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KulturethikAllgemein

Mitarbeiter gewinnen

Wie Jugendliche heute Verantwortung übernehmen

Christliche Jugendarbeit lebt vom ehrenamtlichen Engagement – und zwar nicht zuletzt vom Engagement der Jugendlichen selbst. Dabei ist es allerdings gar nicht so leicht, Jugendliche für die Mitarbeit zu gewinnen. Schon in jungen Jahren sind die Terminkalender voll. Jugendliche sehen sich zahllosen Angeboten und Anforderungen gegenüber und müssen auswählen: Wofür setze ich meine Zeit ein? Wo will ich mich engagieren? 

In der Jugendarbeit muss man sich daher immer wieder die Frage stellen: »Aus welchem Grund sollte sich ein Jugendlicher ausgerechnet dafür entscheiden, sich in unserer Jugendarbeit zu engagieren und dafür andere Angebote fallen lassen?«

Dieser Newsletter beleuchtet die Bedingungen, unter denen sich Jugendliche heute gerne ehrenamtlich engagieren und gibt Tipps zur Mitarbeitergewinnung und -führung. 

I. Wie sich Jugendliche in Deutschland engagieren

1.1. Jugendliche zwischen Engagement und Distanzierung

Zwei gesellschaftliche Entwicklungen werfen auf den ersten Blick ein eher schlechtes Licht auf die Chancen christlicher Jugendarbeit, auch in den nächsten Jahren noch Jugendliche in größerem Umfang für ehrenamtliche Mitarbeit zu gewinnen. Da ist auf der einen Seite die allgemein rückläufige Kirchenbindung bei Jugendlichen, auf die zuletzt auch wieder die Shell-Jugendstudie 2010 hingewiesen hat (Albert u.a. 2010). Auf der anderen Seite besteht eine generelle Skepsis gegenüber großen Organisationen und Institutionen. Dies betrifft die Parteien genauso wie Gewerkschaften, Bildungsinstitutionen und Kirchen (Hitzler u.a. 2008). Beides, die rückläufige Kirchenbindung und die Institutionsverdrossenheit, führen dazu, dass vielerorts von einem Rückgang der Bereitschaft zu ehrenamtlichen Engagement die Rede ist. 

Dieser Befund ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die aktuelle Shell-Studie hat zugleich auch festgestellt, dass sich 39% der Jugendlichen häufig für gesellschaftliche oder soziale Zwecke engagieren. Und weitere 41% sind immerhin gelegentlich für solche Zwecke im Einsatz. Insgesamt sind also 80% der Jugendlichen zumindest von Zeit zu Zeit ehrenamtlich tätig (Albert u.a. 2010).

Dabei scheinen Aktivität und Engagement stark bildungs- und schichtanhängig zu sein. Je höher der Bildungsgrad oder die Schichtzugehörigkeit, desto höher ist auch der Prozentsatz der engagierten Jugendlichen. Insgesamt ist im Vergleich zu vorherigen Studien aus den Jahren 2006 und 2002 ein Anstieg des Engagements bei Jugendlichen zu verzeichnen. Von einem generellen Rückgang der Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement kann also nicht die Rede sein. Vielmehr haben sich die Bedingungen verändert, unter denen Jugendliche bereit sind, sich auf ein solchen Engagement einzulassen (Ebd.; Frieß/Ilg 2008). 

1.2. Veränderte Bedingungen des Engagements

Engagieren sich Jugendliche heute, dann tun sie es in aller Regel nicht mehr aus einem Gefühl der Verpflichtung oder der Tradition heraus. Die bloße Tatsache, dass „man“ das so macht oder der bloße Aufruf zur Mitarbeit sind heute keine hinreichenden Motivationsgründe mehr. Stattdessen ist das Motiv der Selbstentfaltung für Jugendliche in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in den Vordergrund gerückt, wie Heiner Keupp schon vor einigen Jahren bemerkte: „Jugendliche wollen sich in erster Linie unmittelbar einbringen, eigene Kompetenzen entwickeln und dabei Spaß haben und Kontakte knüpfen. In traditionellen Verbänden und gesellschaftlichen Institutionen engagieren sie sich nur dann, wenn sie diese Kriterien erfüllt sehen und ihre Vorstellungen direkt umsetzen können.“ (Keupp 2000, 34)

Auch eine Untersuchung zum freiwilligen Engagement aus dem Jahr 2008 weist in diese Richtung. Sie zeigt dabei besonders eindrücklich, dass die persönlichen Kontakte entscheidend sind für die Aufnahme eines ehrenamtlichen Engagements. Sind Jugendliche in Verbänden bzw. Organisationen engagiert, dann kamen sie in den häufigsten Fällen über ihre Familie oder ihre Freunde in Kontakt mit der jeweiligen Arbeit. In Bezug auf christliche Verbände wird ergänzt, dass der Kontakt und das Hineinwachsen in ein dauerhaftes Engagement auch oft über Konfirmanden-, Firm- oder Religionsunterricht entstanden (Düx u.a. 2008). 

Eine weitere Studie, die das Engagement von Jugendlichen über einen Zeitraum von fünf Jahren untersuchte, fand ebenfalls heraus, dass Jugendliche unter 25 Jahren vor allem zwei Gründe für ihre Beteiligung ins Feld führen: Einerseits den Spaß und andererseits den Kontakt mit Gleichaltrigen bzw. Gleichgesinnten. Der soziale Aspekt oder die Sache, um die es jeweils geht, spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle, würden aber in vielen Fällen nicht ausreichen, sobald Spaß und Kontakte wegbrechen (Gensicke u.a. 2006). 

Diese Beobachtung deckt sich mit anderen Umfrageergebnissen, die ebenfalls bemerken, dass die Intention beim Einstieg in ein Engagement oft darin liegt, anderen etwas Gutes zu tun. Wird das Engagement über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten, geschieht dies allerdings, weil subjektiv ein persönlicher Gewinn dabei empfunden wird. Fällt dieser weg und wurde er erst gar nicht erlebt, steigt die Wahrscheinlichkeit rapide an, dass das Engagement beendet wird (Rosenkranz/Weber 2002). 

Darüber hinaus sollte auch der Lerngewinn nicht vernachlässigt werden. Einerseits werden durch die Übertragung von Verantwortung Fähigkeiten und Kompetenzen erlernt und ausgebaut. Andererseits führt ehrenamtliches Engagement auch zur Persönlichkeitsentwicklung, da in solchen Feldern Belastbarkeit, soziale Kompetenz, Fachwissen etc. ausgebildet werden (Düx u.a. 2008). Wenn Jugendliche sich engagieren, fordern sie deshalb eigene Entscheidungsspielräume ein, von denen sie sich eine Erweiterung ihres Erfahrungshorizontes erhoffen (Jütting 2003).

1.3. Günstige Rahmenbedingungen und positive Auswirkungen freiwilligen Engagements auf Jugendliche 

Diese veränderten Bedingungen jugendlichen Engagements – weg vom reinen Pflichtgefühl, hin zu einer Betonung der vielfältigen Möglichkeiten zur Selbstentfaltung – spiegeln sich auch auf der Seite der jeweiligen Rahmenbedingungen wider. Wenn Jugendliche sich gerne engagieren sollen, dann ist es wichtig, dass sie fachliche Unterstützung und Anleitung erhalten. Außerdem ist es wichtig, dass sie Möglichkeiten der Weiterbildung bekommen, ihnen Räume, Material und auch ein finanzieller Spielraum bereitgestellt werden, sie wirkliche Verantwortung übertragen bekommen und nicht zuletzt Lob und Anerkennung für die Tätigkeit finden (Düx u.a. 2008). Sind diese Rahmenbedingungen in hohem Ausmaß vorhanden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche Einsatzbereitschaft entwickeln. 

1.4. Zwischenfazit: Grundsätzlich hohes Potential 

Grundsätzlich zeigen Jugendliche in Deutschland also eine hohe Bereitschaft, sich zu engagieren – Tendenz steigend. Gewandelt haben sich allerdings die Bedingungen. Jugendliche stellen heutzutage selbst Ansprüche an die Aufgabenfelder, in denen sie sich einbringen wollen. Die eben erwähnten Faktoren gelten dabei unabhängig davon, um welche Art von Organisation oder Tätigkeit es sich handelt. Wird auf diese Wünsche eingegangen, findet sich heute ein großes Potential an jugendlichem Engagement. Mit diesen Ergebnissen muss sich darum auch christliche Jugendarbeit auseinandersetzen, wenn sie auch künftig Jugendliche als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen will.

Bevor wir uns den Möglichkeiten widmen, wie Jugendliche heute für den Einsatz in der christlichen Jugendarbeit begeistert werden können, soll zunächst der Frage nachgegangen werden, was eigentlich diesen Wandel in den Bedingungen ehrenamtlichen Engagements bewirkt hat. Von diesem größeren Zusammenhang her lassen sich dann auch Rückschlüssen für die konkrete Praxis der Jugendarbeit ziehen.  

II. Freiwilliges Engagement in der Lebenswelt der Jugendlichen

2.1. Besonderheiten der Lebensphase Jugend

Die Lebensphase Jugend ist für die Persönlichkeitsentwicklung von entscheidender Bedeutung. Hier stehen Menschen in besonderem Maße vor der Aufgabe, eine eigenständige Identität im Spannungsfeld von „Individuation“ (wer bin ich? / wer will ich sein?) und „Integration“ (wo gehöre ich dazu? / mit wem will ich mich identifizieren?) zu entwickeln (Hurrelmann 2010). 

Für die Frage nach dem ehrenamtlichen Engagement von Jugendlichen sind dabei vor allem zwei Dinge von Bedeutung: Auf der einen Seite die Gleichaltrigenbeziehungen. Freundschaften zu Gleichaltrigen unterstützen junge Menschen in ihrem emotionalen und sozialen Erleben und sind deshalb ungemein wichtig. Eine gelockerte Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen beginnt im Durchschnitt bereits ab dem 14. Lebensjahr (ebd.). Daraus entstehen Gruppierungen, die ein Gefühl der emotionalen Geborgenheit vermitteln, bei der Verselbständigung helfen und viel zur Ausbildung des eigenen Wertekanons beitragen. Solchen Gleich-altrigengruppen bieten die Chance, Konfliktlösungsstrategien, Perspektivübernahme und Beziehungsfähigkeit einzuüben (Grob/ Jaschinski 2003). 

An dieser Stelle kann auch das ehrenamtliche Engagement – zum Beispiel in der christlichen Jugendarbeit – für Jugendliche attraktiv werden. Denn hier bieten sich vielfältige Möglichkeiten, mit anderen Jugendlichen zusammen zu sein und die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Nicht ohne Grund wird also der Kontakt zu anderen Jugendlichen in empirischen Untersuchungen immer wieder als Motiv zur Übernahme eines Ehrenamts genannt. 

Neben der Bedeutung der Gleichaltrigengruppe ist es für Jugendliche aber auch wichtig, sich selbst in ihren Fähigkeiten auszuprobieren. Jugendliche wollen aktiv sein, herausfinden, was sie können, Verantwortung übernehmen und sich damit auch probeweise auf das Erwachsenenleben vorbereiten. Selbstentfaltung mit Kreativität, Phantasie und Unabhängigkeit sind darum auch ein weiterer wichtiger Grund für Jugendliche, sich in der christlichen Jugendarbeit einzubringen. 

2.2. Das Gefühl, keine Zeit zu haben

Jugendliche sehen sich heute einer ungeheuren Vielzahl an Wahlmöglichkeiten, Informationen, Meinungen und Lebensentwürfen gegenübergestellt. Auf der anderen Seite sind die eigenen Erlebnis- und Erfahrungsräume noch so schmal, dass ihnen eine Auswahl sehr schwer fällt (Hurrelmann 2010). Dies führt unter anderem zu einem Gefühl der Zeitknappheit, da möglichst viele Optionen genutzt werden wollen, um ja nichts zu verpassen. Hartmut Rosa beschreibt diesen Zustand als ein Gefühl des „Stehens auf rutschenden Abhängen“ (Rosa 2005). Immer mehr Jugendliche haben den Eindruck, kaum noch mithalten zu können. Dies führt, unter anderem zu dem Empfinden, keine Zeit zu haben, da man permanent sich neu erschließende Angebote be- und gegebenenfalls verwerten muss. Dieser Zustand wird in den Sozialwissenschaften treffend als „Anpassungszwang“ und „Verpassens-angst“ bezeichnet. Viele Jugendliche stehen heute unter erhöhtem Druck, welcher nicht selten zu Depressionen und psychischem Stress führt (ebd.). 

Ulrich Bröckling spricht im Hinblick auf unsere Gegenwartsgesellschaft von einem Menschenbild, welches dazu anhält, sich selbst als Produkt zu betrachten, das es permanent zu verbessern und zu optimieren gilt. So erscheint es bereits für Jugendliche unerlässlich, sich über Projekte und außerschulische Aktivitäten beständig weiter zu entwickeln (Bröckling 2007). Die Grenzen zwischen Arbeit, Bildung und Freizeit verwischen dabei immer mehr. Jugendliche setzen sich häufig einem unreflektierten Leistungsdenken aus – wobei dieser Druck zur Selbstoptimierung nicht nur von außen kommt, sondern auch von den Jugendlichen selbst verstärkt wird (Hitzler/Niederbacher 2010).

Die Shell Jugendstudie 2010 identifiziert vier verschiedene Arten, wie Jugendliche auf einen solchen gesellschaftlichen Druck reagieren: „Aktivität und Motivation“, „Ausbalancieren und Stabilisieren“, „Verweigerung und Rückzug“ und „Unbeeindruckte und Zuversicht“ (Albert u.a. 2010). Hieran wird ersichtlich, dass Druck und Belastung durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen unterschiedlich verarbeitet werden. Je nach Verarbeitungstyp haben Jugendliche einen unterschiedlichen Grad an Bereitschaft, sich zu engagieren, und sind unterschiedlich belastbar. Wer beispielsweise dem Muster „Aktivität und Motivation“ folgt, wird sich gerne für eine ehrenamtliche Aufgabe gewinnen lassen. Dafür hat man dann aber auch damit zu rechnen, dass die Gefahr der Selbstüberforderung mit der Aktivität Hand in Hand geht. 

2.3. Jugendliche Vergemeinschaftungsformen

Ein entscheidender Aspekt, den Jugendliche sich von ehrenamtlichem Engagement versprechen, besteht wie gesagt im Kontakt mit anderen Jugendlichen. Parallel zum Wandel der Bedingungen ehrenamtlichen Engagements haben sich aber auch die Vergemeinschaftungsformen von Jugendlichen gewandelt. 

Der Soziologe Ronald Hitzler spricht in diesem Zusammenhang von so genannten „posttraditionalen Vergemeinschaftungsformen“. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Mitglieder immer wieder zur Teilnahme „verführt“ werden müssen, wie sich Hitzler ausdrückt. Darin besteht für ihn der Hauptunterschied zu traditionalen Gemeinschaften, denen man aus Pflichtbewusstsein oder Tradition angehörte (Hitzler u.a. 2008). 

Ein Paradebeispiel solch posttraditionaler Vergemeinschaftungen sind die Jugendszenen. In ihnen drückt sich das Bestreben aus, bestimmte Sichtweisen und Lebensstile mit anderen zu teilen. Szenen sind „Gesinnungsgemeinschaften“, thematisch fokussierte soziale Netzwerke, kommunikative und interaktive „Teilzeit-Gesellungsformen“. Sie teilen gemeinsame Treffpunkte und Accessoires. Sie sind immer weniger altershomogen. Als unverzichtbare Merkmale müssen Events herhalten. Szenen sind demnach hoch-dynamisch. Wichtig ist den Teilnehmern vor allem, dass man schnell dazu gehören und ebenso schnell wieder austreten bzw. fern bleiben kann, wenn man es möchte (Hitzler u.a., 2008). 

Mit diesen Merkmalen sind Jugendszenen ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Jugendliche heute Gemeinschaft leben und aussuchen. Jugendlichen haben – über den engen Freundeskreis hinaus, der nach wie vor von großer Bedeutung ist – ein großes Bedürfnis nach „Gesinnungsgemeinschaften“ mit gemeinsam geteiltem Lebensstil. Entgegen früheren Vergemeinschaftungsformen wird dieser aber nicht einfach übernommen, sondern individuell gewählt – und auch von Zeit zu Zeit gewechselt. Daraus entsteht für alle Anbieter jugendlicher Vergemeinschaftungsformen die verschärfte Notwendigkeit, Jugendliche zur Teilnahme zu „verführen“, Anreize zu schaffen, die eine Teilnahme attraktiv erscheinen lassen. 

2.4. Herausforderungen für die Jugendarbeit 

Generell machen diese drei Aspekte – die Besonderheiten der Lebensphase Jugend, das subjektive Gefühl, keine Zeit zu haben und die neuen Vergemeinschaftungsformen von Jugendlichen – deutlich, inwiefern sich die Bedingungen ehrenamtlichen Engagements von Jugendlichen gewandelt haben. Schon allein weil auf sie so vielfältige Optionen einprasseln und sie sich einem gesellschaftlichen Druck zur Selbstoptimierung ausgesetzt sehen, müssen Jugendiche permanent darüber reflektieren und entscheiden, in welchen Bereichen sie aktiv sein wollen und in welchen nicht. Hinzu kommt die Entwicklungsphase Jugend, in der es unter anderem darum geht, zu lernen, das Leben eigenständig zu gestalten und eigene Entscheidungen zu verantworten (Vogelgesang 2001). Da Jugendliche realisieren, dass sie nicht alle Optionen ausschöpfen können, sind sie gezwungen, sich zu entscheiden. Jugendliche wollen sich engagieren, pendeln aber zwischen Zufriedenheit und Stress hin und her. 

Aus dieser Perspektive wird noch einmal verständlicher, was schon vorher anklang: Jugendliche befinden sich heute nicht mehr in der Situation, durch Tradition oder aus Pflicht irgendein Ehrenamt anzunehmen. Sie müssen wählen und tun dies nach subjektiven Kriterien: Was bringt mir das – an Kontakten, an Möglichkeiten der Selbstentfaltung, an Lernchancen, an Spaß? Somit befinden sich Organisationen heute automatisch in einer Art Konkurrenzkampf, wenn es darum geht, das Interesse Jugendlicher für freiwilliges Engagement zu wecken. Auch die christliche Jugendarbeit wird sich in den kommenden Jahren vermehrt auf diese Situation einstellen müssen. 

III. Glaube und Spiritualität – Die Attraktivität des Alleinstellungsmerkmals christlicher Jugendarbeit

Im christlichen Kontext wird allerdings sehr unterschiedlich mit diesem Befund umgegangen. Vielfach wird versucht, Jugendliche dadurch zum Engagement zu bewegen, dass man die Bedeutung des christlichen Glaubens in der Prioritätenliste christlicher Jugendarbeit einige Punkte nach unten verschiebt. Zunächst einmal, so eine gängige Auffassung, müsse man sich für die gesellschaftlichen Trends und Entwicklungen öffnen und Jugendlichen attraktive Angebote jenseits des speziell Christlichen machen. Das christliche Anliegen dürfe deshalb nicht zu offensiv erscheinen. Es stellt sich dabei aber die Frage, ob ein auf diesem Wege erreichtes Engagement wirklich von Dauer bleibt, wenn die Religiosität eine nur untergeordnete Rolle spielt. Und so stehen neben besagter Auffassung auch Positionen, die betonen, dass der Glaube ein unverzichtbares Element sei, da es ja nicht nur darum gehe, aktive Mitglieder zu rekrutieren, sondern vor allem zum Glauben einzuladen (Schulz u.a., 2008). 

Diese theologische Grundsatzfrage warf aus anderer Perspektive bereits der Soziologe Peter Berger auf. In Bezug auf soziale Aktionen stellte er die Frage, weswegen sich eine Person dazu entscheiden sollte, sich an solchen Initiativen speziell im kirchlichen Kontext zu beteiligen, wo es diese doch in ganz „weltlicher“ Form in jeder anderen Organisation auch gäbe (Berger 2001). Hinzu kommt die Tatsache, dass Events oder der Einsatz von Medien außerhalb des kirchlichen Kontextes meist in wesentlich professionellerer und attraktiverer Form angeboten werden, was beinahe zwangsläufig dazu führen muss, dass Kirche den Konkurrenzkampf auf diesem Gebiet – zumindest wenn man von vereinzelten Großevents absieht – verliert (Hepp/Krönert 2009). 

Hier zeigt sich eine generelle Spannung zwischen kultureller Offenheit und Abgrenzung in der christlichen Jugendarbeit. So wird in praktisch allen Untersuchungen zum Verhältnis von Jugendlichen zur Kirche herausgestellt, dass Kirche auf die Lebenswelt der jungen Menschen eingehen muss, um relevant zu sein. Dies erfordert eine echte Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Prozessen, die oben angedeutet wurden. Dabei kann es allerdings nicht nur um eine schlichte Anpassung gehen. Es müssen der Kulturoffenheit auch durchdachte und alltagsrelevante christliche Antworten gegenüber stehen, die auf Missstände, auf Druck und Unsicherheiten, auf die Flüchtigkeit von Lebensformen etc. eingehen und einen echten „Gegenpol“ setzen (Boran 2002). 

Schließlich zeigen verschiedenste Untersuchungen, dass Jugendliche – besonders, wenn sie sich längere Zeit im kirchlichen Kontext bewegen und dort auch engagieren –, in der christlichen Jugendarbeit auch transzendente Antworten auf ihre Lebensfragen suchen. Sie halten Ausschau nach dem „spirituellen Moment“. Religiosität ist bei Jugendlichen heute nicht einfach verschwunden; sie wird allerdings immer weniger in den klassischen christlichen Institutionen gesucht (Albert u.a. 2010). 

Hier hat die Jugendarbeit im christlichen Kontext große Chancen, wenn es ihr gelingt, neue Gestaltungsformen des Glaubens zu entwickeln, die für Jugendliche attraktiv sind. Allerdings muss dies in dem Bewusstsein geschehen, dass im christlichen Kontext zumindest auf Dauer auch eine Form von Spiritualität erwartet wird (Berger 2001). Dafür sprechen nicht nur theologische Überlegungen: Wie in allen anderen Lebensbereichen von Jugendlichen muss auch der persönliche Glaube aus einer Vielzahl von Möglichkeiten gewählt werden, die allesamt Anspruch auf Geltung erheben. Von daher ist es sogar gewollt, dass Kirchen und Gemeinden einen klaren Geltungsanspruch im religiösen Bereich zum Ausdruck bringen, damit eine Auseinandersetzung stattfinden kann, ob der christliche Glaube relevante Antworten auf aktuelle Lebensfragen gibt (Schweitzer 2003).

Jugendliche haben ein Bedürfnis, sich mit verschiedenen Deutungs- und Orientierungsmustern Auseinander zu setzen. Dies erwarten sie auch von christlichen Angeboten in der Jugendarbeit (Köbel 2009). Es besteht der Wunsch nach einer Auseinandersetzung mit einer christlichen Betrachtung der Welt. 

Norbert Mette, Professor für Praktische Theologie in Paderborn, schreibt in seinen religionspädagogischen Untersuchung zum Verhältnis von Jugend und Religion, dass Jugendliche kirchliche Angebote häufig gar nicht wahrnehmen bzw. als irrelevant für ihre eigene Lebenswelt empfinden (Mette 2007). Zu Begegnungen mit der Kirche komme es erst dann, wenn sich deren Vertreter aufgeschlossen für die jeweiligen Lebensvorstellungen und -stile der Jugendlichen zeigen. Allerdings konstatiert Mette zugleich, dass eine solche Offenheit alleine in den wenigsten Fällen zu einer dauerhaften Bindung der Jugendlichen führt. Man solle demnach nicht zu große Hoffnungen hegen, Jugendliche dauerhaft binden zu können, nur weil man sich für ihre Kultur öffnet (ebd.). Dafür sind es die Jugendlichen heute gewohnt, zwischen den verschiedensten Angeboten nach Belieben hin und her zu wechseln. An Mettes Ausführungen bestätigt sich, dass ein Interesse am kirchlichen Kontext durch eine Offenheit für die Lebenswelt Jugendlicher durchaus wieder geweckt werden kann. Gleichzeitig sieht er, dass hierdurch allein noch keine dauerhafte Bindung zustande kommt. 

Der Theologe Friedrich Schweitzer fordert deshalb, dass Theologie und Kirche einen neuen Weg zwischen Offenheit und Zugehörigkeit finden müssen. Dies stellt aus seiner Sicht eine große Herausforderung dar. Einerseits sollten Jugendliche möglichst interessante niederschwellige Angebote vorfinden, die sie zu einem regelmäßigen Besuch von Jugendgruppen und auch zur aktiven Teilnahme motivieren. Gleichzeitig aber sei es, bei aller Offenheit und bei allem Dialog mit anderen Religionen, ebenso wichtig, deutlich zu machen, welche klaren Glaubensüberzeugungen in einer christlichen Gemeinschaft geteilt und gelebt werden: „Einen Weg zurück zu dem naiven und nicht hinterfragten Gefühl der Zugehörigkeit, das es vielleicht in der Vergangenheit gab, kann es nicht mehr geben. Offenheit allein ist jedoch ebenfalls nicht möglich, weil dies heißen müsste, die eigene Identität preiszugeben.“ (Schweitzer 2003, 58)

Jugendliche, die einen längerfristigen Bezug zu christlichen Angeboten haben, sagen beinahe durchgängig, dass sie darin das speziell Religiöse suchen. So wurden Jugendliche in Interviews zu ihrer persönlichen Frömmigkeitspraxis und zu kirchliche Event-Angeboten (wie z.B. den katholischen Weltjugendtagen) befragt. Die Jugendlichen gaben dabei an, dass eine „lebendige Kirche“ und „authentische Spiritualität“ ihre stärksten Motive zur Teilnahme an solchen christlichen Angeboten seien (Gebhardt u.a. 2007). Das Event als solches – oder allgemeiner die Kulturrelevanz steht auf Dauer demnach nicht im Vordergrund, auch wenn es den Zugang erleichtert. Was Jugendliche bei christlichen Angeboten hauptsächlich suchen und was sie zu längerfristiger Bindung und Engagement motiviert, ist ihr Alleinstellungsmerkmal auf dem gegenwärtigen Markt der Möglichkeiten: die „Spiritualität“ bzw. der christliche Glaube.  

Es ist zu beobachten, dass Jugendliche in den häufigsten Fällen dann einen Erstkontakt zum christlichen Kontext aufnehmen bzw. Engagement-Bereitschaft zeigen, wenn die strukturellen Bedingungen stimmen, von denen oben schon die Rede war: Wenn die Angebote attraktiv sind, ansprechende Vergemeinschaftungsformen möglich sind, Gleichaltrige und Gleichgesinnte vor Ort sind etc. Eine dauerhafte Teilnahme, die sich nicht nur auf Projekte oder bestimmte Phasen bezieht, entsteht allerdings erst dann, wenn spirituelle Momente und Erfahrungen vorhanden sind, an denen man sich orientieren kann und die in nicht wenigen Fällen subjektiv als einschneidende Erlebnisse in der eigenen Biographie empfunden werden (Beißwanger 2006). Somit ist der Faktor der Religiosität bzw. Spiritualität, das Alleinstellungsmerkmal christlicher Jugendarbeit, in Bezug auf eine dauerhafte Partizipation und Engagement von entscheidender Bedeutung.

IV. Wie kann man heute Jugendliche als Mitarbeiter gewinnen? Sechs Thesen 

Was bedeuten die vorangegangen Überlegungen nun konkret für die Praxis der christlichen Jugendarbeit vor Ort? Wie kann man Jugendliche als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen? Worauf muss man achten? Dazu sechs Thesen: 

These 1: Jugendliche wollen sich engagieren!

Auch wenn Skepsis gegenüber den großen Institutionen besteht und viele Jugendliche subjektiv unter Zeitmangel leiden: Jugendliche sind nach wie vor in hohem Maße bereit, sich einzubringen. In allen Planungen und Überlegungen in der eigenen Jugendarbeit sollte man diese Tatsache immer im Hinterkopf behalten. Sie bedeutet im Umkehrschluss auch, dass man in einer herausfordernden Phase einer Jugendarbeit, in der es an Mitarbeitern mangelt, niemals sagen sollte: „Jugendliche haben heutzutage einfach keine Lust, sich verbindlich einzubringen“ oder „Jugendliche haben einfach kein Lust mehr auf die Institution Kirche“ oder „Jugendliche sind heutzutage generell sehr unverbindlich und deswegen kann man sie nicht zur Mitarbeit begeistern.“ 

Diese Annahmen sind schlichtweg falsch und viel zu kurz gegriffen. Vielmehr sollte man an anderer Stelle überlegen, weshalb gegebenenfalls nur wenige Jugendliche mitarbeiten. So kann man in einer positiven Art und Weise mit der Grundannahme in seine Planungen einsteigen, dass Jugendliche in hohem Maße bereit sind, in ihrer Freizeit Einsatz zu zeigen, wenn man ihnen die richtigen Anreize dafür bietet.

These 2: Jugendliche lassen sich zur Mitarbeit gewinnen, wenn gute persönliche Kontakte vor-handen sind!

Jugendliche, die durch Familie oder Freunde bereits Berührungen mit dem christlichen Kontext hatten, lassen sich deutlich leichter für ehrenamtliches Engagement gewinnen, als andere. Auch wenn solche Jugendlichen vielleicht vordergründig erst einmal kein Interesse an einer Mitarbeit zeigen, lassen sie sich doch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (wieder) „aktivieren“ – wenn man sich denn die Zeit nimmt, eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen und sich auf sie einlässt. 

In Gesprächen sollte man ihnen dann so konkret wie möglich Bereiche aufzeigen, in denen sie sich engagieren können – und nicht nur allgemein von der Möglichkeit zur Mitarbeit sprechen. 

These 3: Zielgruppenorientierung macht Sinn!

Jugendliche beteiligen sich gerne, wenn sie sich davon den Kontakt zu einer ansprechenden Gruppe Gleichgesinnter versprechen. Was Gleichgesinnte sind, das ist in unserer Gesellschaft allerdings gar nicht mehr so einfach zu sagen. Schon die Jugendlichen spalten sich auf in eine ganze Reihe von verschiedenen Lebensstilmilieus, wie schon unser Newsletter Nr. 2 zur Sinus-Studie zeigte (Braune-Krickau 2008; Wippermann/Calmbach, 2008). Man sollte daher bei allen Planungen bedenken, dass eine Jugendarbeit niemals die ganze Bandbreite von Jugendlichen ansprechen kann, die in Deutschland vertreten ist. Das kann vor allem zur Entspannung beitragen: Man kann sich ganz beruhigt darauf konzentrieren, welche Jugendliche man ansprechen und gewinnen möchte und welche nicht.

Von daher macht es Sinn, sich zunächst anzuschauen, welche Art von Jugendlichen man durch die Jugendarbeit vor Ort bereits erreicht oder alternativ als Zielgruppe zukünftig ansprechen möchte. Nur so kann ein Rahmen geschaffen werden, innerhalb dessen die Geschmäcker bestimmter Milieus, Szenen usw. aufgegriffen werden. So werden erste Hindernisse abgebaut, die andernfalls einen Kontakt zur Jugendarbeit verhindern. Im Übrigen ist zu bedenken, dass durch Zielgruppenorientierung und entsprechende Angebote der Faktor Spaß entscheidend erhöht wird. Dieser ist, wie oben bereits gezeigt, eine entscheidende  Grundvoraussetzung, Jugendliche zu einem Erstbesuch der eigenen Jugendarbeit zu bewegen und sie für wiederholte Besuche zu begeistern.

Um sich einen Überblick über Lebensstile von Jugendlichen zu verschaffen sind neben der schon erwähnten Sinus-Studie folgende Titel hilfreich: Hitzler/Pfadenhauer (2008) und Hitzler/Nieder-bacher (2010)

These 4: Echte Verantwortung übertragen!

Jugendliche wollen die Möglichkeit bekommen, Verantwortung zu übernehmen und sich zu beweisen. Dafür müssen allerdings auch strukturelle Bedingungen geschaffen werden. 

Viele Jugendarbeiten setzen dies bereits erfolgreich um und haben es als Prinzip in ihren Leitsätzen verankert. Der Youtreff (Jugendarbeit der Ev. St. Matthäus-Gemeinde in Bremen) richtet sich beispielsweise mit der folgenden Aussage an Jugendliche: „Egal, was für Hobbys, Fähigkeiten, Interessen Gaben, etc. du hast, du findest bestimmt ein Team, wo du dies einsetzen kannst.“ (Youtreff - Kirche für Jugendliche, 2011) In ähnlicher Weise formuliert es die Jugendarbeit der Freien Christengemeinde Frankfurt a.M. unter der Rubrik Werte: „Uns ist wichtig, dass wir eine Jugendarbeit machen, die für und von Jugendlichen gestaltet wird. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Begabungen zu entdecken und sich darin weiter zu entwickeln.“ (Youth Alive Frankfurt, 2011)

Natürlich sind eine entsprechende Begleitung Jugendlicher und Feedback unbedingt notwendig. Die Grundfrage muss aber immer wieder sein: Lassen wir Jugendliche tatsächlich gestalten, oder machen wir hauptsächlich ein Programm für sie, innerhalb dessen sie ein bisschen mithelfen dürfen?

Auf die Bedeutung von echter Verantwortung weisen auch verschiedene interessante Bücher wie Faix/Hohage (2009) und Fields (2006) hin.

These 5: Lässt man wichtige der bisher genannten Faktoren außer Acht, entsteht das Gefühl, keine Zeit zu haben!

Die bisher genannten Faktoren tragen entscheidend dazu bei, dass Jugendliche bereit sind, ihre zeitlichen Ressourcen in die Jugendarbeit einbringen und dort ihre Prioritäten setzen. Zielgruppenorientierung, förderliche Strukturen, Einbeziehung Jugendlicher in Entscheidungsprozesse, Mitspracherecht, Gleichaltrigenbeziehungen, Spaß etc. sind insofern kein Beiwerk. Da Jugendliche zwangsläufig zwischen vielen Optionen wählen müssen, werden sie dann das Gefühl entwickeln, keine Zeit mehr für Aktivitäten im kirchlichen Kontext zu haben, wenn die bisher genannten Faktoren zu schwach ausgeprägt sind. 

Es gilt also zu beachten, dass die Aussage „ich habe keine Zeit (mehr) mitzuarbeiten“ in den meisten Fällen eine vordergründige ist und lediglich das subjektive Empfinden widerspiegelt. Keine Zeit für etwas zu haben ist zunächst ein Gefühl, das mehr über die Prioritäten aussagt, als über die tatsächlichen Verhältnisse. Erscheint die Jugendarbeit durch Anpassung gewisser Bedingungen wieder attraktiv, kann sich sehr schnell wieder das Gefühl einstellen, dafür genug Zeit zur Verfügung zu haben. In vielen Fällen dreht sich alles um die Frage, ob man sich für etwas Zeit nehmen will, weil es attraktiv ist und man dafür bereit ist, zu anderen Dingen „nein“ zu sagen.

Im Gespräch mit Jugendlichen lohnt es sich immer nachzufragen, aus welchem Grund genau sie keine Zeit (mehr) haben, sich zu engagieren. Nicht selten wird man dabei feststellen, dass ihnen der Kontakt zu Gleichaltrigen, Spaß, Herausforderung durch Übertragung von Verantwortung etc. fehlt. Aufgrund dessen kann man dann überlegen, wie man gemeinsam günstigere Bedingungen schaffen kann.

These 6: Zeitgemäßes christliches Profil ist das wichtigste Alleinstellungsmerkmal!

Für das Engagement von Jugendlichen im christlichen Kontext ist das religiöse Element von entscheidender Bedeutung. Und zwar sowohl aus theologischer Perspektive, als auch aus der Sicht der Jugendlichen selbst. Die Erfahrung und Auseinandersetzung mit Glaubensinhalten ist ein zentrales Motiv zur Mitarbeit und langfristigen Bindung. Hier darf man selbstbewusst auftreten und ein klares christliches Profil aufweisen. Jugendliche erwarten auch heute, dass sie sich mit klar formulierten und erlebbaren Glaubensinhalten auseinandersetzen können. Dies wird immer der Hauptgrund bleiben, warum sie Jugendarbeit im kirchlichen Kontext anderen Angeboten dauerhaft vorziehen.

Ein solches christliches Profil muss dabei eine ansprechende Form natürlich nicht ausschließen. Ist dieses Merkmal jedoch nicht vorhanden oder zu schwach ausgeprägt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Jugendliche andere Formen der Vergemeinschaftung, die ebenfalls ausreichend Gleichaltrigenbeziehungen aufweisen und attraktivere bzw. professionellere Angebote machen, denen des christlichen Kontextes vorziehen. 

Es kommt also auf eine gewisse Ausgewogenheit an. Äußere Faktoren wie Attraktivität, soziale Aktionen, Gleichaltrigenbeziehungen, Möglichkeiten der Verantwortungsübernahme etc. sind als Einstieg und Rahmenbedingungen für die Bereitschaft zum Engagement auch im christlichen Kontext sehr hilfreich. Für eine langfristige Bindung müssen diese Faktoren jedoch in einem ausgewogenen Verhältnis zu religiös-spirituellen Momenten stehen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches, dass Jugendliche den christlichen Kontext als Ort wählen, an dem sie sich engagieren.

  

 

 

Christian Knorr

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