Mobbing
Ein Angriff gegen die Würde und Ebenbildlichkeit des Menschen
Mobbing ist fast jedem ein (alt-) bekanntes Thema: Entweder hat man es während der Schulzeit selbst erlebt oder wurde Zeuge eines Mobbingfalles, ansonsten vielleicht durch die Medien. Mobbing ist für Jugendliche ein leider immer wieder auftretendes, reales Problem. Doch oft sind Schüler selbst sowie auch Erwachsene nicht hinreichend informiert, um weise und verantwortlich damit umzugehen. Dieser Newsletter will deshalb zunächst erklären, was Mobbing ist und welche Umstände sich dahinter verbergen, aber dann auch eine theologisch-ethische Orientierung bieten und im dritten Teil schließlich konkrete Handlungsvorschläge für die christliche Jugendarbeit geben.
I. Was steckt hinter Mobbing? Ein paar Grundlagen
Paul geht nicht mehr gern zur Schule, weil er gemobbt wird. Angefangen hat das vor einem halben Jahr: Sein damals bester Freund Stephan machte sich auf einmal vor allen anderen über Pauls neue Frisur lustig. Zuerst dachte Paul, es wäre nur Spaß, und hat mitgelacht. Bald jedoch änderte sich das: Stephan machte auch in den folgenden Tagen immer wieder Witze über Paul und ließ die anderen aus der Klasse auf seine Kosten lachen, bis keiner ihn mehr ernst nahm. Als Paul Stephan damit konfrontierte und ihn bat aufzuhören, drohte der ihm auf einmal: Er würde ihm seine neue Jacke kaputt machen, wenn Paul sich nochmal beschwerte. Als Paul nach der Schule heimgehen wollte, war seine Jacke wirklich zerstört. In den nächsten Wochen musste Paul an Stephan und seine begeisterten „Fans“ ständig sein Essen abgeben, und als er sich wehrte, schlug Stephan auf ihn ein, während die anderen Jungs ihn festhielten. Das war vor einer Woche, und jetzt hat Paul Angst, in die Schule zu gehen. Erzählen will er lieber niemandem davon, damit nicht Stephan davon erfährt und ihn noch mehr drangsaliert. Auch auf die Jugendgruppe in der Gemeinde hat er keine große Lust mehr, da dort auch einige Klassenkameraden sind. Sie halten sich zwar raus und machen nicht direkt mit, aber vielleicht erzählen sie anderen aus der Klasse etwas von Paul. Er hat das Gefühl, er kann sich niemandem mehr anvertrauen, ohne dass Stephan es erfährt.
So oder ähnlich ereignen sich heutzutage in vielen Schulen und an anderen Orten Mobbing-Vorfälle. Das Beispiel enthält einige charakteristische Merkmale von Mobbing, die wir im Folgenden näher erläutern:
1.1. Mobbing: Eine Definition
Neben dem bekannten Begriff „Mobbing“, der sich seit den 1980ern/1990ern in Deutschland und weiteren Ländern verbreitete, wird in der Fachsprache sowie teilweise im englischsprachigen Bereich gern ein anderer Begriff verwendet, nämlich „Bullying".1Vgl. Wachs, Mobbing, 20 f. Manchmal wird Mobbing eher für Schikanen am Arbeitsplatz und Bullying für selbige Handlungen unter Jugendlichen verwendet, vgl. Teuschel, Bullying, 12 f. Wir wollen jedoch im Folgenden den geläufigeren Begriff „Mobbing“ verwenden.
Auch wenn es kleine Unterschiede gibt, sind sich die meisten Forscher einig, dass eine Mobbing-Handlung aus folgenden Merkmalen bestehen muss, um sie von anderen aggressiven Handlungen abzugrenzen:2Vgl. dazu die Definitionen von Teuschel, Bullying, 34 f.; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 22; Alsaker, Mutig, 14; Wachs, Mobbing an Schulen, 18 f.
- Ein Kind oder Jugendlicher wird von einer oder mehreren Personen absichtlich aggressiv und negativ behandelt.
- Das passiert öfter (mehrmals im Monat bis mindestens einmal wöchentlich) über einen längeren Zeitraum hinweg (mindestens ein Vierteljahr, kann aber auch mehrere Jahre andauern).
- Dabei entsteht ein Machtungleichgewicht zwischen Täter(n) und Opfer, so dass das Opfer sich nicht wehren kann und dem Mobbing hilflos ausgesetzt ist.
Das erste dieser Merkmale weist darauf hin, dass eine bewusste Absicht besteht, eine bestimmte Person zu verletzen und zu schädigen. Täter und Opfer kennen sich in den meisten Fällen aus der Schule und somit nutzen Täter die Dynamik und Hierarchie innerhalb ihrer Gruppe bewusst aus, damit sie das Opfer verletzen können.
Der Wiederholungsaspekt macht deutlich, dass Mobbing nicht vorliegt, wenn es einmal zu einer Auseinandersetzung zwischen Freunden oder zum „Kräftemessen“ kommt. Mobbing liegt dann vor, wenn es regelmäßig passiert und auch mehrere Monate andauert. Jedoch können diese Kriterien relativiert werden, wenn einzelne Angriffe so stark sind, dass sie direkt traumatisierend auf das Opfer wirken. Man sollte somit also neben Häufigkeit und Dauer auch den Faktor der Intensität berücksichtigen.3Vgl. Teuschel, Bullying, 31 ff.
Dass es sich bei Mobbing um ein Machtungleichgewicht handelt, unterscheidet es ebenfalls von anderen Konflikten. So gibt es immer nur ein Opfer; Täter kann es mehrere geben. Manchmal kann ein Täter auch eine Person sein, die eine überlegene Position besitzt (z.B. indem sie scheinbar stärker oder älter ist, mehr Ansehen innerhalb der Clique hat, besser reden kann usw.). Durch diese Machtausübung fühlt sich das Opfer hilflos und es wird ihm nicht möglich, sich aus eigener Kraft gegen das Mobbing zu wehren. Dies führt zu Erfolgserlebnissen bei dem/den Täter/n und somit zur Wiederholung: Es entsteht ein Teufelskreis. Daraus können längerfristig schwere psychische Störungen beim Opfer entstehen. Aber auch Täter tragen Folgen davon, dazu später mehr.
Mobbing kann sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern; man kann von direktem und indirektem Mobbing reden. Bei direkten Mobbing-Attacken erkennt das Opfer seine(n) Täter; bei indirekten Fällen jedoch weiß es selbst nicht, wer Urheber des Mobbings ist. Diese Vertuschung kann durch Dritte oder Gegenstände erfolgen, durch welche die Mobbing-Attacke auf das Opfer übertragen wird. Dabei können beide Formen auf der physischen, verbalen oder der relationalen Ebene praktiziert werden. Hierfür einige Beispiele:
Physische Ebene
- Direkt: Schlagen, kratzen, treten, beißen, Zerstören von Eigentum
- Indirekt: Anstiftung anderer, das Opfer zu verletzen, eine Falle stellen
Verbale Ebene
- Direkt: Drohen, beschimpfen, belästigen, verletzende Spitznamen geben, Erpressung
- Indirekt: Beschimpfungen, die über das Opfer geäußert werden, ohne es direkt anzusprechen
Beziehungsebene
- Direkt: Ausschließen, herausekeln, ignorieren, ausgrenzen
- Indirekt: Manipulieren Anderer, Gerüchte verbreiten.4Beispiele entnommen aus Wachs, Mobbing, 29.
Neben diesen typischen Formen gibt es den Spezialfall des sogenannten „Cyber-Mobbing“, also Mobbing in und durch elektronische Medien. Darauf wird weiter unten nochmals gesondert eingegangen.
Dass Mobbing nichts Seltenes ist, wird durch Untersuchungen bestätigt. Am häufigsten begegnet Mobbing in der Grundschule, wird aber auch in höheren Schulformen oft erlebt. Die geringste Mobbingquote ist an Gymnasien zu finden; jedoch geben auch dort nur 43% an, dass sie noch nie Gewalt- oder Ausgrenzungserfahrungen erlebt haben.5Vgl. die Studie „Children’s Worlds+“, 93. Da dies keine Langzeitstudie ist, wurde hier nach den Erfahrungen im letzten Monat gefragt. Die hohen Zahlen lassen jedoch vermuten, dass sich solche Taten auch regelmäßig ereignen. Dass Mobbing ein so hohes Vorkommen in der Grundschule aufweist, kann daran liegen, dass jüngere Kinder sich noch öfter hänseln und auch schneller kleine körperliche Übergriffe anwenden, während dies bei Älteren weniger der Fall ist. Dagegen ist jedoch die Intensität und Schwere des Mobbings oft in höheren Klassenstufen gravierender.6Vgl. Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 25. Wenn Mobbing für Jugendliche also so präsent ist, dann sollten Mitarbeiter in der Jugendarbeit damit rechnen, dass auch unter „ihren“ Jugendlichen Opfer (oder auch Täter) zu finden sind, die es zu unterstützen gilt!
Im Folgenden wollen wir die einzelnen Personen im Mobbing-Konflikt genauer betrachten und die Folgen für die Beteiligten darstellen.
1.2. Die Opfer von Mobbing
Prinzipiell kann jede Person ein Mobbing-Opfer werden. Täter können sich rein zufällig oder durch bestimmte Umstände ein Opfer suchen. Jedoch gibt es einige Merkmale, die bei Opfern vermehrt auftreten und die wir im Folgenden erläutern wollen. Dabei ist zwischen zwei Gruppen zu unterscheiden:7Merkmale entnommen aus Teuschel, Bullying, 89, 98-99, 102; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 35 f.
Passive Opfer
-Passive Opfer sind oft schwächer oder ungeschickter als andere Gleichaltrige; weiterhin können Übergewicht, kleine Körpergröße oder Behinderungen das Risiko erhöhen, gemobbt zu werden.
-Sie haben häufig ein negatives Selbstwertgefühl und können dazu neigen, sich schnell selbst die Schuld zu geben.
-Sie sind charakterlich eher unsicher und schüchtern, reagieren sensibler und ängstlicher als andere und verhalten sich meist still. Oft ziehen sie sich zurück und sind nicht gut in eine Gruppe integriert- was das Mobbing natürlich begünstigt.
Provozierende Opfer
-Provozierende Opfer hingegen sind oft selbst aggressiv und zugleich ängstlich und lassen sich schnell reizen.
-Sie können sich schlecht konzentrieren und wirken hyperaktiv.
-Sie spielen sich meist in den Vordergrund, werden jedoch aufgrund ihrer Aggressivität und Hyperaktivität vom Rest der Gruppe abgelehnt.
Ein Opfer gerät in einen Mobbing-Kreislauf, indem es zuerst den Handlungen des Täters unterliegt. Daraufhin wird dieser Kreislauf durch die Reaktion des Umfelds verstärkt, da Opfer oft kein Verständnis erleben oder unfähig sind, sich Hilfe zu holen. Schließlich gibt das Opfer innerlich auf, ergibt sich seinem Schicksal und identifiziert sich letztendlich mit seiner Opferrolle. Damit wird es wieder leichter angreifbar für neue Mobbing-Handlungen und landet somit in einem Teufelskreis. Bei provozierenden Opfern kommt der Umstand hinzu, dass sich diese oftmals versuchen zu wehren. Dies erregt den Unmut des Lehrers und der Gruppe und verstärkt somit das Vorgehen gegen das Opfer. Manchmal wirkt es auf Außenstehende sogar, als wäre das provozierende Opfer der eigentliche Mobbing-Täter, der bestraft werden muss. Auch so entsteht ein Teufelskreis.
Folgen für die Opfer
Mobbing hat weitreichende Folgen für die Opfer, da sie den verletzenden Handlungen meist über einen langen Zeitraum ausgesetzt sind und somit kaum die Möglichkeit haben, sich davon zu erholen. Kurz- bzw. mittelfristige Folgen sind dabei oft:
-Psychosomatische Symptome wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit;
-psychische Probleme (z.B. negativer Selbstwert, Gefühle wie Wut, Stress, Trauer oder Angst, Essstörungen, Selbstverletzung oder Depressionen);
-soziale Isolation und Rückzug;
-Abnahme der Leistungsfähigkeit in der Schule.
Daneben können selbst Jahre später noch Folgen des Mobbings nachgewiesen werden. Opfer haben auch als Erwachsene häufiger das Risiko, unter Depressionen oder anderen psychischen Problemen sowie an sozialem Rückzug zu leiden.8Vgl. Wachs, Mobbing, 69 ff.
1.3. Die Täter von Mobbing
Mobbing-Täter sind tatsächlich meistens Jungen; ihr Anteil steigt mit zunehmendem Alter an. Natürlich gibt es auch mobbende Mädchen, jedoch nicht in so hohem Maße. Außerdem unterscheidet sich die Art und Weise, wie beide Geschlechter mobben; Jungen sind dabei eher körperlich-aggressiv, während Mädchen vor allem verbal mobben.9Vgl. Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 31 f. Doch was treibt Täter an, sich andere Jugendliche als Opfer zu suchen und diese zu schikanieren?
Motive
Die Motive sind vielschichtig: So kann das eigene Selbstbild dadurch bestätigt bzw. aufgewertet werden, das entweder zu hoch ist („Ich bin so toll“) oder zu niedrig („Ich bin so schlecht“). Wird ein anderer abgewertet, kann sich der Täter in seiner Machtposition sicher und wohl fühlen. Weiterhin können Vormachtstreben oder Eifersucht Gründe sein, also die Angst um den eigenen Rang in der Gruppe. Daneben sind leider auch lapidare Dinge wie Langeweile, die Lust am Quälen oder angestaute Aggressionen zu nennen, die als Motive für Mobbing dienen können. Nicht zuletzt kann auch eine rassistische oder homophobe Einstellung ursächlich sein.10Vgl. Teuschel, Bullying, 111 ff.
Kennzeichen von Tätern
Auch Täter haben bestimmte Charakteristika:11Merkmale entnommen aus Teuschel, Bullying, 120 ff.; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 32 f.
-Sie sind oft größer, älter und stärker;
-sie haben häufig eine positive Körpereinstellung, bewegen sich gern und haben eine dominante Körperhaltung;
-ihr Selbstbild ist meist positiv bis selbstzentriert, kann jedoch auch Selbstzweifel aufweisen;
-sie neigen zu Aggressivität und Gewalt und haben wenig Empathievermögen, sind impulsiv und verfügen kaum über eigene Konfliktlösungsstrategien;
-neben den „gewöhnlichen“ Tätern gibt es auch die „Opfer-Täter“, welche häufig mit provozierenden Opfern identisch sind. Sie wechseln zwischen Rückzug und aggressiven Handlungen, so dass sie mit ihrer Impulsivität oft für Irritation und Unruhe in Klassen sorgen und umso schneller an den Rand der Gruppe geraten.
Täter können ebenso in einen Teufelskreis von Mobbing geraten. Ihr meist sowieso schon überhöhtes Selbstbild wird zunächst durch ihre erfolgreichen Mobbing-Handlungen bestätigt, sowie weiterhin durch die ausbleibenden Sanktionen der Erwachsenen und die Bestätigung der Clique verstärkt und gefestigt. Damit wiederholen sie das Mobbing immer wieder.
Folgen für die Täter
Für die Täter hat Mobbing auch Folgen. So können auch sie körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Übelkeit aufweisen, da sie immer unter Druck stehen, nicht erwischt zu werden. Eine schwerwiegende Konsequenz ist, dass sie im Jugend- und schließlich auch Erwachsenenalter vermehrt zu Gewalttaten und delinquentem Verhalten neigen, indem sie z.B. gegen Erwachsene übergriffig werden, stehlen oder Drogen nehmen. Auch in ihren sozialen Beziehungen erleben sie Aggressionen; so sind Partnerschaften häufig von Gewalt und kurzer Dauer geprägt und ihr Freundeskreis besteht aus ähnlich Gesinnten. Dadurch haben Täter jedoch kaum die Möglichkeit, prosoziales Verhalten zu erlernen. Dies führt zu einer Verstärkung ihrer Aggressivität und somit auch zu weiteren negativen Folgen, die schließlich in Arbeitslosigkeit, Depressionen oder Gefängnis enden können.12Vgl. Wachs, Mobbing, 73 ff.; Alsaker, Mutig, 136 ff.
Es wird also deutlich, dass Mobbing ein ernstzunehmendes Problem sowohl für das Opfer als auch für den oder die Täter darstellt. Manchmal wünschen sich Täter sogar, aus ihrer Rolle als Mobber herauszukommen, was aber durch ihr Umfeld und ihre Unfähigkeit, Konflikte konstruktiv zu lösen, behindert wird.13Vgl. Alsaker, Mutig, 76. Deshalb muss auch Tätern geholfen werden, mit ihren Aggressionen gut umzugehen und ihr negatives Verhalten zu verändern.
Im Anschluss folgt ein Blick auf das Umfeld von Opfer und Täter, welches wesentlich den Mobbing-Prozess beeinflusst.
1.4. Das Umfeld
Mobbing könnte nie so attraktiv für Täter sein, wenn es nicht ein Umfeld gäbe, das zunächst die Voraussetzung für Mobbing bietet und dieses dann auch nährt. Dabei spielen sowohl die Mitschüler und Lehrer als auch die Schule insgesamt sowie die Familie eine Rolle.
Die anderen Jugendlichen
Bei den Mitschülern lassen sich folgende „Typen“ unterscheiden:14Vgl. z.B. Teuschel, Bullying, 135 ff; Wachs, Mobbing, 64. Zu den Häufigkeiten: In der Studie waren etwa weitere 8% Täter, 17% Opfer und 13% konnten keiner Gruppe zugerechnet werden.
-Die Assistenten: Sie sind die „Mitläufer“, welche dem Täter bei seinen Schikanen gegen das Opfer helfen, ca. 7% der Jugendlichen.
-Die Verstärker: Ohne direkt am Mobbing beteiligt zu sein, sind sie das „Publikum“, welches zuschaut und somit zum Erfolg des Mobbings beiträgt; ca. 20 % der Mitschüler.
-Die „Raushalter“: Sie halten sich aktiv vom Mobbinggeschehen fern, auch wenn sie es mitbekommen (vielleicht aus Furcht oder weil sie sich nicht „einmischen“ wollen). Sie bilden die größte Gruppe mit ca. 24%.
-Die Verteidiger: Sie versuchen, das Opfer zu unterstützen, haben jedoch meist nicht die Möglichkeiten, um den Mobbingkonflikt zu beenden; ca. 17% der Jugendlichen.
Die Lehrer und Schulen
Lehrer können theoretisch genauso die oben beschriebenen Rollen im Mobbing-Konflikt einnehmen. Sind sie nicht ausreichend über das Thema informiert oder erkennen den Konflikt nicht hinreichend, werden sie zu Verstärkern oder Raushaltern. Sie können jedoch auch eine positive Rolle einnehmen, indem sie das Mobbing unterbinden und die Jugendlichen darin fördern, Konflikte konstruktiv zu lösen. Wie Lehrer mit Mobbing umgehen, hängt stark davon ab, inwieweit sie darin geschult sind und welche Einstellung in der Schule allgemein dazu herrscht. Wird Wert auf ein angenehmes, rücksichtsvolles Miteinander und positives Lernklima gelegt, ist die Gefahr von Mobbing geringer als in einem negativen Klima.
Die Eltern und Familien
Die Erziehung der Eltern und das Familienklima kann durchaus darauf Einfluss haben, ob Jugendliche zu Mobbing-Tätern oder -Opfern werden. Bei Mobbing-Opfern können dies folgende Faktoren sein:15Vgl. dazu Wachs, Mobbing, 54; Teuschel, Bullying, 163 ff.
Eine überbehütende Erziehung (meist durch die Mutter, mit einem gleichzeitig distanzierten Vater); restriktiver, strenger Erziehungsstil; Vernachlässigung und/oder körperlicher Missbrauch.
Für Mobbing-Täter sind Risikofaktoren:
Gewalt (in der Familie) und ein bestrafender Erziehungsstil; Zurückweisung und Vernachlässigung; keine Unterstützung der Kinder oder mangelnde Beaufsichtigung.
In beiden Fällen wird deutlich, dass der gesamtfamiliäre Zusammenhalt gestört ist und die Jugendlichen somit nicht die Wärme und Geborgenheit empfangen können, die sie in dieser Lebensphase eigentlich brauchen.
Da das Umfeld also eine bedeutende Rolle für den Mobbing-Prozess hat, ist es auch von Bedeutung, dass Gemeinden eingreifen und versuchen, positiven Einfluss zu nehmen. Bevor wir über Handlungsmöglichkeiten nachdenken, soll noch ein Blick auf den Spezialfall Cybermobbing geworfen werden.
1.5. Cybermobbing
Cybermobbing ist eine neuere Form von Mobbing, die durch die Verbreitung der elektronischen Medien Einzug gehalten hat. Dabei wird ein Opfer mittels der Medien gemobbt, indem z.B. falsche Aussagen oder Bilder in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Prinzipiell sind auch hier die gleichen Merkmale wie bei „traditionellem“ Mobbing vorhanden (s. 1.1), jedoch machen einige Besonderheiten diese Form von Mobbing oft noch schwerwiegender:16Vgl. Katzer, Cybermobbing, 61.
-Es besteht ein hoher Anonymitätsgrad, da die Täter schwerer zu erkennen sind (z.B. aufgrund von Fakeprofilen in sozialen Netzwerken etc.). Da die Opfer nicht genau nachweisen können, wer sie mobbt, entsteht ein noch größeres Ohnmachtsgefühl.
-Ebenso ist Cybermobbing für alle Welt öffentlich, wenn es im Internet verbreitet wird.
-Cybermobbing ist endlos, da Daten sich im Netz rasch verbreiten und daher praktisch nie vollständig gelöscht werden können.
-Somit haben Opfer von Cybermobbing gar keinen Schutzraum mehr, nicht einmal ihr eigenes Zimmer.
Cybermobbing kann auf verbaler Ebene (z.B. durch Beleidigungen oder Erpressung) geschehen, oder auf der psychischen Ebene. Beispiele dafür sind die Erstellung von Fake-Profilen, Hassgruppen, die Verbreitung peinlicher oder intimer Fotos/Videos, oder die Verlinkung von Profilen zu Websites mit unangenehmen Inhalten (z.B. Pornoseiten, rechtsradikale Websites). Dabei werden alle möglichen Plattformen benutzt wie Chatrooms, Gaming-Seiten, Emails, soziale Netzwerke, Videoplattformen oder auch direkte Mobbing-Seiten.17Vgl. ebd. 62 ff. Häufig werden Jugendliche schon in der Schule gemobbt und zusätzlich noch durch Cybermobbing. Alle diese Dinge führen dazu, dass Opfer von Cybermobbing oft noch stärker traumatisiert sind als „traditionelle“ Mobbing-Opfer,18Vgl. Teuschel, Bullying, 23 f. was umso mehr zu Depressionen und Rückzug führen kann, aber auch zum Suizid, da sie keinen anderen Ausweg mehr sehen.
Es wurde deutlich, dass Cybermobbing und auch „traditionelles“ Mobbing sowohl bei den Opfern als auch bei den Tätern enorme Schäden hinterlassen können. Deshalb ist gerade hier die christliche Gemeinde gefragt, solche Personen zu unterstützen und Mobbing zu verhindern. Bevor wir in Teil 3 die Handlungsmöglichkeiten betrachten, wollen wir zunächst nach biblischer Orientierung dafür suchen.
II. Theologisch-ethische Orientierung
In der Bibel ist der Begriff „Mobbing“ noch nicht zu finden, aber das zugrunde liegende Konzept von Benachteiligung oder Unterdrückung begegnet häufig. Im Folgenden wollen wir uns deshalb mit einigen biblischen Beispielen befassen und daraus hilfreiche ethische Aspekte ableiten.
2.1. Joseph und seine Brüder: Mobbing ist komplex
Die Geschichte von Josef und seinen Brüdern (1. Mose, Kapitel 37 und 42-45) weist durchaus Mobbing-Merkmale auf: Ein Einzelner (Josef) wird von seinen Brüdern absichtlich gewalttätig behandelt, so dass ein Machtungleichgewicht entsteht. Zwar geschieht dies nur einmal, aber dafür hat diese Tat einen so hohen Schweregrad, dass sie Josef vermutlich traumatisiert hat.19Wenn eine Einzeltat schon traumatisierende Folgen für das Opfer hat, kann dies auch Mobbing sein, s. unter 1.1. Welche Erkenntnisse können wir nun aus der Geschichte gewinnen?
Zunächst ist ein ganz unscheinbarer, aber wichtiger Aspekt zu nennen: Die Bibel weiß um Ungerechtigkeit und Sündhaftigkeit der Menschen und verheimlicht diese nicht. Ursprünglich, in Eden, war dies anders. Dort erschuf Gott den Menschen nach seinem Bild als Mann und Frau (1. Mo 1,27). Diese Ebenbildlichkeit des Menschen begründet zutiefst seine Einzigartigkeit und Würde: Gott hat eine Beziehung zum Menschen, die ihn aus den anderen Geschöpfen heraushebt. Das bedeutet, dass jede Person auf einzigartige Weise Gottes Herrlichkeit widerspiegelt und dazu berufen ist, sein Repräsentant auf der Erde zu sein. Doch dann lässt sich der Mensch von Satan dazu verführen, Gott nicht mehr bedingungslos zu vertrauen, sondern eigenhändig die Führung für sein Leben zu übernehmen (1. Mose 3). Damit erklärt er sich und seine Maßstäbe für göttlich, anstatt sich von Gottes Sicht auf den Menschen bestimmen zu lassen und den Mitmenschen ebenso als nach Gottes Ebenbild erschaffen anzuerkennen. Genau das passiert bei Mobbing: Auf Kosten einer anderen Person wird die eigene Macht gestärkt und ein Selbstvorteil gesucht. So suchen Josefs Brüder in der Geschichte aus Neid nach einer Möglichkeit, wie sie Josef demütigen können, um auch einmal Genugtuung und vielleicht sogar Anerkennung zu bekommen.
Wie schon zu biblischen Zeiten sind auch wir von unserem egoistischen, sündigen Denken angetrieben und suchen fast immer nach Möglichkeiten, uns selbst zuerst zufriedenzustellen. Mobbing ist demnach ein Ausdruck unserer sündhaften Natur, die dazu neigt, die Würde der Gottebenbildlichkeit im anderen zu missachten.
Eine zweite Beobachtung aus der Geschichte ist, dass es nicht immer nur einen Schuldigen gibt. Zwar sind die Brüder die Mobbing-Täter, indem sie Josef in die Grube werfen (anfangs wollten sie ihn sogar töten(!), vgl. 1. Mose 37,18-24). Eine Wurzel dafür ist ihr Neid, ausgelöst dadurch, dass ihr Vater Jakob Josef ihnen gegenüber bevorzugte (vgl. 1. Mose 37,3-4). Außerdem verhält sich Josef ähnlich einem „provozierenden Opfer“, indem er mit seinen Träumen prahlt, den Neid der Brüder befeuert und ihre Beziehung verschlechtert (vgl. 1. Mose 37,5-11). Somit trägt auch das unbedachte Verhalten von Jakob und Josef zur Eskalation des Konflikts bei.
Auch heute sind Faktoren, die zu Mobbing beitragen, nicht nur allein bei den Tätern zu suchen, sondern die Ursachen können komplexer Beziehungsnatur sein, wie schon in Kapitel 1 gezeigt wurde.
Schließlich wird in der Josefsgeschichte deutlich, dass Gott trotz des Konflikts etwas Gutes mit Josef und letztendlich der ganzen Familie im Sinn hat. Josef muss viele schwierige Erfahrungen ertragen, wobei sein Charakter reift und Gott ihn schließlich sogar als den zweitmächtigsten Mann Ägyptens einsetzt. Auch wenn Josefs erste Reaktion auf das Wiedersehen mit seinen Brüdern von Ablehnung und Härte geprägt ist, bewirkt Gott letztendlich Versöhnung in der Familie (vgl. 1. Mose 42-45), die daraufhin wächst und zu Wohlstand gelangt.
Mobbing an sich ist eine ungerechte und demütigende Tat, die nicht beschönigt werden darf. Im Ertragen der Situation hilft Christen aber das Vertrauen darauf, dass Gott selbst aus solchen dunklen Erfahrungen etwas Neues und Gutes im Leben der Opfer, aber auch der Täter entstehen lassen kann. Dazu ist jedoch die Bereitschaft für Vergebung und Versöhnung notwendig.
2.2. Jesus und Bartimäus: Erneuerung der Ebenbildlichkeit
Eine zweite Geschichte, die uns ethische Orientierung gibt, findet sich in Markus 10,46-52. Jesus begegnet dort dem blinden Bettler Bartimäus, der vom Volk verachtet und angeherrscht wird, nicht so laut zu schreien. Auf diese Schreie reagiert Jesus jedoch, lässt ihn herkommen und macht ihn wieder sehend.
Dies ist nur eine Geschichte von vielen, die veranschaulicht, dass Jesus sich über die Armen, Zerbrochenen und Unangesehenen erbarmt, die in der Gesellschaft am Rand stehen. Gerade solchen Menschen, die nichts vorzuweisen haben und nicht den Maßstäben dieser Welt genügen, kommt er nahe. Er schenkt denen Anerkennung, die sonst nirgendwo Anerkennung bekommen und bietet allen Menschen die Liebe Gottes an, unabhängig von menschlichen Vorurteilen oder Rangdenken. Dies kann er tun, weil er als das Ebenbild Gottes der Mensch ist, wie Gott sich ihn gedacht hat: Als Mensch, der für die anderen da ist und für sie sogar sein Leben hingibt.
Jesus erfährt außerdem selbst, was es heißt, ein Mobbingopfer zu sein und geht bis in den Tod für uns. Wenn wir Menschen dies annehmen und an ihn glauben, wird uns von Neuem Würde und Ebenbildlichkeit zugesprochen, wie es bei Bartimäus der Fall ist. Wir stehen nicht länger unter dem Urteil von Menschen und müssen uns diesem beugen oder anpassen, sondern empfangen unsere Anerkennung aus Gottes Gnade durch Jesu Blut. Das gilt, auch wenn es bis zur endgültigen Erlösung immer noch Sünde und Mobbing gibt und auch Christen nicht davor bewahrt werden.
Mit Jesu Erlösung wird auch die Feindschaft zwischen den Menschen beendet: Gott liebt jeden Menschen und hat seinen Sohn für alle gesandt, damit sie Leben haben können. Bartimäus folgt ihm nach (vgl. Mk 10,52), sowie viele weitere „Sünder“ und unbeliebte Leute. So stiftet Jesus eine Gemeinschaft, seinen Leib, in der es keine Unterscheidung nach Äußerlichkeiten mehr gibt.
Als Christen sind wir außerdem mit dem Heiligen Geist erfüllt und werden dadurch befähigt, den „neuen Menschen“ mit veränderten Verhaltensweisen anzuziehen (vgl. Röm 12,2; Eph 4,22-24; Kol 3,9-10). Immer wieder werden wir im Neuen Testament aufgefordert, andere zu lieben und sogar höher zu achten als uns selbst (vgl. z.B. Phil 2,3-4), jede Feindseligkeit oder Ansehen der Person soll vermieden werden (vgl. z.B. Jak 2,1-13). Allem voran wird das Liebesgebot genannt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (vgl. 3. Mo 19,18; Mt 5,43; 19,19; Lk 10,27; Röm 13,9). Die Gemeinde als Leib Christi kann also als Vorbild in ihrem Umgang untereinander dienen und ein Ort sein, an welchem Mobbing-Opfer und selbst Mobbing-Täter aufgenommen werden und heilen können. Dies ist der Kern des Evangeliums.
2.3. Paulus auf dem Aeropag: Mobbing um Jesu Willen
Apostelgeschichte 17,16-34 handelt davon, wie Paulus versucht, das Evangelium den Athenern zu erklären. Zunächst sind sie interessiert und wünschen sich, dass er ihnen mehr davon auf dem Areopag berichtet (möglicherweise vor einem religiösen Gremium, das dort tagte). Seine Rede jedoch trifft kaum auf Glauben, sondern einige verspotten ihn sogar (vgl. V. 32).
Paulus hat häufig die Erfahrung gemacht, um des Evangeliums willen verhöhnt und sogar verfolgt zu werden. Schon Jesus weist darauf hin, dass seine Jünger mit Nachteilen rechnen müssen (vgl. z.B. Mt 10,16-26). Nachdem Paulus die Christen wegen ihres Glaubens zunächst selbst verfolgt hat, wird er als Jünger Jesu dann auch verspottet, verfolgt und brutal angegriffen− man könnte in einigen Fällen sagen, er wird gemobbt. Paulus greift dieses Leidensmotiv oft in seinen Briefen auf, er ist sich bewusst, dass er für Jesus Nachteile erleiden muss (vgl. z.B. Kol 1,24− er kann sich sogar darüber freuen). Er weist auch darauf hin, dass Leiden zu einem Leben als Christ dazugehört (vgl. z.B. den 2. Timotheusbrief, der voll davon ist, s. Kap. 1,8.12; Kap. 2,3.9; Kap. 3, 12 usw.).
Nun ist Mobbing oder Verfolgung wegen des Glaubens sicherlich nichts Wünschenswertes, doch weist die Bibel darauf hin, dass Jesu Nachfolger auch mit solchen Situationen rechnen müssen. Wer bereit ist, sich für Jesus einzusetzen, wird auf Widerstand und Missfallen stoßen. Gerade heutzutage finden viele postmodern geprägte Menschen einen exklusiven Glaubensanspruch anstößig, denn er ist nicht mit ihrem „Toleranzdenken“ vereinbar. Deshalb kann es sein, dass man als Christ gemobbt wird, wenn man daran festhält.
Gleichzeitig sollte man in solchen Fällen jedoch prüfen, was der Grund für das Mobbing ist: Geht es um den Glauben oder steht etwas anderes dahinter? Ist es wirklich ein „Leiden um Jesu willen“, oder wird eine Person wegen ihres Aussehens oder ihres Charakters von anderen gemobbt? Auch Petrus weist in seinen Briefen darauf hin:
„Etwas anderes wäre es, wenn jemand von euch ´eine Strafe` erleidet, weil er ein Mörder, ein Dieb oder sonst ein Verbrecher ist oder weil er die Rechte anderer missachtet. Dazu darf es natürlich nicht kommen! Doch wenn jemand Schweres durchmacht, weil er ein Christ ist, braucht er sich deswegen nicht zu schämen“
(1 Pet 4,15-16, NGÜ).20Petrus versucht hier besonders zu betonen, dass die Schuld für Leiden nicht beim Opfer selbst liegen sollte. Natürlich ist ein Mobbingfall nicht gleichzusetzen mit Rechtsbruch.
Während Leiden und Verfolgung um des Glaubens willen für Christen also „dazugehören“,21Das scheint in unserer Kultur nicht so dramatisch, jedoch sollten wir nicht vergessen, dass es für viele Christen in anderen Ländern tatsächlich Alltag ist (und uns fragen, warum es bei uns nicht so ist). ist Mobbing wegen anderer Dinge oder Eigenschaften nicht damit gleichzusetzen. In beiden Fällen braucht eine Person, die darunter leidet, Unterstützung. Doch während das Erste bis zu Jesu Wiederkunft immer ein Bestandteil von christlichem Leben bleiben wird, sollte bei Zweitem nach einem Ausweg gesucht werden. In vielen Mobbingfällen sind wahrscheinlich beide Dimensionen sogar miteinander verwoben, deshalb gilt es genau zu prüfen, welche Lösungsvorschläge wirklich helfen können.
Nachdem wir uns diese Beispiele angeschaut haben und daraus einige ethische Erkenntnisse gewonnen haben, wollen wir in Teil 3 überlegen, wie christliche Jugendarbeit beim Thema Mobbing aktiv werden kann.
III. Was können wir tun? Mobbing und christliche Jugendarbeit
Wir haben festgestellt, dass Mobbing sehr häufig auftritt und somit auch Jugendliche betreffen kann, die zur eigenen Gemeinde oder Kirche gehören und die Jugendgruppe besuchen. Deshalb sollten sich Mitarbeiter in der christlichen Jugendarbeit mit dem Thema auseinandersetzen und die Jugendlichen dafür sensibilisieren. Die christliche Jugendarbeit hat dabei den Vorteil, dass sie den Platz eines „objektiven Verteidigers“ einnimmt: Sie kann Schutz bieten und Hilfestellungen geben, ist aber nicht der Ort der Konfrontation (wie in der Schule).22Es sei denn, Mobbing entsteht tatsächlich in der Jugendgruppe oder Gemeinde, s. dazu 3.2. Dabei gibt es zwei Bereiche, zum einen die Prävention von Mobbing und zum anderen die akute Hilfe im Mobbingfall.
3.1. Prävention von Mobbing
In christlicher Jugendarbeit benötigt man keine ausgefeilten Anti-Mobbing-Programme, um für das Thema zu sensibilisieren und Mobbing vorzubeugen. Stattdessen bietet der christliche Glaube viele hilfreiche Ansatzpunkte, welche die Jugendlichen in ihrem Umgang untereinander und mit anderen fördern können. Im Folgenden seien einige genannt:
Über Mobbing „lehren“
Wie wir unter 2. gesehen haben, finden sich in der Bibel einige Geschichten mit wichtigen Orientierungshilfen zum Thema. So könnte bei einem Jugendtreffen z.B. eine der obigen Geschichten behandelt und deren Erkenntnisse über Mobbing gemeinsam erarbeitet werden. Weiterhin kann in Einheiten zur Sprache kommen, welcher Wert uns in Jesus zugesprochen wird (z.B. anhand von Psalm 139 oder Römer 8). Dies kann den Jugendlichen helfen, einen gesunden Blick auf sich sowie auch andere zu entwickeln- nicht zu hoch und nicht zu niedrig.
Eine besondere Erfahrung kann es außerdem sein, in einer Veranstaltung eine (ehemals) von Mobbing betroffene Person zur Sprache kommen zu lassen, z.B. in Form eines Interviews. Diese kann darüber berichten, wie sie Mobbing erlebt hat und was ihr geholfen hat, damit umzugehen.
Ein offenes und vertrautes Klima schaffen
Gemeinde und somit auch Jugendarbeit sollte ein Ort sein, an dem eine Atmosphäre der Offenheit und Vertrautheit herrscht. Diese zu fördern, kann auf allen Ebenen passieren. Zunächst sind die Leiter herausgefordert, selbst Ehrlichkeit und Offenheit zu leben und andererseits auch vertraulich mit ihnen zugetragenen Informationen umzugehen. Weiterhin sind regelmäßige Mentoren- oder Coachinggespräche mit allen Jugendlichen sinnvoll. Darin kann auf aktuelle Ängste und Probleme der Teens eingegangen werden; ihnen wird vermittelt, dass ihre Sorgen gehört und ernst genommen werden. Solche Gespräche sollte nicht allein der Leiter der Jugendgruppe führen, sondern auch die Mitarbeiter mit ihnen anvertrauten Jugendlichen. Ein Kleingruppensystem einzuführen, kann dabei helfen und dazu beitragen, dass jeder Jugendliche einen Ansprechpartner hat. In den Kleingruppen kann außerdem eine offene und vertraute Atmosphäre geübt und gelebt werden.
Daneben kann es hilfreich sein, gemeinsam mit den Jugendlichen biblische Werte und eine Vision für die Jugendgruppe zu erarbeiten, die dort gelebt werden sollen. Die Vision und deren Werte (z.B. Echtheit, Ehrlichkeit, Vertrauen…) können von Zeit zu Zeit wiederholt werden, um sie für die Jugendlichen präsent zu halten.
Ein Leib: Das „Wir-Gefühl“ stärken
Biblisch gesehen ist Gemeinde „ein Leib“, deshalb können Jugendliche gerade hier üben und lernen, beziehungsfähig zu werden. Gerade in dieser Altersgruppe kann das anhand verschiedener erlebnispädagogischer Aktionen und Spiele geschehen. So können gemeinsamer Sport oder Gruppenspiele das Wir-Gefühl stärken.23Für zahlreiche Spiele und Übungen, die soziale Kompetenzen fördern, sei auf „Teil 3: Methoden und Übungen“ im Anti-Mobbing-Buch von Mustafa Jannan verwiesen (s. Literaturliste). Auch Konzepte wie eine christliche Pfadfinderarbeit (z.B. die „Royal Rangers“) helfen, durch gemeinsame Aufgaben und Herausforderungen zusammenzuwachsen und sich gegenseitig zu unterstützen. Daneben kann eine Aktion wie die Renovierung des Jugendraumes oder ein soziales Projekt ebenso die Verbundenheit untereinander fördern.
Persönlichkeit und Gaben entdecken
In der christlichen Gemeinde werden alle gebraucht, da jeder individuelle Gaben und Fähigkeiten besitzt. Deshalb sollten Jugendliche ermutigt werden, sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit und ihren Gaben auseinanderzusetzen (z.B. anhand von Tests, persönlichen Gesprächen, Ausprobieren in verschiedenen Bereichen usw.). Diese können sie dann in der Jugendgruppe sowie darüber hinaus in der Gemeinde einbringen und dabei ihre individuellen Stärken kennenlernen.
Barmherzigkeit und Nächstenliebe üben
Als Christen sind wir aufgefordert, gerade den Armen und Schwachen zu helfen und ihnen die gute Botschaft zu bringen. Wenn Jugendgruppen sich mit den Benachteiligten und Gemobbten der Gesellschaft solidarisieren und konkrete Schritte gehen, um solchen Menschen zu helfen, können die Jugendlichen Barmherzigkeit lernen und mehr Verständnis für die Schwachen bekommen. Sie können anderen dienen, indem sie z.B. in einem Besuchsdienst für alte Menschen oder auch bei einer Arbeit mit Obdachlosen oder Geflüchteten mithelfen.
Außerdem kann es nützlich sein, sich zunächst darüber Gedanken zu machen, welche Vorurteile gegenüber anderen Menschen(-gruppen) in den eigenen Köpfen herrschen. Hat man diese erst einmal entlarvt, kann man viel offener für andere sein.
Elternarbeit aufbauen
Eine Elternarbeit aufzubauen, hat viele Vorteile und kann auch helfen, Mobbing zu vermeiden. Wenn ein regelmäßiger Kontakt zwischen den Mitarbeitern bzw. Leitern der Jugendgruppe und den Eltern besteht, können diese gemeinsame Schritte gehen, um die Jugendlichen zu fördern und rechtzeitig zu handeln, bevor es zu einem Mobbingfall kommen sollte. Trotzdem sollte auch darauf geachtet werden, dass die Eltern dadurch nicht ihre Kinder kontrollieren.
All diese Dinge sind Möglichkeiten, wie christliche Jugendarbeit schon aktiv vorbeugen kann, so dass es nicht zu Mobbing kommt. Abschließend wollen wir aber noch betrachten, was hilfreich ist, wenn der Fall doch eintritt.
3.2. Hilfestellungen im Mobbingfall
Wie bereits erwähnt, befinden sich höchstwahrscheinlich Mobbing-Opfer auch unter den Teilnehmern einer Jugendgruppe, möglicherweise ebenso Täter. Zunächst stellt sich die Frage, woran dies zu erkennen ist:
Anzeichen für Mobbing
Einige Hinweise, dass es sich um Mobbing-Opfer handelt, können sein:24Vgl. Alsaker, Mutig, 177; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 23; Wachs, Mobbing, 24.
-Sie gehen nicht gern zur Schule oder haben Angst davor; erfinden Ausreden, um nicht zur Schule gehen zu müssen;
-ihre schulischen Leistungen verschlechtern sich plötzlich und deutlich;
-sie haben körperliche Probleme wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen;
-sie wirken unglücklich und bedrückt, ziehen sich zurück, sind ängstlich oder angespannt und wirken zerstreut;
-sie tragen Verletzungen oder kaputte/beschädigte Gegenstände mit sich;
-sie haben keine oder wenige Freunde, werden von den anderen gemieden und nicht mehr zu ihnen eingeladen.
Viele der potenziellen Warnsignale sind von Außenstehenden nicht leicht zu erkennen. Außerdem kann es sein, dass ein Mobbing-Opfer in der Jugendgruppe keine dieser Anzeichen zeigt, weil es sich dort „erholen“ kann. Deshalb gilt es, sehr sensibel mit den Beobachtungen umzugehen und bei Bedarf vorsichtig die Eltern hinzuzuziehen; sie können diese Hinweise dann bewerten.
Anzeichen für Mobbing-Täter können sein:25Vgl. Wachs, Mobbing, 24.
-Sie haben eine dominante Stellung in der Gruppe, stehen häufig im Mittelpunkt;
-sie weisen wenig Empathie für Schwächere auf, sind eher impulsiv und aggressiv;
-sie sind immer wieder in Streitigkeiten verwickelt, schüchtern andere schnell ein;
-sie setzen andere unter Druck oder verbreiten Gerüchte, um andere zu beeinflussen.
Auch hier sollten alle Signale vorsichtig betrachtet werden und bei Bedarf mit Eltern oder Lehrern sowie Mitschülern abgesprochen werden.
Wie können wir also in der christlichen Jugendarbeit Betroffene unterstützen?
Unterstützung für Opfer
Gerade wenn sich ein Mobbing-Opfer in der Jugendgruppe befindet, ohne dass Täter oder involvierte Mitschüler anwesend sind, kann dies ein Ort der Ruhe und Erholung für die Gemobbten sein. Die Gemeinde und Jugendgruppe können solchen Personen eine Heimat werden, in der sie sein dürfen wie sie sind und nicht ständig an den Konflikt denken müssen. Das ist eine große Chance, deshalb sollten Mitarbeiter darauf bedacht sein, eine angenehme, offene und herzliche Atmosphäre zu fördern, in der sich jeder willkommen fühlt. Dafür kann es hilfreich sein, wenn sie als Vorbilder für die (anderen) Jugendlichen einen ersten Schritt auf die Außenstehenden, Schüchternen oder Gemobbten zugehen und diese somit ermutigen, auch solche Personen zu integrieren und sich mit ihnen anzufreunden. Auf diese Weise können Jugendliche, die sonst „Opfer“ sind, neu ihre bedingungslose Wertigkeit erkennen. Wenn sie motiviert werden, sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen, erfahren sie außerdem Bestätigung und Anerkennung. Dies kann ihnen auch helfen, gestärkt in den Mobbing-Konflikt zu treten.
Weiterhin ist es wichtig, Mobbing-Opfer auch persönlich zu begleiten. Dies kann, je nach Schwere des Mobbings, über Mentoring, eine Zweierschaft oder Seelsorge geschehen (oder auch in Kombination). Ziele dieser Beziehungen sind:
-Diesen Jugendlichen zuzuhören und sie zu begleiten;
-sie neu in ihrem Wert in Jesus zu bestätigen und sie zu stärken;
-mit ihnen biblische Geschichten zum Thema zu lesen und daraus hilfreiche Erkenntnisse für ihre Situation abzuleiten;
-gemeinsam mit ihnen für den Konflikt und eine Veränderung zu beten;
-einen Vergebungsprozess zu durchlaufen, in dem sie ihren Täter(n) und Mitschülern vergeben und für sie beten (vgl. z.B. Mt 5,44-45; Röm 12,19);-ihnen zu helfen, Strategien für den Mobbing-Fall zu entwickeln und sich im Notfall auch selbst zu verteidigen;26Dies sollte nicht aus Rachegedanken geschehen, sondern nur, wenn das Opfer z.B. physisch misshandelt wird. Für weitere Gedanken dazu vgl. z.B. Arbuckle, Confronting, 122 f.; Hardin, What does the Bible teach us about Bullying? (Internetartikel).
-ihnen ihre Rechte aufzuzeigen und diese notfalls mit Hilfe von außen wieder zu verschaffen.27So handelt es sich z.B. bei Cybermobbing in den meisten Fällen um eine Straftat, vgl. Katzer, Cybermobbing, 71 ff. Eine Auflistung von hilfreichen Gesetzestexten findet sich bei Jannan, Anti-Mobbing-Buch, ab S. 179 (Teil 5,5).
Dabei ist es wichtig, sehr sensibel vorzugehen und die Betroffenen weder in eine solche Beziehung zu zwingen, noch vorzugeben, innerhalb welcher Zeit sie diese Ziele erreichen sollten. Das Opfer sollte lernen, aus eigener Entscheidung Schritte zu gehen, damit es neu lernt, selbst mündig und fähig zu sein.
Umgang mit Tätern
Auch Täter können sich unter Umständen in der Jugendgruppe befinden. Für sie ist es ebenfalls wichtig, dass sie Begleitung und Unterstützung empfangen, denn nur so können sie ein anderes Verhalten lernen. So kann es hilfreich sein, diese Jugendlichen mit Jesus und dem Kreuz zu „konfrontieren“: Obwohl er seine Macht hätte ausnutzen können, hat er sich aus Liebe für andere Menschen erniedrigt und hingegeben (s. Phil 2,5-11). Wenn ein Täter also behauptet, an Jesus zu glauben, aber jemanden mobbt, wie kann er dann Jesus nachfolgen? Was hat das Kreuz in seinem Leben verändert? Das sind mögliche Fragen, die zum Nachdenken anregen können. Vielleicht mobbt der Täter auch, weil er oder sie selbst ein Problem mit dem eigenen Wert hat und sich durch das Opfer in seiner sozialen Stellung (fälschlicherweise) bedroht sieht. Dann kann es ebenso helfen, diesen Personen neu ihren Wert in Jesus zuzusprechen, der nicht zu hoch und nicht zu niedrig ist.28Ein hilfreiches kleines Buch dazu ist von Tim Keller: „Vom Glück, selbstlos zu leben“ (Originaltitel „The Freedom of Self-Forgetfulness“).
Weiterhin kann es hilfreich sein, für solche Personen eine bestimmte Aufgabe des Dienens zu suchen. Sie könnten z.B. bei sozialdiakonischen Projekten mit eingesetzt werden oder beim Besuchsdienst für ältere Menschen, aber auch konkret in der Jugendgruppe, indem sie dort für eine schwächere Person oder einen Jugendlichen mit Handicap Verantwortung übernehmen. Das kann dazu führen, dass die Täter selbst mehr Empathie und prosoziales Verhalten gegenüber anderen lernen; jedoch sollte auch diese Aufgabe begleitet werden, damit sie ihre Erfahrungen im Gespräch reflektieren können.
Nicht zuletzt ist es von großer Bedeutung, auch solchen Menschen in Liebe und Geduld zu begegnen und ihnen Annahme zu zeigen, denn weil sie diese oft selbst nicht erfahren haben, sind sie zu Tätern geworden. Gleichzeitig müssen sie umso mehr Grenzen ihres Handelns erleben können.
Mobbing in der Jugendgruppe oder Gemeinde
Was ist aber, wenn es tatsächlich auch zu einem Mobbingfall in der Jugendgruppe kommt? Wenn eine konkrete Mobbing-Situation geschieht und jemand diesen Vorfall beobachtet, sollte sofort eingegriffen werden. Daraufhin ist Hilfe bei verantwortlichen Leitern oder auch (je nach Schweregrad) der Gemeindeleitung zu suchen und im gemeinsamen Gespräch zu überlegen, wie weiter vorgegangen werden soll. Sicherlich ist es auch hilfreich, erfahrene Personen im Umgang mit Mobbing hinzuzuziehen und mit diesen den Fall zu besprechen.
Anschließend können Gespräche mit dem Opfer, dem oder den Täter(n) und der gesamten Gruppe geführt werden. Auch hier kann es helfen, Gruppenspiele und -übungen zu machen oder über gemeinsame Werte nachzudenken (s. 3.1). Wichtig ist es, das Mobbing nicht zu verschweigen oder zu verharmlosen, sondern gemeinsam mit den Jugendlichen nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Dabei können gerade die christlichen Elemente wie gemeinsames Gebet oder biblische Werte eine wertvolle Hilfe sein.
Ein schwieriges Thema, das häufig auch mit Mobbing in Gemeinden zusammenhängt, ist religiöser Missbrauch. Dabei setzen meist die Verantwortlichen einer Kirche ihre Mitglieder unter Druck, bestimmte Regeln einzuhalten oder Dinge für sie zu tun. In solchen Fällen sollten Betroffene auf jeden Fall seelsorgerliche Hilfe von außen suchen.29Vgl. den Internetartikel „Mobbing? Bei uns doch nicht!“ (Literaturliste). Ein hilfreiches Buch zum Thema ist von Inge Tempelmann: „Geistlicher Missbrauch. Auswege aus frommer Gewalt“.
Ausblick
Mobbing ist ein komplexes Thema, bei dem viele verschiedene Faktoren im Hintergrund stehen. Oft ist es als Außenstehender nicht leicht, einen detaillierten Einblick in alle diese Dinge zu bekommen und weise Entscheidungen zu treffen, wie damit umzugehen ist. Doch wie in der Josefsgeschichte kann Gott auch solche zwischenmenschlichen Konflikte nutzen, um Menschen im Vertrauen auf ihn wachsen zu lassen und den Konflikt zu lösen. Mit dieser Hoffnung können wir auch heute Jugendlichen in unseren Gemeinden helfen und sie stärken.
Autorin
Marie-Helen Bach
Endnoten
- 1Vgl. Wachs, Mobbing, 20 f. Manchmal wird Mobbing eher für Schikanen am Arbeitsplatz und Bullying für selbige Handlungen unter Jugendlichen verwendet, vgl. Teuschel, Bullying, 12 f.
- 2Vgl. dazu die Definitionen von Teuschel, Bullying, 34 f.; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 22; Alsaker, Mutig, 14; Wachs, Mobbing an Schulen, 18 f.
- 3Vgl. Teuschel, Bullying, 31 ff.
- 4Beispiele entnommen aus Wachs, Mobbing, 29.
- 5Vgl. die Studie „Children’s Worlds+“, 93. Da dies keine Langzeitstudie ist, wurde hier nach den Erfahrungen im letzten Monat gefragt. Die hohen Zahlen lassen jedoch vermuten, dass sich solche Taten auch regelmäßig ereignen.
- 6Vgl. Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 25.
- 7Merkmale entnommen aus Teuschel, Bullying, 89, 98-99, 102; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 35 f.
- 8Vgl. Wachs, Mobbing, 69 ff.
- 9Vgl. Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 31 f.
- 10Vgl. Teuschel, Bullying, 111 ff.
- 11Merkmale entnommen aus Teuschel, Bullying, 120 ff.; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 32 f.
- 12Vgl. Wachs, Mobbing, 73 ff.; Alsaker, Mutig, 136 ff.
- 13Vgl. Alsaker, Mutig, 76.
- 14Vgl. z.B. Teuschel, Bullying, 135 ff; Wachs, Mobbing, 64. Zu den Häufigkeiten: In der Studie waren etwa weitere 8% Täter, 17% Opfer und 13% konnten keiner Gruppe zugerechnet werden.
- 15Vgl. dazu Wachs, Mobbing, 54; Teuschel, Bullying, 163 ff.
- 16Vgl. Katzer, Cybermobbing, 61.
- 17Vgl. ebd. 62 ff.
- 18Vgl. Teuschel, Bullying, 23 f.
- 19Wenn eine Einzeltat schon traumatisierende Folgen für das Opfer hat, kann dies auch Mobbing sein, s. unter 1.1.
- 20Petrus versucht hier besonders zu betonen, dass die Schuld für Leiden nicht beim Opfer selbst liegen sollte. Natürlich ist ein Mobbingfall nicht gleichzusetzen mit Rechtsbruch.
- 21Das scheint in unserer Kultur nicht so dramatisch, jedoch sollten wir nicht vergessen, dass es für viele Christen in anderen Ländern tatsächlich Alltag ist (und uns fragen, warum es bei uns nicht so ist).
- 22Es sei denn, Mobbing entsteht tatsächlich in der Jugendgruppe oder Gemeinde, s. dazu 3.2.
- 23Für zahlreiche Spiele und Übungen, die soziale Kompetenzen fördern, sei auf „Teil 3: Methoden und Übungen“ im Anti-Mobbing-Buch von Mustafa Jannan verwiesen (s. Literaturliste).
- 24Vgl. Alsaker, Mutig, 177; Jannan, Anti-Mobbing-Buch, 23; Wachs, Mobbing, 24.
- 25Vgl. Wachs, Mobbing, 24.
- 26Dies sollte nicht aus Rachegedanken geschehen, sondern nur, wenn das Opfer z.B. physisch misshandelt wird. Für weitere Gedanken dazu vgl. z.B. Arbuckle, Confronting, 122 f.; Hardin, What does the Bible teach us about Bullying? (Internetartikel).
- 27So handelt es sich z.B. bei Cybermobbing in den meisten Fällen um eine Straftat, vgl. Katzer, Cybermobbing, 71 ff. Eine Auflistung von hilfreichen Gesetzestexten findet sich bei Jannan, Anti-Mobbing-Buch, ab S. 179 (Teil 5,5).
- 28Ein hilfreiches kleines Buch dazu ist von Tim Keller: „Vom Glück, selbstlos zu leben“ (Originaltitel „The Freedom of Self-Forgetfulness“).
- 29Vgl. den Internetartikel „Mobbing? Bei uns doch nicht!“ (Literaturliste). Ein hilfreiches Buch zum Thema ist von Inge Tempelmann: „Geistlicher Missbrauch. Auswege aus frommer Gewalt“.
Bibliografie
Alsaker, Francoise D., Mutig gegen Mobbing in Kindergarten und Schule, 2. unveränderte Auflage, Hogrefe, Bern 2017
Andresen, Sabine/Renate Möller, Children’s Worlds+. Eine Studie zu Bedarfen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Gesamtauswertung, Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh 2019
Arbuckle, Gerald A., Confronting the Demon. A Gospel Response to Adult Bullying, Liturgical Press, Collegeville 2003
Hardin, Neal, What does the Bible teach us about Bullying?, https://erlc.com/resource-library/articles/what-does-the-bible-teach-us-about-bullying/ vom 21.11.2020
Jannan, Mustafa, Das Anti-Mobbing-Buch. Gewalt an der Schule – vorbeugen, erkennen, handeln, 2008, 4., vollständig überarbeitete Auflage, Beltz, Weinheim und Basel 2015
Katzer, Catarina, Cybermobbing. Wenn das Internet zur W@ffe wird, Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg 2014
Schneebeli, Rebecca, Mobbing? Bei uns doch nicht! (Interview mit Jacob Wiebe), https://www.erf.de/themen/leben/mobbing-bei-uns-doch-nicht/6866-542-4402 vom 01.12.2020
Teuschel, Peter/Klaus Werner Heuschen, Bullying. Mobbing bei Kindern und Jugendlichen, Schattauer, Stuttgart 2013
Wachs, Sebastian/Markus Hess u.a., Mobbing an Schulen. Erkennen-Handeln-Vorbeugen (Brennpunkt Schule), W. Kohlhammer, Stuttgart 2016