit eines globalen öffentlichen Ansehens keine passende Vision dafür bietet, wie wir frei, gerecht und friedlich mit unseren tiefen Differenzen auf globaler Ebene miteinander leben können. Wie die aktuellen muslimischen Proteste und Aufstände wegen der Einschränkungen der öffentlichen Glaubensäußerungen zeigen, hat das Internetzeitalter eine Welt geschaffen, in der jeder uns zuhören kann, auch wenn wir nicht absichtlich zu jedem sprechen. Die Herausforderung, mit unseren tiefsten Differenzen zu leben, wurde durch das Zeitalter globaler Technologien wie dem World Wide Web drastisch vergrößert.

Wie dieses globale öffentliche Ansehen verdeutlicht, sehen wir uns mit zwei unterschiedlichen und doch ähnlichen Fehlern konfrontiert, die es zu vermeiden gilt: Erzwungener Säkularismus auf der einen Seite, vormals beispielhaft dargestellt durch den Kommunismus, heute eher durch einen wie in Frankreich praktizierten Säkularismus, und religiöser Extremismus auf der anderen Seite, deutlich vor Augen gemalt durch islamistische Gewalt. 

Zugleich wenden wir uns aber auch gegen die beiden Hauptpositionen, die nun von vielen vertreten werden: Einerseits wenden wir uns gegen jene, die glauben, ihr Weg sei der einzige Weg für alle, und dadurch bereit sind, andere zu unterdrücken. Wie diese Haltung im Kommunismus, im Islam und sogar in der Demokratie gezeigt hat, führt sie unvermeidlich zu Auseinandersetzungen. 

Zweifelsohne würden viele Menschen alle Christen dieser Kategorie zuordnen, schon allein in Tradition des Kaisers Konstantin und der durch ihn eingeführten staatlich verordneten Religiosität, die zu einer gefährlichen Vereinigung von Staat und Kirche führte, die in Europa zum Teil bis heute fortgeführt wird. 

Wir stehen der hemmungslosen Beliebigkeit und dem zügellosen Individualismus nicht unkritisch gegenüber, warnen aber dennoch dringlich vor der gefährlichen Allianz zwischen Kirche und Staat und der Unterdrückung, die als üble Begleiterscheinung daraus hervor ging. Wir Evangelikale folgen unserem Erbe, aber nicht dem des Konstantin, sondern dem davon völlig abweichenden Standpunkt Jesus von Nazareth. Während einige von uns Pazifisten sind, treten andere auch für den gerechten Krieg ein. Aber wir alle glauben, dass Jesu gute Nachricht von der Gerechtigkeit für die ganze Welt ursprünglich nicht durch Gewalt und Schwert verkündet wurde, sondern durch einen leidenden Knecht, der aller Gewalt entledigt und bereit war, zu sterben, so wie es ihm bestimmt war. Ungeachtet einiger anderer „Religiöser“ sehen wir Angriffe auf unseren Glauben nicht als „offensiv“ oder gar „blasphemisch“ an, gegen die gerichtlich vorgegangen werden müsste, sondern vielmehr als Preis für unsere Nachfolge, den wir klaglos und ohne uns in der Opferrolle zu gefallen bezahlen sollten.

Andererseits wenden wir uns gegen alle, die glauben, dass verschiedene Werte in verschiedenen Kulturen gleichgültig seien, und es demzufolge ablehnen, irgendeinen anderen Menschen oder irgendeine andere Kultur auf Grund dieser Werte zu beurteilen. Das klingt zuerst sehr tolerant, führt aber schnell zum Übel der Selbstgefälligkeit; denn in einer Welt voller Abscheulichkeiten wie Genoziden, Sklaverei, Unterdrückung von Frauen und Unter-stützung von Abtreibungen gibt es Gesetze, die zum Schutz erlassen wurden, Übel, die bekämpft werden müssen und eine moralisch vertretbare Notwendigkeit des Eingreifens in die Angelegenheiten anderer.

Wir warnen ebenso vor der Gefahr eines zweigeteilten globalen öffentlichen Ansehens, bei dem der eine Teil für weltoffene, säkulare Liberalisten reserviert ist und der andere Teil für die religiös Gläubigen vor Ort. Ein solches Arrangement würde ebenso bevormunden wie eine massive Einschränkung religiöser Freiheit und Gerechtigkeit und wäre des eigentlichen liberalen Grundgedankens unwürdig.

Einmal mehr sprechen wir uns für ein zivilisiertes öffentliches Ansehen aus, dass vom Respektieren der Rechte aller geprägt ist, auch derer, mit denen wir nicht übereinstimmen. Im Gegensatz zu mittelalterlichen religiösen Führern und verschiedenen zeitgenössischen Atheisten, die glauben, dass es kein „Recht auf Fehler/Irrtum“ gibt, erkennen wir das Recht an, Fehler zu machen. Aber wir bestehen ebenso darauf, dass das „Recht, alles zu glauben“ nicht automatisch in die Schlussfolgerung mündet, dass „alles, was geglaubt wird, auch richtig und gut ist“. Vielmehr folgt daraus, dass Respekt für Unterschiede auf dem Bewusstsein gegründet ist, dass es notwendige Debatten über diese Unterschiede geben kann, die aber vom gegenseitigen Respekt geprägt sein müssen.

Einladung an alle

Wie zuvor schon angemerkt nehmen wir, die Unterzeichner dieser Erklärung, nicht für uns in Anspruch, dies im Namen aller Evangelikalen zu tun. Wir sprechen hier nur für uns selbst, allerdings nicht nur zu uns selbst. Deshalb laden wir alle unsere Mitchristen und Mitbürger, Menschen verschiedener Glaubensrichtungen landes- und weltweit ein, diese Erklärung gewissenhaft zu prüfen und uns Rückmeldung zu geben wo dies nötig erscheint.

Wir bitten unsere Mitevangelikalen dringend, die hier vertretenen Thesen zu bedenken und uns darin zu unterstützen, die vorhandenen Missverständnisse über Evangelikale klarzustellen. So können wir gemeinsam treu unserem Herrn und seinem unverwechselbaren Lebensstil folgen.

Wir bitten unsere Mitbürger, die Konsequenzen des gegenwärtigen Kulturkampfes richtig abzuschätzen und gemeinsam mit uns daran zu arbeiten, Freiheit und Anstand im öffentlichen Leben zu erhalten, um sicherzustellen, dass diese Freiheit auch zukünftigen Generationen erhalten bleibt.

Wir appellieren an Anhänger anderen Glaubens weltweit, anzuerkennen, dass wir ihr Recht der freien Glaubenswahl auf Grundlage freier Gewissensentscheidungen respektieren. Wir bitten jedoch darum, die „goldene Regel“ zu befolgen und uns und allen anderen Gläubigen respektvoll die gleichen Rechte zuzugestehen. So können wir gemeinsam Religionsfreiheit fördern und religiös bedingte Verfolgung eindämmen, so dass sich menschliche Verschiedenheit und menschliches Wohlergehen künftig nicht mehr widersprechen.

Wir fordern von all jenen, die öffentliche Angelegenheiten untersuchen und darüber berichten, wie etwa Gelehrten, Journalisten und Politikern, auf Klischees zu verzichten und statt dessen faire und genaue Definitionen und Kategorien bei Berichten über uns und andere Gläubige zu verwenden, und dabei einen Tonfall anzuschlagen, mit dem sie auch selber angesprochen werden möchten.

Wir appellieren an all jene, die Autorität und Macht besitzen, zu würdigen, dass wir uns stets um das Wohl der Gesellschaft, der Städte und Länder, in denen wir leben, bemühen. Dennoch gehört unsere Loyalität zuerst einer höheren Macht, einem Maßstab, der alle anderen Maßstäbe in Frage stellt, eine Verpflichtung, die immer ein Geheimnis der christlichen Beteiligung an der Gesellschaft war, ebenso wie die Leidenschaft für Reformen.

Wir rufen jene, die unsere Hingabe für die Armen, die Leidenden und die Unterdrückten teilen, dazu auf, gemeinsam mit uns daran zu arbeiten, diesen Millionen von Mitmenschen, die sonst ignoriert, unterdrückt, versklavt oder durch die vorherrschenden Strukturen der globalen Welt wie menschlicher Abfall behandelt werden, Fürsorge, Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit zu bringen.

Wir laden all jene, die inmitten des Chaos der zeitgenössischen Philosophien und der Zerbrochenheit und Entfremdung der modernen Gesellschaft auf der Suche nach Sinn und Ziel sind, dazu ein, zu entdecken, dass das Evangelium, das wir als Gute Nachricht angenommen haben, wirklich die beste Nachricht aller Zeiten ist, offen für alle, die kommen und herausfinden wollen, was wir heute schon genießen und gerne mit anderen teilen.

Zu guter Letzt bekräftigen wir feierlich, dass wir diese Erklärung in sorgsam gewählte und abgewogene Worte verfasst haben, einer Welt gewahr, die voller Lügen, Propaganda und Meinungsmache ist, in der die Wahrheit üblicherweise verdreht wird und Worte mehr und mehr an Gewicht verlieren. Wir stehen um Gottes Willen zu unseren Worten. Als Anhänger der guten Nachricht ist es unser Wunsch, diese gute Nachricht nicht nur mündlich zu verbreiten, sondern mit unserem ganzen Leben dafür in unserer Welt und unserer Generation Zeugnis abzulegen.

Hier stehen wir nun. Wir sind uns unseres Glaubens sicher und schämen uns nicht. Wir möchten Menschen aller Glaubens-richtungen mit Liebe, Hoffnung und in aller Demut erreichen. Mit Gottes Hilfe stehen wir Seite an Seite mit Euch, um die Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen und gemeinsam für eine blühende Gesellschaft zu arbeiten.    

Steering Committee:

  • Timothy George
    Dean, Beeson Divinity School, Samford University
  • Os Guinness
    Author/Social Critic
  • John Huffman
    Pastor, St. Andrew's Presbyterian Church, Newport Beach, CA
    Chair, Christianity Today International
  • Rich Mouw
    President, Fuller Theological Seminary
  • Jesse Miranda
    Founder & Director, Miranda Center for Hispanic Leadership, Vanguard University
  • David Neff
    Vice President and Editor in Chief, Christianity Today Media Group
  • Richard Ohman
    Businessman
  • Larry Ross
    President, A. Larry Ross Communications
  • Dallas Willard
    Professor of Philosophy, University of Southern California
    Author

Charter Signatories:

  • Leith Anderson
    Pastor, Wooddale Church, Minneapolis, Minnesota, President, National Association of Evangelicals 
  • Bob Andringa
    Managing Partner, The Andringa Group
  • Don Argue
    Chancellor, Northwest University 
  • Kay Arthur
    Founder, Precept Ministries
  • Mark Bailey 
    President, Dallas Theological Seminary
  • Dennis Bakke 
    Co-Founder and CEO Emeritus, AES Corporation
  • Mark Batterson 
    Pastor, National Community Church, Washington, D.C. 
  • David Bere 
    President and COO, Dollar General
  • Doug Birdsall 
    Executive Chair, The Lausanne Movement
  • Darrell Bock 
    Research Professor of New Testament, Dallas Theological Seminary
  • Stuart Briscoe 
    Author, Minister-at-Large, Elmbrook Church, Brookfield, Wisconsin
  • George Brushaber 
    President, Bethel University 
  • Bob Buford 
    Businessman/Founder, Leadership Network
  • Isaac Canales 
    Pastor, Mission Ebenezer
  • M. Daniel Carroll R. 
    Distinguished Professor of Old Testament, Denver Seminary
  • Paul Cedar 
    Chair, Mission America
  • Richard Cizik
    Governmental Affairs, National Association of Evangelicals
  • Luis Cortés 
    President, Nueva Esperanza USA
  • Loren Cunningham
    Co-Founder, Youth With A Mission
  • Danny DeLeon 
    Pastor, Templo Calvario, Santa Ana, California 
  • Max De Pree
    Author and Mentor
  • Leighton Ford
    President, Leighton Ford Ministries
  • Justo Gonzalez 
    Historian/Author
  • David Gushee 
    Distinguished University Professor of Christian Ethics, Mercer University
  • Adam Hamilton 
    Pastor, United Methodist Church of the Resurrection, Leawood, Kansas
  • Jack Hayford 
    Founding Pastor, The Church on The Way, President, International Church of the Foursquare Gospel
  • Roberta Hestenes 
    Educator/Author/Speaker, Former President, Eastern University
  • Dean Hirsch 
    President, World Vision International
  • H. Wayne Huizenga, Jr. 
    President, Huizenga Holdings
  • Joel Hunter
    Pastor, Northland - A Church Distributed, Longwood, Florida 
  • Walter Kaiser 
    President Emeritus, Gordon-Conwell Theological Seminary
  • Rich Karlgaard 
    Publisher, Forbes Magazine
  • John Kim 
    President, Global Leadership Development Institute
  • Kelly Monroe Kullberg 
    The Veritas Forum
  • Peter Kuzmic 
  • Eva B. and Paul E. Toms
    Distinguished Professor of World Missions and European Studies, Gordon-Conwell Theological Seminary
  • Duane Litfin 
    President, Wheaton College 
  • Max Lucado 
    Senior Pastor, Oak Hills Church, San Antonio, Texas, Author
  • Erwin Lutzer 
    Pastor, Moody Church, Chicago, Illinois
  • Gordon MacDonald 
    Author/Pastor
  • Sammy Mah 
    President and CEO, World Relief
  • Paul Marshall 
    Senior Fellow, Hudson Institute
  • Eric J. Metaxas 
    Socrates in the City 
  • Jack Modesett 
    Partner, Vega Energy 
  • Sam Moffett 
    Professor Emeritus, Princeton Theological Seminary
  • J. P. Moreland 
    Distinguished Professor of Philosophy, Biola University
  • Shirley Mullen 
    President, Houghton College 
  • Mark Noll 
    Professor of History, University of Notre Dame
  • John Ortberg 
    Pastor, Menlo Park Presbyterian Church, Menlo Park, California
  • William Pannell 
    Senior Professor of Preaching, Fuller Theological Seminary
  • Vic Pentz 
    Pastor, Peachtree Presbyterian Church, Atlanta, Georgia 
  • Rebecca Manley Pippert 
    Saltshaker Ministries 
  • Alvin Plantinga 
    Professor of Philosophy, University of Notre Dame 
  • Mel Robeck 
    Professor of Ecumenics, Fuller Seminary 
  • Bob Roberts 
    Senior Pastor, North Wood Church, Keller, Texas 
  • Mark Roberts 
    Senior Director and Scholar in Residence, Laity Lodge
  • Mark Rodgers 
    The Clapham Group
  • Sammy Rodriquez, Jr. 
    President, National Hispanic Christian Leadership Conference
  • Chris Seiple 
    President, Institute for Global Engagement
  • Robert Seiple 
    Ambassador, International Religious Freedom
  • Marguerite Shuster 
    Professor of Preaching, Fuller Theological Seminary
  • Ronald J. Sider 
    President, Evangelicals for Social Action
  • Harold Smith 
    Editor in Chief and CEO, Christianity Today International
  • Rich Stearns 
    President, World Vision U.S. 
  • Joe Stowell
    President, Cornerstone University
  • Stephen Strang 
    Founder, Charisma Magazine
  • James Tonkowich 
    President, Institute on Religion & Democracy
  • Kevin J. Vanhoozer 
    Research Professor of Systematic Theology, Trinity Evangelical Divinity School
  • Eldin Villafañe 
    Professor, Gordon-Conwell Theological Seminary
  • Miroslav Volf 
    Henry B. Wright Professor of Systematic Theology, Yale Divinity School 
  • Ken Wales 
    Filmmaker
  • Jim Wallis 
    Founder and Editor, Sojourners Magazine
  • Frank Wright 
    President, National Religious Broadcasters
  • John Yates 
    Pastor, The Falls Church, Falls Church, Virginia 
  • Amos Yong 
    Professor of Theology, Regent University

Copyright © 2008 durch das Evangelical Manifesto Steering Comittee Übersetzung: Institut für Ethik & Werte, Gießen

© 2008 Institut für Ethik & Werte