Kriege Gottes im Alten Testament
Ist Gott ein „moralisches Monster“? Zum Verständnis des Völkermords im Alten Testament
I. Gott - Ein Tyrann?
Richard Dawkins, einer der bekanntesten zeitgenössischen Atheisten, beschreibt den Gott des Alten Testaments mit folgenden Worten:
„Der Gott des Alten Testaments ist die unangenehmste Gestalt der gesamten Dichtung: eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Überwachungsfanatiker; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, Kinder und Völker mordender, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann."1Dawkins, Richard. Der Gotteswahn. Berlin: Ullstein, 2007, 45.
In der Tat: liest man das Alte Testament, stößt man unausweichlich auf Berichte, die unmenschlich, grauenvoll und abstoßend erscheinen. Das bekannteste Beispiel dafür ist Gottes Befehl, das ganze Volk der Kanaanäer auszurotten:
„Aber in den Städten dieser Völker hier, die dir der Herr, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat, damit sie euch nicht lehren, all die Gräuel zu tun, die sie im Dienst ihrer Götzen treiben, und ihr euch versündigt an dem Herrn, eurem Gott.“ (Deut 20:16–18; siehe auch Ex 23:32f.; 34:11–16; 5Mo 7:1–5; 13:14–18).
Wie kann ein Gott, der die Menschen zu Nächsten- und Feindesliebe aufruft, einem solchen Massaker zustimmen bzw. es sogar ausdrücklich anordnen? Steht dieses gewaltsame Vorgehen nicht im direkten Widerspruch zu Gottes Barmherzigkeit? Wie kann man auf der Basis einer solchen Schilderung behaupten, das erwählte Volk Israel sei ein Segen für alle Völker, wie Gott Abraham einst verheißen hatte (Gen 18,18; 22,18; 26;4)? Und regen diese biblischen Texte nicht dazu an, im Sinne des „Heiligen Krieges“ die mittelalterliche Grausamkeit der Kreuzzüge zu wiederholen oder den sogenannten Dschihad der islamischen Fundamentalisten zu imitieren?2Vgl. Mercy, 16. Für einen hilfreichen Überblick über den Heiligen Krieg im Alten Testament siehe von Rad, Holy War.
Ohne Zweifel birgt die Darstellung dieser alttestamentlichen Realität einige letztendlich unlösbare Herausforderungen für den modernen Menschen. Doch trotz des moralischen Unbehagens ist ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Berichten im Alten Testament gefragt, der Einseitigkeiten in der Auslegung vermeidet.
II. Lösungsvorschläge
In der Geschichte der Theologie finden sich verschiedene Interpretationsversuche, um die genannte Spannung zu verringern. Hierzu zählen die folgenden fünf Lösungsansätze:
1. Ablehnung des Alten Testaments:
Eine einfache, jedoch extreme Variante findet sich bereits im 2. Jahrhundert, in der gnostisch beeinflussten Lehre von Marcion aus Sinope. Auf ihn geht die noch heute einflussreiche Annahme zurück, dass der Gott des Alten Testaments böse und rachsüchtig sei, während der Gott des Neuen Testaments als gutmütig und liebend dargestellt wird. In seiner Überzeugung, dass es sich dementsprechend um zwei grundverschiedene Götter handeln muss, die nichts miteinander zu tun haben, lehnte er das Alte Testament als Autorität ab.
Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Auslegung das Ausgangsproblem endgültig löst Aber gleichzeitig wirft eine solche Verbannung des Alten Testaments aus dem biblischen Kanon einige neue, unlösbare Konflikte und Spannungen auf. Aufgrund seiner enormen Auswirkungen auf das christliche Gottesbild und Schriftverständnis wurde die Überzeugung des Marcion in der christlichen Theologie nicht zu unrecht als Häresie eingestuft.
2. Extreme Diskontinuität:3Vgl. Wright, God, 76f.
In ähnlicher Weise, jedoch in weitaus gemäßigter Form, bemüht sich ein in christlichen Kreisen beliebter Ansatz, die existierende Spannung abzubauen. Vertreter dieser Lösung betonen dabei besonders die Diskontinuität, die zwischen Altem und Neuem Testament besteht. Die Radikalität der Geschehnisse im Alten Testament und das damit einhergehende Gottesbild kommen mit der Ankunft und Passion Jesu zu einem abrupten Ende. Gottes Charakter und Handeln werden durch Jesus auf eine neue, ganzheitlichere Weise offenbart, so dass die Menschen endlich das primitive Gottesbild des Volkes Israel ablegen können.Diese starke Betonung der Diskontinuität lässt jedoch die ebenfalls wahrnehmbare Kontinuität beider Testamente vollkommen außer Acht. Gott selbst ist immer derselbe. So finden sich im Alten Testament zahlreiche Hinweise auf seine Liebe und im Neuen Testament eindeutige Belege für das kommende Gericht.4Perikopen im Alten Testament, die auf seine Liebe hinweisen: die Geschichte von Abraham (Gen12–25); Mose (besonders Ex 34:6–7); die Psalmen (z. B. 103 und 145); Jer 31 usw. Perikopen im Neuen Testament, die auf das kommende Gericht hinweisen: Mt 10:15; 22:13; 25:41; Röm 1:18–2:16; Jak 4:17; 2 Pet 2–3; Hebr 10:26–31; das Buch der Offenbarung usw. Darüber hinaus werden weder Gottes Charakter noch sein Handeln im Neuen Testament negativ dargestellt.
3. Ablehnung der Historizität:
Angesichts mangelnder archäologischer Beweise für einen Völkermord zu Josuas Zeiten streiten einige Theologen die Historizität dieses Ereignisses ab. Für sie steht fest, dass es sich bei den Schilderungen um nachträgliche Redaktionen handelt, um gewisse Aspekte der Theologie des Bundesvolkes Israel historisch zu rechtfertigen.5Dazu gehören u.a. die heilsgeschichtliche Bedeutung des verheißenen Landes sowie die ausdrückliche Distanzierung von anderen Völkern und ihren Götzen.
Allerdings erweist sich auch dieser Vorschlag als problematisch. Zum einen ändert die Zurückweisung der Faktizität der Geschehnisse keineswegs das dahinterliegende Gottesbild der Israeliten. Sie hatten offenbar keine Schwierigkeit damit, ein solches Vorgehen als göttlichen Befehl hinzustellen. Zum anderen hat dieses Konzept weitreichende Folgen für die Vertrauenswürdigkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel.
4. Verneinung eines göttlichen Befehls:6Vgl. Mercy, 13–44.
Andere Ausleger wiederum behaupten, Gott habe dieses Vorgehen gegen die Kanaanäer keineswegs befohlen. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Missverständnis der Israeliten, die diesen Gewaltakt irrtümlicherweise als Gottes Anweisung wahrgenommen hätten. In dieser Weise kann man jegliche Assoziation Gottes mit diesen Geschehnissen verneinen.Diese Lösung wirft allerdings zwei Schwierigkeiten auf: a) In allen Fällen, in denen das Volk oder einzelne Menschen Gott missverstanden haben, wird dies in anderen Texten explizit kritisiert und/oder korrigiert.7Z.B. erklärt der Prophet Nathan David, dass Gott seinen Wunsch einen Tempel für ihn zu bauen, befürwortet. Dies wird in der folgenden Nacht von Gott korrigiert (2Sam 7). Dies trifft aber auf den Völkermord an den Kanaanäern nicht zu. Ganz im Gegenteil, die Weigerung der Auszugsgeneration, dieser Anweisung Folge zu leisten (Num 14), und das Versäumnis der nachfolgenden Generation, sie vollständig durchzuführen, werden im Verlauf des Alten Testament als Ungehorsam gegen Gottes Willen verurteilt. b) Der Einzug in das verheißene Land und die Vollstreckung des Banns an den Kanaanäern wird ausdrücklich als Erfüllung des göttlichen Plans dargestellt.
5. „Vergeistlichung“ des Ereignisses:
Andere Ausleger versuchen sich an folgender Lösung: Anstatt diese Texte wortwörtlich zu verstehen, sollte man vielmehr in allegorischer Weise eine geistliche Lektion daraus ableiten. So könnte die Schilderung ein Bild für den geistlichen Kampf gegen die satanischen Mächte sein. Oder man könnte die sieben Nationen der Kanaanäer als Symbol für sieben erforderliche Tugenden auffassen, durch die zahllose Laster überwunden werden können, wie der Mönch Johannes Cassianus vorgeschlagen hat.8Vgl. Block, Deuteronomy, 482.
Ein „geistliches Lesen“ der biblischen Texte hat ohne Zweifel seinen Wert. In der Bibel selbst werden die Narrative immer wieder verwendet, um Warnung, Ermutigung, Herausforderung und Hoffnung zu vermitteln. Dies stellt jedoch die Historizität der eigentlichen Geschehnisse keineswegs in Frage. Vielmehr zeigt die vom Autor gewählte Gattung eindeutig, dass seine Darstellung nicht als Märchen, Gleichnis oder Allegorie zu lesen ist, sondern die Realität beschreiben soll.
III. Biblisch-Theologische Perspektiven
Alle bisher diskutierten Lösungskonzepte zeigen, wie komplex der beschriebene Sachverhalt ist. Doch ein genauer Blick auf den literarischen, historischen und theologischen Kontext ist notwendig, um einige der Spannungen aufzulösen. Fünf Perspektiven sollen dabei eine Struktur geben, um die wesentlichen Punkte abzudecken – angefangen bei textnahen Aspekten des Problems bis hin zu theologischen und konzeptionellen Fragestellungen.
1. Literarische Perspektive
Leser der Bibel sollten nicht vergessen, dass das Wort Gottes Literatur ist. Dementsprechend kann die Intention des Autors nur dann angemessen rekonstruiert werden, wenn die linguistischen, syntaktischen und stilistischen Eigenschaften des Textes erfasst werden.
a) Literarischer Kontext
Während sich die beiden Texte über die Vernichtung der Feinde in Exodus (23:20–33; 34:10–11) hauptsächlich mit der geistlichen und ethischen Reinheit Israels im verheißenen Land beschäftigen, geht es in den Deuteronomiumtexten (7:1–11; 13:14–18; 20:19–18) viel konkreter darum, wie Israel in der eigentlichen Schlacht mit den ansässigen Völkern vorgehen soll.9Israel soll keinen Bund mit den Völkern und ihren Göttern schliessen (23:32; alle religiösen Elemente der fremden Götter beseitigen (34:13) und Mischehen vollkommen verbieten (34:1). So heißt es u.a.: „Du sollst ihnen keine Gnade erweisen“ (7:2) und „du sollst nichts leben lassen, was Odem hat, sondern du sollst unbedingt an ihnen den Bann [ḥērem] vollstrecken“ (20:16b-17a). Der Kontext dieser Texte zeigt, dass es hier nicht um rassistische Gefühle gegenüber anderen Nationen geht, sondern vielmehr um Israels Beziehung zu Jahwe, ihrem Bundesgott. Besonders eindrücklich zeigt sich dies in 7:6:10Vgl. Block, Deuteronomy, 468.
„Denn ein heiliges Volk bist du für den Herrn, deinen Gott; dich hat der Herr, dein Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn seist.“
Die Hauptintention aller dieser Texte also liegt darin, Israels besondere Beziehung zu Gott zu verdeutlichen.
b) Die Bedeutung des Banns
Eine besondere Herausforderung für die Ausleger dieser Texte stellt der sogenannte „Bannbefehl“ dar (ḥrm/ḥērem). Deutsche Übersetzungen schlagen Formulierungen wie „den Bann vollstrecken“ oder „dem Untergang weihen“ vor. Doch was bedeutet das konkret? In Parallelität mit Texten aus der damaligen Umwelt scheint dieser Ausdruck eine Kurzform für eine komplexe Handlungsabfolge zu sein: 1. Sieg über die Streitkräfte der Stadt; 2. Vertilgung ihrer Einwohner; 3. Verbrennung der Stadt; 4. Ausstreuen von Salz über die Stadt (vgl. Ri 9:45); 5. Verwünschung der Stadt mit einem Fluch (vgl. Jos 6:26); 6. Weihen der Stadt an Gott.11Vgl. Ibid., 208. Kurz gesagt: das Konzept des Banns beinhaltete sowohl die völlige Vernichtung einer Stadt und ihrer Bevölkerung im Falle eines Krieges wie auch den religiösen Aspekt der vollkommenen Hingabe an Jahwe.12Der religiöse Punkt wird besonders dadurch untermauert, dass der Begriff auch in Texten zu finden ist, die über Opfergaben sprechen (z.B. Ex 22:19; Lev 27:28–29; Jer 50:26); vgl. Mercy, 70.
Da die meisten Punkte dieser Auflistung in den folgenden Abschnitten genauer analysiert werden, soll die Diskussion an dieser Stelle auf zwei Punkte beschränkt werden:Erstens, im Hinblick auf die religiöse Bedeutung des Banns muss man konsequenterweise feststellen, dass das Alte Testament dies als eine Art der Gottesanbetung verstanden hat. In allen Fällen trug Jahwe selbst den Sieg davon und ihm gehörte dementsprechend auch die „Kriegsbeute“.13Vgl. Ibid., 172.
Zweitens gibt es eine Spannung zwischen dem Bannbefehl und seinem direkten Kontext, in dem Gott Mischehen und Bündnisse mit den Kanaanäern verbietet. Wieso sind aber Gesetze zum langfristigen Umgang mit einem Volk nötig, an dem Israel den Bann vollstrecken soll?14Vgl. Copan, Monster, 172–73. Auch hier zeigt sich erneut der religiöse Schwerpunkt dieser Gesetze. Vordergründig ging es darum, die Religion der Kanaanäer zu vernichten, die mit ihrem Götzendienst eine anhaltende geistliche Gefahr für Israel darstellten.
c) Militärsprache im alten Vorderen Orient
Ein weiterer literarischer Aspekt, der den modernen Leser dieser Texte irritiert, ist der radikale Sprachgebrauch. So heißt es z. B. in Jos 10:40 (Hervorhebungen vom Autor):
„So schlug Josua das ganze Land, das Bergland und den Negev und die Shephela und die Abhänge, samt allen ihren Königen; und er ließ nicht einen übrig, der entkommen wäre; und er vollstreckte den Bann an allem, was Odem hatte, wie es der Herr, der Gott Israels geboten hatte.“
Noch konkreter berichtet Jos 6:21:
„Und alles, was in der Stadt war, weihten sie der Vernichtung mit der Schärfe des Schwerts, Mann und Frau, Jung und Alt, Rind, Schaf und Esel.“
Liest man Verse wie diese, fühlt man sich in seinem Empfinden bestätigt, dass Israel bei der Eroberung Kanaans ein grausames Blutbad im Namen Gottes anrichtete. Doch der allgemeine militärische Sprachgebrauch dieser Zeit deutet auf eine weit weniger ausgedehnte und brutale Landnahme hin, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Denn Darstellungen von Kriegsgeschehnissen im alten Vorderen Orient benutzten das literarische Stilmittel der Hyperbel. So prahlte der ägyptische Pharao Thutmosis III., dass er die Armee von Mitanni innerhalb einer Stunde vollständig ausgelöscht habe, obwohl spätere Berichte andeuten, dass diese Streitkräfte weiterhin Kriege führten. An anderer Stelle wird vom moabitischen König Mescha berichtet, wie er Israel so vernichtend geschlagen habe, dass sie für immer und ewig vom Erdboden verschwunden seien.15Vgl. Copan, Monster, 172.
Das Buch Josua war diesbezüglich keine Ausnahme. Auch hier wird die damals übliche Militärsprache verwendet – mit all den dazugehörigen und damals selbstverständlichen Hyperbel zum Zweck der Verdeutlichung. Der Autor dieser Texte wollte keineswegs wortwörtlich verstanden werden. Er wollte aber seine Empfänger durch die vorhandene Rhetorik auch nicht in die Irre führen. Denn voraussichtlich war jedem Leser bei der Lektüre der Texte klar, dass Josua lediglich einen deutlichen Sieg davongetragen hatte. Dieses literarische Stilmittel war üblich und wurde keineswegs als Verfälschung der Realität verstanden.
Der heutige Leser sollte also mit der damaligen Sprache vertraut sein, so dass er die Darstellungen richtig einordnet:
- Wenn die Eroberungstexte einen Totalitätsanspruch erheben („alle“, „ganz“, „jeder“, „vollständig“), kann man davon ausgehen, dass der Autor gemäß der damaligen „Kriegsrhetorik“ das legitime Sprachbild der Hyperbel verwendet.
- Wenn diese Berichte Formulierungen verwenden, die andeuten, dass neben den Männern der Stadt auch Frauen und Kinder getötet wurden (z. B. Deut 2:34; 3:6), geht es dem Schreiber weniger um Alter und Geschlecht der Opfer, als vielmehr um den Tatbestand, dass die jeweilige Stadt vollkommen eingenommen und alle Einwohner getötet wurden, die nicht rechtzeitig geflohen sind.16Vgl. Ibid., 175. In diesem Zusammenhang wird wiederholt auf eine “Vertreibung” oder “Enteignung des Besitzes” verwiesen (vgl. Ex 23:27–30; Deut 11:23; 18:14). Dies deutet darauf hin, dass letztendlich nur die getötet wurden, die sich weigerten zu fliehen. Da die nicht-kämpfende Bevölkerung die ersten waren, die die Flucht ergriffen, ist anzunehmen, dass hauptsächlich Soldaten in der Schlacht gefallen sind.
Außerdem muss noch beachtet werden:
- Sowohl Jahwe als auch die Israeliten gingen davon aus, dass sich die Eroberung des verheißenen Landes graduell vollstrecken wird (z. B. Deut 7:22; Jos 2:20–23). An keiner Stelle ist davon die Rede, dass Israel das Land durch einen großen Feldzug einnehmen wird. Stattdessen wurde Israel auch nach entscheidenden Siegen immer wieder ermahnt, Jahwe trotz des direkten Kontaktes mit der ebenfalls dort ansässigen heidnischen Bevölkerung treu zu bleiben.
- Jahwe ließ sein Volk immer eindeutig wissen, wenn sie gegen seinen Willen gehandelt haben.17Ein hier passendes Beispiel ist König Saul, der von Gott verworfen wird, weil er den befohlenen Bann nicht vollständig vollstreckt hat (1Sam 15).Wenn allerdings im Josuabuch von der Vollstreckung des befohlenen Banns die Rede ist, wird deutlich hervorgehoben, dass Josua alles so durchgeführte, wie Jahwe befohlen hatte (Jos 11:12, 14–15, 20). Aus den anschließenden Texten geht jedoch hervor, dass die Kanaanäer eine anhaltende ethisch-religiöse Bedrohung für Israel darstellten.
2. Historische Perspektive
Zusätzlich zu den literarischen Erkenntnissen können auch die historischen Fakten dem Ausleger helfen, die betreffenden Texte aus einer angemessenen Perspektive zu betrachten. Hierbei können Belege aus Israels Umwelt wie auch die biblischen Berichte selbst Auslegungshilfen bieten:
a) Kriege in Israel und seiner Umwelt
Vier Beobachtungen aus der Literatur des alten Vorderen Orients scheinen hier nennenswert:
- Die in der Bibel beschriebene Praxis des Banns ist nicht auf Israel beschränkt. So wird in einer Inschrift berichtet, wie König Mescha in einer grauenhaften Schlacht an allen Einwohnern der Stadt, einschließlich der Frauen und Kinder, den Bann vollstreckte.18Vgl. Hallo, William W., ed. The Context of Scripture: Monumental Inscriptions from the Biblical World. Leiden: Brill, 2003, 138.
- Im Vergleich zu den Nachwehen der Kriege, die in den Annalen der Großreiche des alten Vorderen Orients geschildert werden, wirkt Josuas Vorgehen weitaus weniger blutrünstig.19Vgl. Copan, Monster, 179. Während von Israels Sieg über fünf Könige in kurzer und sachlicher Form berichtet wird (10:24–27), prahlen die umliegenden Nationen in allen Einzelheiten mit ihrem mörderischen und erbarmungslosen Umgang mit den Unterworfenen und genießen es, ihre Opfer bis aufs Letzte zu quälen und sie auch nach deren Tod auf schmählichste Weise zu demütigen.20Vgl. Hess, “War,” 29.
- Mit Ausnahme der Midianiter (Num 31) und Amalekiter (1Sam 15) war der Bannbefehl strengstens auf die Kanaanäer beschränkt.21Alle diese Völker gefährdeten die geistliche und moralische Integrität des Bundesvolkes (Kaiser, Hard Sayings, 106–09). Mit allen weiteren Völkern sollten sich die Israeliten um Friedensabkommen bemühen und nur in letztendlich unvermeidbaren Zusammenstößen einen Verteidigungskrieg führen (Deut 20:10–15).22Vgl. Block, Deuteronomy, 476. Beispiele: Ex 17:8; Num 21:21–32; Deut 2:26–30; Num 21:33; Deut 3:1. Jegliche Landnahme über das Gebiet hinaus, das Gott Abraham zugesagt hatte, hat Gott ausdrücklich verboten – sowohl bei der Landnahme Kanaans wie auch danach.23Die Invasionskriege im Richterbuch und unter König David spiegeln aus Gottes Sicht nicht das Ideal wider und scheinen auch von ihm nicht angeordnet worden zu sein (vgl. Hess, “War,” 29.).
- Die Menschen der damaligen Zeit hatten ein sehr starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, das für den heutigen Menschen schwer nachvollziehbar ist. Dabei finden die einzelnen Individuen ihre Identität und ihren Stellenwert nicht durch Selbstverwirklichung, sondern durch ihre Beziehung zur Gemeinschaft, zur Gruppe als Ganzes. Das, was ein Einzelner tut, hat immer Auswirkungen auf das ganze Volk. Daher ist klar, dass alles, was die Einheit des Volkes gefährdet, ausgelöscht werden sollte – selbst wenn dies Krieg bedeutete.24Vgl. Block, Deuteronomy, 485. Dass die Kinder das Schicksal ihrer Eltern teilten, war demnach in der damaligen Zeit eine Selbstverständlichkeit.
b) Was wirklich geschah…
Der göttliche Bannbefehl sowie die Bestätigung, dass Josua den Bann so vollstreckte, wie der Herr es dem Volk befohlen hatte (Jos 11:12–20), können beim heutigen Leser also durchaus einen falschen Eindruck erwecken. Denn Israel führte diesen Auftrag nicht im ganzen Land Kanaan aus, wie man bei einer vorschnellen Lektüre denken könnte. Vielmehr macht das Buch Josua unmissverständlich klar, dass dieses Verfahren lediglich in vier Städten angewendet wurde: Jericho (6:1–27), Ai (7:1–8:29), Hazor (11:10–15) und Lais (19:47, vgl. Ri 18:27). Dies wird auch durch den archäologischen Befund untermauert. Die Archäologie konnte keine Belege für eine flächendeckende Zerstörung kanaäischer Städte ausmachen. Im Gegenteil: Sowohl die Ausgrabungen wie auch die biblischen Aufzeichnungen (Jos 13:1–7; 16:10; 17:12) attestieren die bereits oben angenommene These, dass es sich beim Einzug in das verheißene Land um eine stufenweise Assimilation handelte.25Vgl. Millard, “Israelites,” 156–68. Alle greifbaren und materiellen Aspekte der kanaäischen Kultur – wie z.B. Gebäude, Werkzeuge oder Haushaltswaren – scheinen dabei größtenteils intakt geblieben zu sein. Im Hinblick auf die Tatsache, dass die Israeliten sich dort langfristig niederlassen sollten, macht dies durchaus Sinn. So konnten sie die erhaltenen gebliebenen Häuser und Produkte für ihre eigenen Zwecke nutzen.26Vgl. Ibid., 161. Damit erfüllte sich auch Gottes Versprechen, dass sie in Städten wohnen werden, die sie nicht erbaut haben und von Früchten essen werden, die sie nicht angebaut hatten (Deut 6:10–11).27Vgl. Block, Deuteronomy, 480.
Dass die kanaanäischen Völker im weiteren Verlauf der Geschichte Israels immer wieder erwähnt werden und sie das Volk im Hinblick auf moralisches Verhalten, Theologie und Gottesverehrung erfolgreich zum Synkretismus verführen konnten, ist also nicht verwunderlich. Erst um 1000 v. Chr. scheinen die Kanaanäer in Israel keine identifizierbare Volksgruppe mehr zu bilden.
Liest der moderne Leser nun die jeweiligen Kriegsbeschreibungen, wird er voraussichtlich eine für das Verständnis maßgebliche Sachlage übersehen, die für den damaligen Leser hingegen eine Selbstverständlichkeit war: Alle vier angegriffenen Städte waren zweifellos Militärstützpunkte und keine reinen Wohngebiete. Archäologisch gesehen fehlt jeglicher Hinweis auf eine dort ansässige Zivilbevölkerung.28Vgl. Copan, Monster, 175. Denn in der Bronzezeit wurden Städte hauptsächlich für Regierungsgebäude verwendet, während der Rest der Bevölkerung in den umliegenden ländlichen Gegenden angesiedelt waren. Sowohl Jerichos Mauer als auch die Tatsache, dass die Israeliten an einem Tag sieben Mal um die Stadt marschieren konnten, bevor sie in die eigentliche Schlacht zogen, scheinen diese Annahme zu bestätigen.29Hess, “Jericho,” 34–38. Die dort stationierte Garnison hatte die Aufgabe die Straßen zwischen dem Jordantal und den Bevölkerungszentren im Hügelland zu bewachen. So bildete die Stadt die erste Verteidigungslinie am Knotenpunkt von drei Straßen, die nach Jerusalem, Bethel und Ophra führten (vgl. Copan, Monster, 175–76).
Israels militärische Aktionen gegen die benannten Städte waren also gegen die Regierung und ihre Streitkräfte gerichtet – der Ort, wo König, Armee und Priesterschaft residierten.30Vgl. Ibid., 176. Die Erwähnung von Frauen und Kindern war, wie oben bereits erläutert, militärische Standardsprache, die auch angewendet wurde, wenn jene dort nicht ansässig waren. Von einem eigentlichen Völkermord, wie man ihn heute versteht, kann hier also nicht die Rede sein.31Zwar deutet der Begriff wörtlich gesehen auf die Ermordung einer ganzen Nation hin, aber verwendet wird er Begriff vor allem dann, wenn es aus ethnischen Gründen geschieht, wie beim Völkermord der Juden im zweiten Weltkrieg oder der Tutsi-Minderheit in Ruanda im Frühling 1994.
3. Theologische Perspektive
Das genaue Studium der literarischen Gegebenheiten und des historischen und kulturellen Kontexts rückt die geschilderten Ereignisse zweifellos in ein anderes Licht. So verliert die empfundene Problematik zumindest einen Teil ihrer Schärfe. Die zurückbleibenden theologischen und konzeptionellen Fragestellungen können durch diese Textnähe jedoch schwerlich aufgelöst werden. Nur ein ganzheitlicher Blick auf die Darstellung Gottes in der Bibel und auf die heilsgeschichtliche Entfaltung seines eschatologischen Plans für seine Schöpfung gibt letztendlich Aufschluss über Gottes Handeln in dieser spezifischen historischen Situation.
a) Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit
Im vorliegenden Kontext stechen zwei Charaktereigenschaften Gottes in besonderer Weise hervor: seine absolute Heiligkeit sowie die damit einhergehende Gerechtigkeit.Gottes Heiligkeit existiert nicht in einem Vakuum. Gott ist heilig, weil er sich von allem Erschaffenen abhebt, das nicht heilig ist.32Vgl. Mercy, 81–82. Seit dem Sündenfall (Gen 3) besteht zwischen Gott und den Menschen ein unüberwindbarer Bruch, der jegliche Beziehung zwischen ihnen verhindert. Denn in seiner Heiligkeit kann Gott das Böse, die Sünde, nicht tolerieren.33Vgl. Craigie, War, 40–42. So lässt sich das Problem von zwei Seiten her betrachten:
1. Gott wird alle Sünder für ihre Boshaftigkeit gerecht bestrafen, denn „der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6:23). Die Bibel beschreibt immer wieder, wie Gott Nationen, Städte oder Individuen seinem gerechten Urteil unterstellt, wenn sie trotz besseren Wissens und wiederholter Warnung ihren verabscheuungswürdigen Lebensstil nicht ablegen. Das göttliche Gerichtshandeln ist dabei immer die letzte Option.34Vgl. Copan, Monster, 159. Beispiele: die Sintflut (Gen 6–9) und Sodom und Gomorrah (Gen 18–19). So wird bereits in Gen 15:16 auf die Sünde der Amoriter (ein kanaanäisches Volk) hingewiesen, deren Maß zu jener Zeit jedoch noch nicht „voll“ war. Erst vor dem eigentlichen Einzug Israels, also ca. 430 Jahre später, war der Punkt gekommen, an dem die Verfehlungen der Kanaanäer Gottes strafendes Eingreifen verlangten.35Problematisch waren sowohl ihr Götzendienst wie auch ihre moralischen Schandtaten: Inzest, Kinderopfer, Sodomie, Ehebruch, Homosexualität und soziale Unterdrückung (Lev 18:20–30; 10:22–24; Deut 12:29–31; 1Kö 14:24; 2Kö 17:8; Heb 11:31 etc.).Gott selbst macht hier also erneut deutlich, dass es sich nicht um einen rassistischen Eingriff handelte, sondern um eine Gerichtsmaßnahme, bei der Israel als sein Werkzeug fungierte. Diese Tatsache kann die stattgefundenen Gewalttaten zwar nicht ungeschehen machen, sie wirft allerdings ein ganz neues Licht auf deren moralische Beurteilung. Denn es besteht ein großer ethischer Unterschied zwischen selbstsüchtiger, willkürlicher Gewalt und solcher, die als Strafe verstanden und dementsprechend limitiert ist.36Vgl. Wright, God, 93.
Darüber hinaus führt Jahwe seinem Volk sehr klar vor Augen, dass sein Vorgehen gegen die Kanaanäer seine Begründung keineswegs in ihrer eigenen Gerechtigkeit im Kontrast zur kanaanäischen Gottlosigkeit fand (Deut 9:5). Israels Siege im Verlauf des Einzugs waren einzig und allein auf Gottes Gnade und sein Versprechen an Abraham zurückzuführen.37Vgl. Ibid., 94.
Hinzu kommt, dass Gott das Volk eindringlich davor warnt, ein ähnliches strafgerichtliches Schicksal erleiden zu müssen wie die Kanaanäer, falls sie sich von ihm abwenden und einen unmoralischen Lebensstil annehmen sollten (Deut 28:25–68). Und dies war ohne Frage eine ernstzunehmende Warnung. Schließlich benutzte Gott im Laufe der israelitischen Geschichte die gottlosen Assyrer (2Kö 16) und Babylonier (2Kö 25), um sein Gericht über sie zu bringen. Gott hat Israel diesbezüglich also keineswegs bevorzugt.
Der zweite Punkt, der mit Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit zusammenhängt, bezieht sich auf sein erwähltes Volk: Gott ruft Israel zu einem heiligen, ihn verherrlichenden Lebensstil auf (Lev 19:2): „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott!“ Durch die Israeliten, die Gottes Charakter mit ihrem ganzen Leben widerspiegeln sollten, wollte Gott seinen heilsgeschichtlichen Plan für die Welt umsetzen. Daher ist es nachvollziehbar, dass alles das, was sie zu einem Bundesbruch verleiten könnte, keinen Platz in Israel haben durfte. Das direkte Zusammenleben mit den Kanaanäern, die Israel immer wieder zum Götzendienst und ähnlichen heidnischen Praktiken anstifteten (z.B. Deut 20:18; Ri 2:1–5; 11–15; 10:6–9), stellte daher eine direkte Bedrohung für die Bundesbeziehung dar. Ihre Enteignung und Vernichtung ist demnach unter dem Blickwinkel der Schutzfunktion für das Volk zu verstehen, das wiederum dadurch seine Bundesverantwortung wahrnehmen und – langfristig gesehen – zum Segen für alle Nationen werden konnte.
b) Gottes Zorn vs. Gottes Liebe?
Viele Leser der Bibel sehen in dieser Gerechtigkeit und dem Zorn Gottes einen extremen Widerspruch zu seiner Liebe. Gott ist die Liebe (1Jo 4:16). Und alles, was er tut, reflektiert diese treue Liebe (Ps 145:17). Wie kann also ein liebender Gott so zornig werden und diesem Zorn dann auch noch freien Lauf lassen?
Zugegebenermaßen fällt es schwer, diese beiden Attribute zusammenzubringen. Doch gleichzeitig sind sie untrennbar miteinander verbunden. Denn das einzige, was Gottes Zorn entfachen kann, ist das Böse, das von Natur aus Gott und seine Liebe ablehnt und versucht, Gottes liebende Absichten zu untergraben.38Vgl. Wright, God, 131.Aus dieser Perspektive ist es undenkbar, wenn Gott im Hinblick auf all das Böse, das in der Welt existiert, nicht zornig wäre.39Für eine etwas philosophischere Diskussion über Gott und das Böse vgl. Craig, Questions, 75–112. Sein Zorn ist dabei nicht emotionaler Hass, sondern ein Zorn aus Liebe, der die Menschen beschützen will. So steht sein Zorn also nicht im Widerspruch zu seiner Liebe, sondern ist vielmehr ihre natürliche Konsequenz: Gott ist zornig, weil er die Menschen liebt.40Vgl. Volf, Miroslav. Free of Charge: Giving and Forgiving in a Culture Stripped of Grace. Grand Rapids, MI: Zondervan, 2006, 138–39. Dies ist vergleichbar mit Eltern, die in ihrer Liebe zum Kind trotz allem Disziplin und Strafe anwenden, wenn dies nötig ist (vgl. Wright, God, 100).
c) Gottes Souveränität und Weisheit
In all diesem Abwägen und Nachdenken sollte man folgendes nicht vergessen: Gottes Beweggründe werden den Menschen niemals bis ins Letzte offenbart. Der Mensch sieht den Verlauf der Geschichte immer aus seiner subjektiven Froschperspektive, so dass Gottes geschichtsübergreifenden Absichten oft nicht vollständig nachvollziehbar sind (Jes 55:8–9).41Vgl. Copan, Monster, 195. Doch trotz all dem Geheimnisvollen, das dadurch verbleibt, ermutigt die Bibel die Menschen immer wieder, Gottes Souveränität und Weisheit Vertrauen zu schenken.42Vgl. Block, Deuteronomy, 482. Gott wird (aus moralischer Sicht) gute Gründe dafür haben, warum er handelt, wie er handelt – selbst wenn dies auf den ersten Blick etwas scheinbar Böses impliziert. Außerdem muss man bedenken, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde und der Urheber allen Lebens ist. Dementsprechend hat er in seiner Souveränität die Macht, Leben zu geben und Leben zu nehmen (Hi 1:21). Niemand hat das Recht, ihn für sein Vorgehen anzuklagen oder für seine Befehle zur Rechenschaft zu ziehen (Jer 18:6–10).43Vgl. Ibid. Seine Weisheit stellt sicher, dass er keine falschen Entscheidungen trifft – so beunruhigend dieser Aspekt seiner Souveränität auch mitunter sein mag.
Und: Der Bericht über die Eroberung des verheißenen Landes kann auch ermutigend sein, denn er zeigt, dass Gott sich an seine Versprechen hält und sich für sein Volk einsetzt. Gott selbst präsentiert sich als oberster Kriegsherr, der den Einzug perfekt vorbereitet hat und dem Volk das Land als Bundesgabe zur Verfügung stellt.44Vgl. Ibid., 218. Besonders eindrücklich spiegelt sich diese geistliche Wahrheit in der Schilderung über die Eroberung Jerichos wider. Jahwe wird hier als der Impulsgeber (Jos 6:2) und Anführer (6:8) beschrieben, ohne den der Sieg nicht möglich gewesen wäre (6:16). So scheint Gott den Israeliten zu Beginn der Landnahme eine wichtige Lehre über seine Souveränität und Macht sowie seine Großzügigkeit und Güte zu erteilen: Trotz aller Synergieeffekte in den kommenden Feldzügen ist und bleibt es Gott allein, der ihnen das Land als Wohnsitz bereitstellt – und es bleibt sein Eigentum.
4. Heilsgeschichtliche Perspektive
Bei allem moralischen Unbehagen, die die Schilderung des Einzugs auslösen kann, darf man nicht vergessen, dass sie ein Teil des ganzen Heilsplanes Gottes für alle Nationen ist. Gott wünscht sich nichts mehr, als dass alle Menschen gerettet werden. So offenbart er sich als ein Gott, der in die Geschichte eingreift, um seine geschichtsübergreifenden Heilsabsichten zu realisieren. Letztendlich ist auch das Gericht über die Kanaanäer ein notwendiger Teil dieser universalen Heilsgeschichte, die am Ende der Zeiten zu ihrem Ziel kommt.
a) Israel als Segen für alle Nationen
Lange bevor das Volk Israel existierte, hatte Gott Abraham erwählt und mit ihm einen ewigen Bund geschlossen. Er und seine Nachkommen, das von Gott gesegnete Volk Israel, sollten zu einem Segen für alle Nationen werden (Gen 12:1–2). Durch sie wollte Gott das Heil zu allen Menschen bringen. Teil dieses Bundesschlusses war auch die Verheißung, dass Gott dem Volk ein Land zur Verfügung stellen wird (Gen 13:14–18; 15:7–21; 18:21). Bereits damals prophezeite Gott Abraham, dass dies erst 400 Jahre später in Erfüllung gehen sollte. Währenddessen würden seine Nachkommen als Sklaven in einem fremden Land dienen (15:13), aus dem Gott sie dann mit starker Hand heraus und in ihr Erbe führen sollte (15:14– 16).45Vgl. Mercy, 75. Diese Verheißung sollte mit dem Einzug in Kanaan in Erfüllung gehen.
Dementsprechend war die Eroberung Kanaans also ein notwendiger Schritt in Gottes Heilsgeschichte, der es Israel ermöglichte, seine Verantwortung als Segen für alle Nationen wahrzunehmen.46Es besteht dabei kein Widerspruch zwischen Gottes universalem Heilsplan und seinem Handeln gegen die Kanaanäer. Denn ersteres nimmt Gott nicht das Recht sein Gericht über bestimmte Nationen in der Geschichte zu vollstrecken. Denn ein „heiliges“ Volk mit einem „heiligen“ Auftrag benötigte dafür ein „heiliges“ Land.47Vgl. Block, Deuteronomy, 483. Hätten die Israeliten dabei ihr Erbe nicht von der kanaanäischen Kultur und Religion gereinigt, hätte dies unermessliche Folgen gehabt für Israels geistliche Integrität und somit für Gottes gesamtes Vorhaben, die Menschheit zu erlösen.48Vgl. Copan, Monster, 190. Gott hatte Israel nicht erwählt, um gegen die anderen Nationen Krieg zu führen, sondern um durch sein Volk seinen Segen zu den Nationen zu bringen. Sie alle sollten einmal Teilhaber der göttlichen Bundesversprechen werden und zusammen mit dem Volk Israel an ihn glauben, wie das Alte Testament immer wieder ankündigt und von dessen Erfüllung das Neue Testament bezeugt.49Vgl. dazu Wright, Mission, Kapitel 14.
b) Die besondere Bedeutung von Rahab
Im Hinblick auf diese Segensverheißung ist es erstaunlich, dass das Buch Josua seinen Einzugsbericht nicht mit einer Eroberung eröffnet, sondern mit einer Bekehrungsgeschichte. Die erste kanaanäische Person, die der Leser hier kennenlernt, ist jemand, der Gottes Souveränität anerkennt und daraufhin offiziell in das Volk Gottes aufgenommen wird – mit all den dazugehörigen Privilegien. Während ihr Volk zwar schon von Gottes Macht und Wundertaten gehört hatte (Jos 2:10), war die Prostituierte Rahab, die Inhaberin des dortigen Gasthauses, doch die einzige, die sich nicht bis zuletzt gegen Gott aufgelehnt hatte.50Rahab war eine der wenigen nichtkämpfenden Einwohner im militärischen Stützpunkt von Jericho. Es besteht dabei kein Zweifel daran, dass sie die Inhaberin eines Gasthauses, nicht aber eines Bordells gewesen ist – auch wenn erstere häufig von Prostituierten geführt wurden. Dies war der gebräuchliche Übernachtungsplatz für durchreisende Karawanen wie auch für königliche Boten (vgl. Copan, Monster, 177). Und sie wurde gerettet. So kommt Rahab in der Heilsgeschichte eine sehr bedeutende, ja sogar paradigmatische Rolle zu.51Goldingay, Life, 572. Denn für jeden Menschen, dem Gottes Gericht angedroht wird, besteht gleichzeitig die Möglichkeit, sich von seinem sündigen Lebensstil abzuwenden und Teil des Bundesvolkes zu werden.52Weitere Beispiele sind Ruth, Naaman (2Kö 5) und die Witwe Zarpat (1Kö 17). Des Weiteren scheinen die Gesetze, die sich mit dem Umgang mit Fremden beschäftigen, diese Möglichkeit zu bestätigen (vgl. Wright, God, 101–04). Mehr dazu im nächsten Teil. Rahab machte von diesem Angebot Gebrauch. Damit war sie so sehr in die Segensgemeinschaft integriert, dass sie sogar in der Genealogie Jesu als Vorfahrin genannt (Mt 1:5) und zwei weitere Male im Neuen Testament als Glaubensvorbild vorgestellt wird (Hebr 11:31; Jak 2:25).
c) Der Weg nach Golgatha
Gottes Einladung, an dem Segen Abrahams teilzuhaben, gilt dabei nicht nur Rahab, sondern allen Menschen. Durch die Menschwerdung und den Kreuzestod Jesu bringt Gott die im Bund enthaltenen Verheißungen zu ihrer Erfüllung. So ist der Weg nach Kanaan zwar ein Weg, den moderne Leser vorzugsweise ausradieren wollen, aber insgesamt gesehen nur ein kleiner Abschnitt auf dem göttlichen Heilsweg nach Golgatha. Liest man von daher die Eroberung Kanaans im Licht der ganzen Heilsgeschichte, auch im Licht des Evangeliums von Jesus Christus, gewinnt man eine neue Perspektive. Denn auch das Kreuz, eine der grausamsten Formen menschlicher Gewalt, involvierte göttliches Gerichtshandeln gegen menschliche Sünde – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Während Gott die Kanaanäer für ihre eigene Boshaftigkeit gerecht bestraft hatte, trug Gott selbst durch den Kreuzestods seines sündenfreien Sohnes die Strafe für die Sünden aller Menschen.53Vgl. Ibid., 107. Gott selbst war also bereit dazu, sich in dieser Weise für alle Menschen aufzuopfern, um seinen Heilsplan zur Erfüllung zu bringen.
5. Hermeneutisch-ethische Perspektive
Zum Abschluss bleiben zwei hermeneutisch-ethische Fragen: Besteht zwischen den Anweisungen im Alten Testament und den Idealen des Neuen Testaments generell Kontinuität oder Diskontinuität? Und gibt es für Christen im 21. Jahrhundert irgendeine Rechtfertigung, diese Anordnung auf Situationen in ihrem Leben/Land anzuwenden?
a) Kontinuität oder Diskontinuität?
Wie oben angedeutet hatte Gottes Befehl, die Kanaanäer auszurotten, nichts mit ethnischen oder rachsüchtigen Beweggründen zu tun, sondern war eine Maßnahme, um die geistliche und ethische Integrität seines Bundesvolkes aufrechtzuerhalten. Es handelt sich hier also um einen geistlichen Kampf. Denn der Götzendienst der Kanaanäer war nicht bloß eine abstrakte Theologie oder ein privat ausgeübtes Interesse. Er basierte vielmehr auf eine gegen Gott rebellierende Weltanschauung, die die gesellschaftliche und kulturelle Struktur der Kanaanäer tiefgehend und bis in alle Lebensbereiche hinein beeinflusste.54Vgl. Copan, Monster, 160. Die Notwendigkeit, diesen Mächten (Lev 17:7; Deut 32:16–21) Einhalt zu gebieten, ist daher durchaus nachvollziehbar. Israel, als eine nationale und politische Einheit mit territorialen Grenzen, war es dabei in dieser spezifischen Situation möglich, einen Teil dieses geistlichen Kampfes durch einen Krieg zu bestreiten. Die heutige transnationale Gemeinde Gottes darf einen solchen Weg nicht gehen. Die Auseinandersetzung mit Weltanschauungen und Ideologien soll mit Hilfe der von Gott bereitgestellten geistlichen Waffenrüstung ausgetragen werden (Eph 6: 10–20).55Vgl. Block, Deuteronomy, 486 und Mercy, 138. So besteht also eine geistliche Kontinuität zwischen Altem und Neuem Testament.56Vgl. Mercy, 161–87. Darüber hinaus scheint sich auch aus eschatologischer Perspektive eine gewisse Kontinuität darzustellen.57Vgl. Ibid., 113–41. Denn nach christlicher Überzeugung werden am Ende der Zeiten alle Menschen, die nicht zu Gottes Volk gehören, ebenfalls von Gott gerichtet werden. In dieser Hinsicht kommt den Kanaanäern eine paradigmatische Rolle zu, die gleichzeitig als Warnung und Prototyp für alle anderen Menschen dienen kann. Gott zeigt hier seine Gerechtigkeit im Gericht, das langfristig allen Menschen bevorsteht, die sich ihm widersetzen.58Vgl. Wright, Ethics, 479. In dieser Hinsicht sollte man beim Lesen der Eroberungstexte nicht entrüstet sein, dass Gott den Tod der Kanaanäer forderte, sondern vor allem erstaunt und dankbar, dass er in seiner Gnade die anderen leben lässt.59Vgl. Mercy, 185.
b) Anwendung auf heute
Alle bisher erarbeiteten Perspektiven zeigen dass die von Gott befohlene Verfahrensweise auf eine ganz bestimmte Menschengruppe in einem ganz bestimmten Zeitrahmen beschränkt war.60Vgl. Block, Deuteronomy, 484. Die detaillierte Genauigkeit, mit der Gott die Israeliten auffordert, das verheißene Land einzunehmen, lässt keinen Zweifel daran, dass dies nicht wiederholt werden sollte.61Ein wesentliches Detail ist hierbei z.B., dass Gott jedes einzelne Volk benennt, an dem Israel den Bann vollstrecken soll. Schon im Verlauf des Einzugs erklärt Gott den Israeliten unmissverständlich, dass sie grundsätzlich nach Frieden streben und die unschuldige Zivilbevölkerung im Fall eines unvermeidbaren Krieges mit Barmherzigkeit behandeln sollten (Deut 20). Dementsprechend können diese Schilderungen für Christen unter keinen Umständen als Rechtfertigung von Gewaltanwendungen gegen Juden, Muslime oder andere Menschengruppen dienen.62Vgl. Block, Deuteronomy, 486. Da das Volk Gottes heute nicht mehr als ethnische und territoriale Einheit fungiert, sondern eine transnationale Entität ist, kann kein Krieg, in den die Nationen verwickelt sind, mit den Kriegen gegen die Kanaanäer verglichen werden.
Überdies fordert das Alte Testament in seinen Gesetzen, dass die Israeliten Fremde in ihrer Mitte beschützen und in besonderer Weise für sie sorgen sollten, da sie durch die Entbehrung des sonst natürlichen Schutzes durch Sippe und Besitz besonders angreifbar waren. So verbietet Gott Unterdrückung (Ex 22:21; Lev 19:9; Deut 14:28–29) und unfaire Behandlung vor Gericht (Ex 23:9) und fordert die Israeliten dazu auf, ihnen Teilnahme an den religiösen Festivitäten zu gewähren.63Sabbatruhe (Ex 20:9; Deut 10:17–19), Passahmahl (Ex 12:45–49), Jahresfeste (Deut 16), Versöhnungstag (Lev 16:29), Bundeserneuerung (Deut 29:10–13). Genauso wie Gott selbst ein liebendes Anliegen und Heilsabsichten für diese Menschen hat, soll das Volk ihnen mit Liebe entgegentreten (Lev 19:34; Deut 10:18–19). Diese gesetzlich vorgeschriebene Fremdenliebe, die sich sowohl durch das Alte (Jer 22:3; Ez 22:7, 29; Sach 7:10) wie auch das Neue Testament (Mt 25:43–44; Röm 12:13; Hebr 13:1–2) zieht, fungiert als ein starkes Gegengewicht zum historisch eindeutig limitierten göttlichen Befehl zur Vernichtung der Kanaanäer. Unter keinen Umständen sollte die Eroberung also ein allgemeingültiges Paradigma für den sozialen Umgang mit anderen Menschen(gruppen) sein – weder für Israel noch für den heutigen Christen.
IV. Fazit
Ist Gott ein moralisches Monster? Gottes Befehl, die Kanaanäer auszurotten, ist und bleibt zweifellos eines der schwierigsten ethischen Themen des Alten Testaments. Doch trotz all der offenen Fragen weisen die diskutierten Perspektiven darauf hin, dass Gott gute Gründe für sein Vorgehen hatte – auch wenn diese für den heutigen Leser auf den ersten Blick nicht ersichtlich oder (ethisch) nicht immer nachvollziehbar sind. Es bleibt die Gewissheit, dass Gott in seiner Liebe und Weisheit keine Fehler macht. So kann der Leser Gottes Handeln in dieser spezifischen historischen Situation im Licht des Kreuzes sehen und voll und ganz auf Gottes gnädige Souveränität vertrauen, die sowohl damals als auch heute jedem persönlich gilt.
© 2013 Institut für Ethik & Werte
Endnoten
- 1Dawkins, Richard. Der Gotteswahn. Berlin: Ullstein, 2007, 45.
- 2Vgl. Mercy, 16. Für einen hilfreichen Überblick über den Heiligen Krieg im Alten Testament siehe von Rad, Holy War.
- 3Vgl. Wright, God, 76f.
- 4Perikopen im Alten Testament, die auf seine Liebe hinweisen: die Geschichte von Abraham (Gen12–25); Mose (besonders Ex 34:6–7); die Psalmen (z. B. 103 und 145); Jer 31 usw. Perikopen im Neuen Testament, die auf das kommende Gericht hinweisen: Mt 10:15; 22:13; 25:41; Röm 1:18–2:16; Jak 4:17; 2 Pet 2–3; Hebr 10:26–31; das Buch der Offenbarung usw.
- 5Dazu gehören u.a. die heilsgeschichtliche Bedeutung des verheißenen Landes sowie die ausdrückliche Distanzierung von anderen Völkern und ihren Götzen.
- 6Vgl. Mercy, 13–44.
- 7Z.B. erklärt der Prophet Nathan David, dass Gott seinen Wunsch einen Tempel für ihn zu bauen, befürwortet. Dies wird in der folgenden Nacht von Gott korrigiert (2Sam 7).
- 8Vgl. Block, Deuteronomy, 482.
- 9Israel soll keinen Bund mit den Völkern und ihren Göttern schliessen (23:32; alle religiösen Elemente der fremden Götter beseitigen (34:13) und Mischehen vollkommen verbieten (34:1).
- 10Vgl. Block, Deuteronomy, 468.
- 11Vgl. Ibid., 208.
- 12Der religiöse Punkt wird besonders dadurch untermauert, dass der Begriff auch in Texten zu finden ist, die über Opfergaben sprechen (z.B. Ex 22:19; Lev 27:28–29; Jer 50:26); vgl. Mercy, 70.
- 13Vgl. Ibid., 172.
- 14Vgl. Copan, Monster, 172–73.
- 15Vgl. Copan, Monster, 172.
- 16Vgl. Ibid., 175. In diesem Zusammenhang wird wiederholt auf eine “Vertreibung” oder “Enteignung des Besitzes” verwiesen (vgl. Ex 23:27–30; Deut 11:23; 18:14). Dies deutet darauf hin, dass letztendlich nur die getötet wurden, die sich weigerten zu fliehen. Da die nicht-kämpfende Bevölkerung die ersten waren, die die Flucht ergriffen, ist anzunehmen, dass hauptsächlich Soldaten in der Schlacht gefallen sind.
- 17Ein hier passendes Beispiel ist König Saul, der von Gott verworfen wird, weil er den befohlenen Bann nicht vollständig vollstreckt hat (1Sam 15).
- 18Vgl. Hallo, William W., ed. The Context of Scripture: Monumental Inscriptions from the Biblical World. Leiden: Brill, 2003, 138.
- 19Vgl. Copan, Monster, 179.
- 20Vgl. Hess, “War,” 29.
- 21Alle diese Völker gefährdeten die geistliche und moralische Integrität des Bundesvolkes (Kaiser, Hard Sayings, 106–09).
- 22Vgl. Block, Deuteronomy, 476. Beispiele: Ex 17:8; Num 21:21–32; Deut 2:26–30; Num 21:33; Deut 3:1.
- 23Die Invasionskriege im Richterbuch und unter König David spiegeln aus Gottes Sicht nicht das Ideal wider und scheinen auch von ihm nicht angeordnet worden zu sein (vgl. Hess, “War,” 29.).
- 24Vgl. Block, Deuteronomy, 485. Dass die Kinder das Schicksal ihrer Eltern teilten, war demnach in der damaligen Zeit eine Selbstverständlichkeit.
- 25Vgl. Millard, “Israelites,” 156–68.
- 26Vgl. Ibid., 161.
- 27Vgl. Block, Deuteronomy, 480.
- 28Vgl. Copan, Monster, 175.
- 29Hess, “Jericho,” 34–38. Die dort stationierte Garnison hatte die Aufgabe die Straßen zwischen dem Jordantal und den Bevölkerungszentren im Hügelland zu bewachen. So bildete die Stadt die erste Verteidigungslinie am Knotenpunkt von drei Straßen, die nach Jerusalem, Bethel und Ophra führten (vgl. Copan, Monster, 175–76).
- 30Vgl. Ibid., 176. Die Erwähnung von Frauen und Kindern war, wie oben bereits erläutert, militärische Standardsprache, die auch angewendet wurde, wenn jene dort nicht ansässig waren.
- 31Zwar deutet der Begriff wörtlich gesehen auf die Ermordung einer ganzen Nation hin, aber verwendet wird er Begriff vor allem dann, wenn es aus ethnischen Gründen geschieht, wie beim Völkermord der Juden im zweiten Weltkrieg oder der Tutsi-Minderheit in Ruanda im Frühling 1994.
- 32Vgl. Mercy, 81–82.
- 33Vgl. Craigie, War, 40–42.
- 34Vgl. Copan, Monster, 159. Beispiele: die Sintflut (Gen 6–9) und Sodom und Gomorrah (Gen 18–19).
- 35Problematisch waren sowohl ihr Götzendienst wie auch ihre moralischen Schandtaten: Inzest, Kinderopfer, Sodomie, Ehebruch, Homosexualität und soziale Unterdrückung (Lev 18:20–30; 10:22–24; Deut 12:29–31; 1Kö 14:24; 2Kö 17:8; Heb 11:31 etc.).
- 36Vgl. Wright, God, 93.
- 37Vgl. Ibid., 94.
- 38Vgl. Wright, God, 131.
- 39Für eine etwas philosophischere Diskussion über Gott und das Böse vgl. Craig, Questions, 75–112.
- 40Vgl. Volf, Miroslav. Free of Charge: Giving and Forgiving in a Culture Stripped of Grace. Grand Rapids, MI: Zondervan, 2006, 138–39. Dies ist vergleichbar mit Eltern, die in ihrer Liebe zum Kind trotz allem Disziplin und Strafe anwenden, wenn dies nötig ist (vgl. Wright, God, 100).
- 41Vgl. Copan, Monster, 195.
- 42Vgl. Block, Deuteronomy, 482.
- 43Vgl. Ibid.
- 44Vgl. Ibid., 218.
- 45Vgl. Mercy, 75.
- 46Es besteht dabei kein Widerspruch zwischen Gottes universalem Heilsplan und seinem Handeln gegen die Kanaanäer. Denn ersteres nimmt Gott nicht das Recht sein Gericht über bestimmte Nationen in der Geschichte zu vollstrecken.
- 47Vgl. Block, Deuteronomy, 483.
- 48Vgl. Copan, Monster, 190.
- 49Vgl. dazu Wright, Mission, Kapitel 14.
- 50Rahab war eine der wenigen nichtkämpfenden Einwohner im militärischen Stützpunkt von Jericho. Es besteht dabei kein Zweifel daran, dass sie die Inhaberin eines Gasthauses, nicht aber eines Bordells gewesen ist – auch wenn erstere häufig von Prostituierten geführt wurden. Dies war der gebräuchliche Übernachtungsplatz für durchreisende Karawanen wie auch für königliche Boten (vgl. Copan, Monster, 177).
- 51Goldingay, Life, 572.
- 52Weitere Beispiele sind Ruth, Naaman (2Kö 5) und die Witwe Zarpat (1Kö 17). Des Weiteren scheinen die Gesetze, die sich mit dem Umgang mit Fremden beschäftigen, diese Möglichkeit zu bestätigen (vgl. Wright, God, 101–04). Mehr dazu im nächsten Teil.
- 53Vgl. Ibid., 107.
- 54Vgl. Copan, Monster, 160.
- 55Vgl. Block, Deuteronomy, 486 und Mercy, 138.
- 56Vgl. Mercy, 161–87.
- 57Vgl. Ibid., 113–41.
- 58Vgl. Wright, Ethics, 479.
- 59Vgl. Mercy, 185.
- 60Vgl. Block, Deuteronomy, 484.
- 61Ein wesentliches Detail ist hierbei z.B., dass Gott jedes einzelne Volk benennt, an dem Israel den Bann vollstrecken soll.
- 62Vgl. Block, Deuteronomy, 486. Da das Volk Gottes heute nicht mehr als ethnische und territoriale Einheit fungiert, sondern eine transnationale Entität ist, kann kein Krieg, in den die Nationen verwickelt sind, mit den Kriegen gegen die Kanaanäer verglichen werden.
- 63Sabbatruhe (Ex 20:9; Deut 10:17–19), Passahmahl (Ex 12:45–49), Jahresfeste (Deut 16), Versöhnungstag (Lev 16:29), Bundeserneuerung (Deut 29:10–13).